Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mit rund 220 Teilnehmern waren die Mainfrankensäle beim diesjährigen Gehölztag der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) am Mittwoch, den 21.06.2017, bis auf den letzten Platz besetzt. Im Mittelpunkt der Fachtagung standen diesmal die zukunftsträchtigen Baumarten.

„Das Grün in der Stadt muss eine Zukunft aben!“ – Klaus Körber zeigte in seinem Vortrag Möglichkeiten auf, wie sich handwerkliche Fehler vermeiden lassen und schaffte ein Bewusstsein für die Bäume.

Bis auf den letzten Platz besetzt: Das hohe Interesse des Fachpublikums, das teilweise auch aus den Niederlanden und Ungarn anreiste, machte die große Bedeutung des Themenbereichs Baum deutlich.

Die Auswahl des richtigen Baumes für den passenden Standort ist die Basis – die kontinuierliche Baumpflege das A und O. Peter Uehre zeigte dem Fachpublikum dafür verschiedene Schnitttechniken. (Fotos: © Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim)

„Das große Interesse des Publikums zeigt, wie wichtig das Thema Zukunftsbaum ist", so Klaus Körber, LWG-Sachgebietsleiter Obstbau und Baumschule sowie Organisator der Veranstaltung. Neben produzierenden Baumschulen konnten auch zahlreiche Kreisfachberater sowie Mitarbeiter von Städten und Gemeinden aus ganz Deutschland begrüßt werden. Damit saßen alle für den Baum relevanten Entscheidungsträger an einem Tisch. Denn die für den Baum so wichtigen Veränderungen, dass dringend notwendige Umdenken, finden nur dann statt, wenn alle Beteiligten Hand in Hand für die Zukunft des Baumes arbeiten.

Hitzestress das eine – handwerkliche Fehler das andere

Bei Außentemperaturen von bis zu 35 °C schwitzten nicht nur die Teilnehmer des Gehölztages. „Unsere Bäume, vor allem die in der Stadt, haben es bei Temperaturen wie heute zunehmend schwerer", betonte Klaus Körber. Vielmehr fühlen sich die Bäume durch die Sonneneinstrahlung in Kombination mit der Hitzerückstrahlung von Gebäuden und Teerflächen wie im Backofen. „Misst man an Tagen wie heute die Temperatur direkt am Baumstamm, sind 50 °C und mehr nichts Besonderes", so Körber. Doch nicht nur Hitze und Trockenheit setzen den Stadtbäumen mehr und mehr zu. Durch handwerkliche Fehler bereits beim Pflanzen, steht der Baum schon von Anfang an auf ungesunden Füßen und leidet in Kombination mit dem Hitzestress doppelt und dreifach. Dabei sind es die kleinen Dinge, die Großes bewirken. In seinem Vortrag legte der Baumexperte daher Augenmerk auf das richtige Abladen vor dem Pflanzen um Stammschäden zu vermeiden und versuchte ein Bewusstsein für die notwendige Wasserversorgung, nicht nur bei Jungbäumen, zu schaffen.

Der Zukunftswald steht in Veitshöchheim

Mit 31 Hitzetagen bei Durchschnittstemperaturen von bis zu 40 °C (im Jahr 2015) und einem pH-Wert des Bodens von 7,3 testet die LWG am Versuchsbetrieb Stutel über 130 vielversprechende Zukunftsbäume nahezu unter den gleichen Bedingungen wie in Innenstädten. „Viele der heimischen Baumarten sind den steigenden Temperaturen nicht mehr gewachsen und schon deutlich am Limit", betonte Claudia Taeger, LWG-Mitarbeiterin und Baumschulgehilfin. Im Projekt Stadtgrün 2021 untersucht die LWG derzeit zudem an drei urbanen bayerischen Standorten (Würzburg, Hof / Münchberg und Kempten) Zukunftsbäume auf ihre Klimastresstoleranz. Dafür wurden an den klimatisch unterschiedlichen Standorten insgesamt 660 Bäume gepflanzt.

„Unser Ziel ist es, eine künftige Empfehlung geben zu können, welche Baumarten sich für welchen Standort eignen", so Taeger. Denn der Baum muss nicht nur hitzestresstolerant sein, sondern auch zum Standort passen. Bei einem Gang über die Schauflächen des Versuchsbetriebes am Stutel, konnten sich die interessierten Besucher selbst ein Bild von den Bäumen von morgen machen, die vielleicht bald das Stadtbild prägen werden.

Bäume würden am liebsten nur noch schreien

„Ich möchte Ihnen Tipps und Tricks beim Schneiden von Bäumen vermitteln und Ihnen ganz genau sagen, wie man es nicht machen sollte. Ich werde dabei sehr direkt sein, denn ich bin es leid, was unseren Bäumen angetan wird", mit diesem Einstieg fand Peter Uehre gleich zu Beginn direkte und harte Worte an die Zuhörer. Als Mitarbeiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Münster-Wolbek (Nordrhein-Westfalen) ist Peter Uehre nicht nur verantwortlich für das Themenfeld Baum, sondern betreibt zudem auch eine eigene Baumschule. In seinem Vortrag sensibilisierte der Baumschnittexperte das Publikum für die kontinuierliche Baumpflege. Ein richtiger und regelmäßiger Baumschnitt kommt dabei nicht nur der Gesundheit der Bäume zu Gute, sondern auch der Haushaltskasse von Städten und Gemeinden. Denn durch eine Vernachlässigung des Baumschnittes wird am falschen Ende gespart – die Ersparnis zahlt man am Ende doppelt zurück. Im praktischen Teil der Tagung führte Uehre daher Schnitttechniken im Zukunftswald auf dem Gelände des Versuchsbetriebes Stutel direkt am lebenden Objekt vor.

Bäume und Bienen gehören zusammen

Frei bauende und in den Ästen hängende Bienenvölker wie beispielsweise in Afrika oder Südostasien gibt es bei uns nicht. „Derzeit gibt es in Deutschland keine wildlebende Honigbienenvölker, da durch den Varroa-Schädling ein Überleben des Volkes ohne entsprechende Maßnahmen durch den Imker nicht möglich ist", erläuterte Dr. Ingrid Illies, stellvertretende Leiterin des LWG-Fachzentrums Bienen. Dennoch gehören Bienen und Bäume zusammen, sind Bäume doch ein interessanter Pollen- und Nektarlieferant. Damit auch die Innenstädte in Zukunft attraktiv für die Bienen bleiben, sind nun neue, hitzestressresistentere Baumarten gefragt. Ein potentieller Kandidat ist der Schnurbaum (Sophora japonica). Die asiatische Baumart ist bei den Bienen nicht nur sehr beliebt, sondern erfüllt gleichzeitig einen sehr hohen Nutzen. „Unser Ziel muss es daher sein, diese Bäume noch attraktiver für die Stadt zu machen, um so auch die Artenvielfalt in den Städten zu halten. Denn da wo grün ist, ist auch Leben", so Dr. Ingrid Illies.

Jetzt schon notieren: Der nächste Gehölztag der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau findet im Sommer 2019 statt. Als Schwerpunktthema wurden diesmal die Rosen und ihre Begleitpflanzen gewählt.

 

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