Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Das neu entstandene Wohnungsbauprojekt LAO in München zeigt auf, dass städtische Nachverdichtung auch ökologischen Ansprüchen gerecht werden und eine neue Lebensqualität geschaffen werden kann. Mit dieser außergewöhnlichen Architektur, bei der begrünte Schrägdächer eine wichtige optische Rolle spielen, werden Maßstäbe für die städtebauliche Zukunft gesetzt.

Steildachbegrünung (Foto: Optigrün international AG)

Bauherr war die ZIMA Projektentwicklung Deutschland GmbH & Co. Perlach KG aus Grünwald, geplant und umgesetzt wurde das Projekt durch die KSP Jürgen Engel Architekten GmbH aus München. Die Planung der Außenanlagen und der Dachbegrünungen erfolgte durch das Münchner Büro Kübert Landschaftsarchitektur, dessen langjährige Erfahrung von großem Vorteil war.

Etwas Besonderes. Architektur und Umfeld

Im Münchner Stadtteil Neuperlach entstand im letzten Jahr mit dem Wohnkomplex Leben am Ostpark LAO ein neues Wahrzeichen. Die Architektur ist nicht vergleichbar mit dem sonst üblichen Wohnungsbau, sondern hebt sich mit seiner markanten Silhouette durch die vier geneigten Dächer besonders hervor. Die vier Baukörper sind bis zum zweiten Obergeschoß miteinander verbunden und darüber bestimmen Schrägdachbegrünungen in vier Himmelsrichtungen das Bild. Die vier Gebäude stehen so zueinander, dass in der Mitte ein Innenhof entstanden ist. Hier hat kübertlandschaftsarchitektur einen attraktiven und gern genutzten Freiraum geschaffen.

Es wurden 139 moderne und hochwertig ausgestattete 1-5-Zimmer-Eigentumswohnungen sowie exklusive Penthouse-Wohnungen umgesetzt. Alle Wohnungen haben Loggia, Balkon oder Terrasse, teilweise mit herrlichen Ausblicken in die Umgebung und bis in die Alpen. Im Erdgeschoss gibt es zudem über 2.000 Quadratmeter Fläche für Gewerbe, Café, Ärzte usw.

Nicht nur die Architektur und die Ausstattung, sondern auch die Lage ist besonders, denn alle wichtigen Geschäfte wie beispielsweise die Perlach Einkaufspassagen, das neue Life Einkaufszentrum und auch eine U-Bahn-Station liegen in unmittelbarer Nähe und sind fußläufig erreichbar.

Durch verschiedene Maßnahmen, wie Entsiegelung befestigter Flächen, Reduzierung unbegrünter Parkplätze und Neuplanung großflächiger grüner Freiräume, wurde die Anbindung vorhandener Grünzüge und damit zusammenhängende Grünflächen geschaffen. Die Dachbegrünungen der neuen Wohnanlage spielen dabei auch eine wichtige Rolle und unterstreichen das landschaftsarchitektonische Gesamtkonzept.

Begrünte Steildächer als gestalterisches Element

Nicht nur die abgeschrägten Dachflächen der vier Gebäude mit einer Dachneigung von 27 Grad, sondern vor allem die Begrünungen dieser Steildächer machen den Gebäudekomplex zu einem besonderen Blickfang. Die Steildachbegrünungen sind präsent und tragen den entscheidenden Teil zum „Wohlfühl-Klima“ bei.

Damit die Dachbegrünungen auch auf Dauer und in der gewünschten Qualität bestehen bleiben, mussten schon früh in der Planungsphase grundlegende Punkte beachtet werden. Besonders im Fokus standen dabei die Steildachbegrünungen. Der Landschaftsarchitekt Horst Kübert mit seiner erfahrenen Mitarbeiterin Franziska Fandré und der zuständige Optigrün-Gebietsleiter Stefan Muhl standen in engem Kontakt, um geeignete Lösungen zu erarbeiten.

  • Schubsicherungsmaßnahmen. Dachneigung von 27 Grad
  • Entwässerungsberechnungen: Fließlänge der Steildächer von bis zu 23 Meter
  • Windverwehsicherheit: Gebäudehöhe von bis zu 25 Metern
  • Verschiedene Schichtaufbauten: begrünte und unbegrünte Dachflächen mit unterschiedlichen Nutzungsformen

Schubsicherungsmaßnahmen

Die Dachbegrünungsrichtlinien fordern ab einer Dachneigung von 15 Grad konstruktive Maßnahmen zur Rutschsicherung des Gründachaufbaus. Im vorliegenden Projekt betragen die Dachneigungen der Steildächer 27 Grad. Doch es geht nicht nur darum, das Abrutschen des Aufbaus zu verhindern, sondern auch, die Schubkräfte, die auf die Traufe einwirken, abzufangen und den Traufabschluss stabil genug auszubilden. Aufgrund der großen Länge der geneigten Dachflächen ist es notwendig, nicht nur die Traufe zu stabilisieren, sondern die Fläche in regelmäßige Zwischenabschnitte zu unterteilen und die möglicherweise durch Wettereinflüsse aufkommenden Rutschvorgänge zu bremsen. Die Anwendungstechniker der Optigrün international AG haben die Druckbelastung in Abhängigkeit der Dachneigung, Gewicht der Begrünung und Rauigkeit der Dachabdichtung berechnet und den Einbau der Optigrün-Knagge als statische Rutschsicherung empfohlen. An die durch den Dachdecker in der Unterkonstruktion befestigten und eingedichteten Knaggen konnte die Optigrün-Traufprofil-Leiste durch den Dachbegrüner gestellt werden. Damit wurde der Abschluss zur Traufe, als auch weitere Unterteilungen in der Fläche und offene Rinnen geschaffen. Innerhalb der Fläche sorgt die Optigrün-Schrägdachplatte FKD 58SD in Verbindung mit der zug- und verrottungsfesten Vegetationsmatte für die notwendige Schubsicherung. Die Vegetationsmatten wurden zudem alle 1,4 Meter durch die Optigrün-Vegetationsmattenfixierleisten am Rutschen auf der Schrägdachplatte gesichert.

