Der Klang von „If you're going to San Francisco. Be sure to wear some flowers in your hair (Scott McKenzie) gab am Donnerstag, den 06.07.2017, den Startschuss für die inzwischen 17. Fachtagung der Beet- und Balkonpflanzen. Fast 450 Vertreter von Gärtnereien und dem Zierpflanzenbau sowie florales Fachpublikum, weit über die Landesgrenzen hinaus, folgten der Einladung der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) nach Veitshöchheim, dass mit einer großen Fachausstellung sowie den in voller Blüte stehenden Schauflächen mit rund 900 Pflanzen zum Blumen-Mekka wurde.
Das diesjährige Motto „Flower-Power" wurde dabei nicht umsonst gewählt: „Von Blumen geht eine besondere Macht aus, die dann sichtbar wird, wenn sie dem Betrachter ein Lächeln auf die Lippen zaubert", so LWG-Präsident Dr. Hermann Kolesch in seinen Grußworten. Und immer mehr Menschen, auch in den Großstädten, möchten verzaubert werden: Denn Balkon und Dachterrasse avancieren zum neuen Wohnzimmer und werden zu einem bunten Hort der Entspannung. Der Vizepräsident des Bayerischen Gärtnereiverbandes, Jürgen Hermannsdörfer, wies zudem auf die positive Wirkung von Blumen hin: Durch ihre Schönheit erfreuen sie die Seele des Menschen und können durchaus als Heilpflanzen betrachtet werden.
Torf oder Nicht-Torf, dass ist hier die Frage
In Niedersachsen wird deutschlandweit der meiste Torf abgebaut und findet sich anschließend als Hauptbestandteil in der Pflanzerde wieder. Aus Gründen des Klima- und Naturschutzes wird dort in den nächsten Jahren der Torfabbau stark reduziert und steht deshalb für die Produktion von Kultursubstraten und Blumenerden nicht mehr zur Verfügung. Rindenhumus, Holzfasern, Substratkompost und Kokosmaterialien können Torf in Kultursubstraten ganz oder teilweise ersetzen. Michael Emmel von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte Vor- und Nachteile der Torfersatzstoffe und die Ergebnisse der langjährigen Versuche vor. Den Produktionsgärtnern empfahl Emmel, sich mit den etwas anderen Eigenschaften dieser neuen Substratmischungen vertraut zu machen.
Wer sind die Schönsten im ganzen Land?
Eva-Maria Geiger, Sachgebietsleiterin Zierpflanzenbau der LWG, stellte zunächst die Ergebnisse von Versuchen bei der Anzucht von Beet- und Balkonpflanzen in diesem Frühjahr vor. Niedrige Heiztemperaturen von 8 °C im März und 6 °C im April brachten Energieeinsparung und kompakten Wuchs, wurden aber nicht von allen Arten vertragen. Bei einigen Petunien-Sorten zeigten sich zum Beispiel Aufhellungen und Blasenbildung auf den Blättern und Veränderungen des Farbmusters bei Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau gesternten Sorten. Außerdem wurden die besten 39 der insgesamt 940 getesteten Sorten aus der Beet- und Balkonpflanzen-Neuheitenprüfung vorgestellt. Sie hatten in der Vorkultur im Gewächshaus gute bis sehr gute Noten erreicht und bewähren sich auch bei der laufenden Gartenleistungsprüfung im Freigelände der LWG. Hier stehen vor allem die Reichblütigkeit bis zum Herbst und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungseinflüssen und Krankheiten im Kriterienkatalog.
Farbakzente auch im Herbst setzen
Mit Topfgartenkonzepten lässt sich auch in der kalten Jahreszeit eine Farbenpracht der ganz besonderen Art auf Balkon und Terrasse zaubern. Die Pflanzenkombinationen bestehen dabei aus zwei bis fünf verschiedenen Pflanzensorten. Doch wie lange kann sich der Blumenfreund im Herbst und Winter an der bunten Blätterfärbung erfreuen? In einem Testversuch wurde das Durchhaltevermögen verschiedener Topfgartenkonzepte auf den Prüfstand gestellt. Barbara Schmitt, Abteilung Gartenbau (LWG), stellte die teils unterschiedlichen Ergebnisse vor. So hielten sich einige Kombinationen ab dem Verkaufstermin Mitte September nur bis Allerheiligen; der Spitzenreiter, eine Kombination aus Heiligenkraut, Efeu, Segge, Thymian und Bärenfellschwingel, überzeugte mit einem Durchhaltevermögen bis in den Februar hinein.
Wellness und Homöopathie für gestresste Pflanzen
Berti Bergmair-Russmann aus Oberösterreich begeisterte seine Berufskollegen für eine innovative Anzuchtmethode mit „Effektiven Mikroorganismen". Dieses Kulturverfahren setzt er mit großem Erfolg in seiner Gärtnerei ein. "Effektive Mikroorganismen" sind speziell hergestellte Mischungen, die unter anderem zur Kräftigung von Pflanzen eingesetzt werden. Bergmair-Russmann produziert seit 2014 alle seine Pflanzen ohne chemische Pflanzenschutzmittel, sondern ausschließlich mit solchen Boden- und Pflanzenhilfsstoffen sowie Homöopathie und erzielt so beste Pflanzenqualitäten.
And the Flower-Oscar goes to …
Mit Spannung wurde auch diesmal die Auszeichnung „MainStar" 2017 erwartet. Bereits zum vierten Mal wählten die anwesenden Fachbesucher aus ausgewählten Neuzüchtungen von Beet- und Balkonpflanzen die attraktivsten Pflanzen aus. Mit ihren hell-dunkelviolett geflammten Blüten überzeugte schließlich die Petunie ‘Sweetunia Miss Marvelous‘ das Fachpublikum und wurde mit dem „MainStar" 2017 ausgezeichnet.