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Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Es war tatsächlich im Jahr 1907, in welchem Urgroßvater Karl Christof Jeutter seine Gärtnerei gründete. Die Entdeckung des 110-jährigen Bestehens und somit die Fortführung in vierter Generation, machte Johannes Martin Jeutter, Garten- und Landschaftsbau in Göppingen, leider erst eine Zeitlang nach der Einladung zum 80-jährigen Firmengeburtstag.

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch, MlR, Johannes Martin Jeutter und Nicole Jeutter (von li nach re) lauschen den Festrednern. (Foto: Jeutter/Reidel)

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg ließ es sich nicht nehmen und gratulierte im Rahmen eines Festaktes Nicole und Johannes Martin Jeutter persönlich zu diesem außergewöhnlichen Unternehmenserfolg.

Die Umwelt immer im Mittelpunkt

„Die Ökologie mit der Ökonomie zu verbinden, ist ein Thema, das die Gärtner der Familie Jeutter seit Anbeginn der Unternehmensgründung beschäftigt", erklärt Johannes Martin Jeutter. Am 5. Juli 1937, also vor 80 Jahren, gründete Karl Theophil Jeutter in Göppingen eine Landschafts- und Friedhofsgärtnerei. Mutig und innovativ war das damals, denn der Landschaftsbau war zu dieser Zeit noch ein ganz zartes Pflänzchen zwischen den verschiedenen Sparten des Gartenbaus. Unter Karl Ulrich und Inge Jeutter blieb der Garten- und Landschaftsbau, zusammen mit dem Aufbau einer Staudengärtnerei, das Kernthema. Als Kreisgärtnermeister und absoluter Vorreiter machte sich Karl Ulrich Jeutter schon damals für den Umweltschutz stark. 1999 übernahmen Nicole und Johannes Martin Jeutter die Firma. Ihren Auftrag für die Natur sehen beide in der naturnahen Gestaltung von Gärten und Firmengeländen. „Gerade bei den Gewerbegebieten sehen wir ein wirklich riesiges Potenzial, für die Umwelt etwas zu bewegen und die Biodiversität zu stärken", erklärt Jeutter in seiner Ansprache.

„Millionenschwere, teilweise unsinnige Ausgleichsmaßnahmen dienen oft mehr dem Ego Einzelner als tatsächlich der Natur", bemängelt der Unternehmer. „Hier möchten wir gerne ein Umdenken befeuern, das ist unser Ziele für unsere unternehmerische Zukunft. Deswegen werden wir uns für die naturnahe Gestaltung von Firmengelände verstärkt einsetzen und mit kreativen und pflegeleichten Ideen eine bewusste Entscheidung für die Förderung der biologischen Vielfalt erreichen. Das Landschaftserlebnis zurück in die Städte zu bringen, ist unsere Aufgabe. Bewegen Sie die Erde, es macht die Flächen vielfältiger und schöner", fordert Jeutter auf.

Im Umgang miteinander wünscht sich Johannes Martin Jeutter mehr Konzilianz, gerade auch von Seiten der Ämter und der Verwaltung. Mehr Mut zu Entscheidungen, mehr Mut zum Geben und Nehmen und für andere Kulturen und vor allem mehr Mut zu Veränderungen, wenn sie anstehen. „Mut zeichnet sich aus: Wir gehen sehr offen mit sozial schwächeren Menschen und mit der Flüchtlingsproblematik um. Und wir bekommen für unseren Mut sehr viel zurück: Dankbarkeit, Zuspruch, Anerkennung und Wertschätzung. Das ist unser System, mit dem wir gut gefahren sind und auch weiterhin gut fahren werden. Auftragnehmer und Auftraggeber teilen wir nicht in feindliche Lager ein, sondern sehen uns alle als Partner eines funktionierenden Sozialsystems. Ein gutes Lebensgefühl ist für uns die Grundlage für ein modernes Unternehmertum", so Jeutter.

Ein kleiner ideenreicher Ausblick

Zu begrünende Flächen in Gewerbegebieten eignen sich hervorragend, um die Biodiversität zu fördern, da sie in der Regel keinem Druck durch Erholungsuchende ausgesetzt sind und Pflanzen und Tiere hier den nötigen ungestörten Lebensraum vorfinden. Die extensive Pflege dieser beispielsweise Blumenwiesen aus Wildkräutern und Gräsern fördert die Artenvielfalt. Die späte Mahd erlaubt das Aussamen der Kräuter, bietet bodenbrütenden Vogelarten die perfekte Tarnung und den Bienen wertvollen Nektar bis zum letzten Tropfen.

