Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Investitionen in die grüne Infrastruktur, also in Grünstrukturen und Freiflächen gerade auch in urbanen Räumen, sind gut angelegt. Sie kommen nicht nur der biologischen Vielfalt, sondern auch uns Menschen zugute. Denn unsere Gesundheit profitiert davon - gerade in Zeiten des Klimawandels, sagt Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) anlässlich der europäischen Fachkonferenz Biodiversity and Health in the Face of Climate Change in Bonn.

Grünflächen in der Stadt - gut für Mensch, Natur und Klima. (Foto: Jens Schiller)

Veranstaltet wird diese vom BfN gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Das Europäische Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterstützt die Veranstaltung.

Der Klimawandel ist eine zunehmende Bedrohung nicht nur für die biologische Vielfalt, sondern auch für unsere Gesundheit. Eine steigende Hitzebelastung im Sommer ist in Städten besonders stark ausgeprägt. Dadurch kommt es zu verstärkten Lungen- und Herzkreislauferkrankungen und sogar zu erhöhten Sterberaten. Besonders betroffen sind davon chronisch Kranke sowie alte Menschen.

"Aber es gibt auch gute Nachrichten: Stadtgrün kann einer Überhitzung der Städte effektiv entgegenwirken. Stadtbäume, Fassaden- und Dachbegrünungen tragen zur Abkühlung bei. Denn sie spenden Schatten, isolieren und fördern die Verdunstung. Urbanes Grün macht unsere Städte widerstandsfähiger gegen den Klimawandel und fördert gleichzeitig Wohlbefinden und Gesundheit", erklärt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. So können größere Grünanlagen je nach Struktur und Umfang insbesondere nachts zu einer Abkühlung von fünf bis zehn Grad Celsius führen. Zusätzlich bieten gut verteilte Freiräume mehr Stadtbewohnern die Möglichkeit, von den positiven Wirkungen zu profitieren und dem Hitzestress auf kurzem Wege auszuweichen.

"Eine vielfältige Natur hat positive Effekte auf die körperlichen, seelischen und sozialen Komponenten von Gesundheit: Attraktive Grünräume animieren zu Sport und Bewegung, laden aber auch zu Erholung und Entspannung ein. Sie fördern das Konzentrationsvermögen sowie die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern. Und sie tragen zur sozialen Integration bei, indem sie allen sozialen Schichten den Zugang ermöglichen", sagt Prof. Jessel. "Es bestehen also weitreichende Synergien zwischen dem Naturschutz, der Anpassung an den Klimawandel und der Gesundheitsförderung. Diese müssen besser genutzt werden: Grüne Infrastruktur stellt in verschiedener Hinsicht eine wichtige Präventionsmaßnahme dar, die verstärkt gefördert werden sollte", empfiehlt die BfN-Präsidentin. "Auch vor dem Hintergrund, dass die Kosten des Gesundheitssystems ständig steigen, sind Investitionen in eine vielfältige und ansprechende grüne Infrastruktur effizient eingesetzte Mittel." Einige Städte, zum Beispiel Frankfurt, Leipzig und Saarbrücken haben die Bedeutung innerstädtischer Grünflächen erkannt und wegweisende Landschaftspläne oder Freiraumstrategien zur integrierten Planung, Sicherung, Entwicklung und Management der urbanen grünen Infrastruktur erarbeitet.

Doch nicht nur das Naturerleben im direkten Lebensumfeld in der Stadt ist von Bedeutung. Auch Naherholungsgebieten am Stadtrand sowie weiter entfernt liegenden Naturlandschaften kommt im Hinblick auf gesundheitliche Aspekte eine wichtige Rolle zu. "Naturschutz und Gesundheitsförderung müssen daher gemeinsam und über verschiedene räumliche Skalen hinweg betrachtet werden. Dies ist eine wichtige Aufgabe für die Stadt- und Landschaftsplanung, insbesondere angesichts der fortschreitenden Klimaveränderungen", so Prof. Jessel.

An der dreitägigen Fachveranstaltung nehmen rund 220 Expertinnen und Experten aus Forschung, Politik und Praxis, darunter hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der EU-Kommission, der Europäischen Umweltagentur und renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil. Die Konferenz bringt Akteure aus den Bereichen Naturschutz, Gesundheitsförderung und Anpassung an den Klimawandel zusammen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie eine vielfältige Natur zu Gesundheit und Wohlbefinden angesichts steigender Temperaturen und anderer Auswirkungen des Klimawandels beitragen kann. Anhand von Forschungsergebnissen und Praxisbeispielen werden Möglichkeiten erörtert, die solche naturbasierten Lösungsansätze bieten, um daraus politische Handlungsempfehlungen abzuleiten. Im Rahmen der Veranstaltung wird vom Europäischen Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch ein sogenannter "action brief", also eine Handlungsanleitung für Kommunen, zum Thema "Grünräume in der Stadt" der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

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