Dabei sind die Anlage- und Pflegekosten oftmals viel geringer als gedacht. Teure Beläge oder Asphalt werden durch wassergebundene Decken ersetzt, was die Abwassergebühren merklich senkt, da es sich um unversiegelte Flächen handelt. Die Kosten für eine Ansaat ist meist wesentlich günstiger als das Pflanzen einer Staudenmonokultur. Bei der Auswahl geeigneter Gehölze fallen zudem kaum Schnittmaßnahmen an. Auch optisch sind derart begrünte Flächen in den eher öden Industrie- und Gewerbegebieten ein absolutes Highlight: Bunte duftende Landschaftsbilder können hier mit der entsprechenden Pflanzenkompetenz „gezeichnet" werden. Nicht zu unterschätzen ist damit einhergehende die Imageförderung. Um die Mitarbeiter aktiv an diesem Naturerlebnis teilhaben zu lassen, empfiehlt sich das Einplanen gemütlicher Sitznischen für entspannende Pausenzeiten. Holzbänke, Hochbeete oder auch Trockenmauern eignen sich zum Ausruhen und Beobachten der Natur. Artenreiche Streuobstwiesen mit alten Apfel-, Birnen- und Kirschensorten, ergänzt durch wertvolle Wildobstarten, stellen wichtige Rückzugsräume dar und sind ein reich gedeckter Tisch für unsere heimischen Wildtiere. Ein naturnaher Teich ergänzt das Areal und bietet Lebensraum für seltene Amphibien.

Viel Lob für jahrzehntelanges Engagement

Staatssektretärin Friedlinde Gurr-Hirsch hob in ihrer Ansprache besonders die menschliche Komponente hervor, die bei der Führung des Familienbetriebes über alle Jahrzehnte hinweg eine wichtige Rolle spielte und bis heute spielt. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen zwei Flüchtlinge aus Gambia und Nigeria und gibt immer wieder sozial schwachen Menschen die Chance, in ein geregeltes Arbeitsleben einzusteigen. Dieses Engagement wird von Gurr-Hirsch als außergewöhnlich wahrgenommen. Auch lobte sie das immerwährende politische Engagement der Jeutters und behauptet „mit Fug und Recht, dass dieses Unternehmen ein Vorzeigebetrieb der Branche ist." Familienunternehmen sind die prägenden Vorbilder unserer Volkswirtschaft sowie das Herzstück unserer sozialen Marktwirtschaft, so die Staatssekretärin. Reiner Bierig, Geschäftsführer des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. weiß, wie wichtig derart einsatzbereite Betriebe für die Branche und deren Entwicklung sind. „Unternehmen, die mit so viel Kraft, Energie, Leidenschaft und Weitblick geführt werden, beeindrucken mich immer wieder zutiefst, denn hierfür reichen selbst die besten Marktbedingungen nicht aus, um auch noch in der vierten Generation erfolgreich zu sein", so Bierig.

Auch der Baubürgermeister der Stadt Göppingen, Helmut Renftle, war voll des Lobes über die Leistungen des Unternehmens.

Und dass es eine fünfte Unternehmer-Generation geben wird, steht schon fast fest. Sohn Jacob befindet sich bereits in der Ausbildung und auch eine der beiden Töchter liebäugelt mit dem Gedanken, in den Garten- und Landschaftsbau einzusteigen. Und Johannes, der Jüngste, ist ebenfalls von diesem Metier fasziniert. Vererbte Leidenschaft – davon kann man hier wohl sprechen.

Frühlingsfest

Im Anschluss an den Festakt fand ein zweitägiges Frühlingsfest auf dem Gärtnerhof statt, der die Besucher mit einem äußerst abwechslungsreichen Programm erfreute: Rasenberatung, Auswertung von Bodenproben, eine Schaubaustelle und echte Berufsberatung durch hierfür ausgebildete Ausbildungsbotschafter ergaben zusammen mit Vorträgen zu Küchenkräutern und essbaren Wildkräutern eine bunte Vielfalt. Gärtnerische Führungen, auch über den eigens angelegten Wildobstpfad auf dem Betriebsgelände, begeisterten genauso wie der Vortrag von Martin Jeutter zum biologischen Pflanzenschutz gegen den Buchsbaumzünsler. Zum Shoppen gab es nicht nur wunderbare Gehölze, Kräuter und Stauden, sondern jede Menge Gartenaccessoires und alles für den bunt gedeckten Sommertisch. Für das kulinarische Wohlbefinden sorgte der Waldkindergarten Göppingen. Die musikalisch soulige Umrahmung übernahmen das Ensemble „Jazzico" der Jugendmusikschule Göppingen am Festakt sowie die „Brosowskeys" mit loungigem Jazz und lockerem Swing am Wochenende.

 

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