Entwässerungsberechnungen

Besonders zu beachten waren auch die langen Fließlängen der Steildächer von über 20 Metern. Um eine rückstaufreie Entwässerung der Dachbegrünung sicherzustellen, musste berechnet werden, was der Gründachaufbau unter den örtlichen Niederschlagsbedingungen leisten kann. Die Entwässerungsberechnungen der Optigrün-Anwendungstechnik ergaben, dass es innerhalb der Begrünungsflächen zusätzlich offene Rinnen zur Wasserableitung geben muss.

Windverwehsicherheit

Aufgrund der Gebäudehöhe und –geometrie und der damit verbundenen exponierten Lage der Dachflächen, konnte davon ausgegangen werden, dass die Dächer stärkeren Windangriffen ausgesetzt sind und einer Verwehsicherheitsprüfung unterzogen werden müssen. Diese Verwehsicherheitsberechnungen nach DIN 1055-4 wurden im Leistungsverzeichnis als extra Position ausgeschrieben und durch die Anwendungstechnik von Optigrün erbracht. Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten (Windzone, Gebäudehöhe, Dachflächengeometrie) haben die Optigrün-Techniker Vorschläge für verwehsichere Aufbauten berechnet und mit den Landschaftsarchitekten abgestimmt. Maßnahmen zur Verwehsicherheit waren unter anderem im Eck- und Randbereich der Einsatz von Vegetationsmatten und die Verwendung mit Kies verfüllter Rasengitterwaben.

Verschiedene Schichtaufbauten

Da es verschiede begrünte Dachflächen (Flach- und Schrägdach) und genutzte Dachterrassen gibt, mussten hierfür geeignete Aufbauten gewählt werden. Nachfolgend sind die verwendeten Schichtaufbauten in Abhängigkeit der Nutzungsform aufgeführt:

Flachdachbereiche über dem 7. OG: Optigrün-Systemlösung „Naturdach“

  • Trenn-, Schutz- und Speichervlies RMS 500
  • Drän- und Wasserspeicherelement FKD 40
  • Filtervlies FIL 105
  • 20 cm Extensivsubstrat E-leicht
  • Verrottbare Vegetationsmatte SKG „Sedum-Kräuter-Gräser“
  • Saatgutmischung EKR und Sedum-Sprossen
  • Triangel-Kombi-Schacht TKS Plus

Steildächer: Optigrün-Systemlösung „Schrägdach Schubsicherungssystem P (Plattte)“

  • Trenn-, Schutz- und Speichervlies RMS 300
  • Schrägdachplatte FKD 58SD
  • 8 cm Extensivsubstrat E-leicht
  • Unverrottbare Vegetationsmatte SKG „Sedum-Kräuter“
  • Knagge
  • Traufprofilleiste
  • Vegetationsmattenfixierleiste

Plattenbeläge Dachterrassen: Optigrün-Systemlösung „Verkehrsdach“

  • Schutz-, Trenn- und Gleitlage SGL 500
  • Trenn-, Schutz- und Speichervlies RMS 900
  • Drän- und Wasserspeicherelement FKD 25
  • 4 cm Splitt
  • 5 cm Betonplatten

Umsetzung in die Praxis

Die Dachabdichtungsarbeiten wurden von dem österreichischen Dachdeckerunternehmen Dachbau GmbH aus Piesendorf durchgeführt. Für die Dachbegrünungen in den oben genannten verschiedenen Ausführungsformen kam nur ein erfahrenes Unternehmen in Frage, das eine lange Referenzliste vorweisen kann. Der Optigrün-Partnerbetrieb Garten Moser aus Reutlingen mit seinem erfahrenen Geschäftsführer Martin Hankiewicz und dem Bauleiter Patrick Adler wurden mit der Begrünung der Dächer beauftragt. Nach erfolgreichem Abschluss der Werkplanung und Ausschreibung war kübertlandschaftsarchitektur mit seinem durch langjährige Erfahrung qualifizierten Bauleiter Uwe Hahn mit der Bauleitung betraut.

Die Bauzeit aller Dachbegrünungen und Dachterrassen betrug mit Unterbrechungen etwa 25 Wochen.

Die Verhandlungen von Dachabdichter und Dachbegrüner wurden bei diesem Bauvorhaben getrennt voneinander direkt mit dem Bauherrn durchgeführt, abgerechnet wurden die Leistungen des Dachbegrüners allerdings über die Firma Dachbau. Eine bisher eher selten beobachtete Vorgehensweise, da in der Regel der Dachbegrüner der Subunternehmer des Dachabdichters ist. Dies hat sich bei diesem Projekt bewährt, die Zusammenarbeit war partnerschaftlich-kollegial und die Übergabe- und Überschneidungspunkte wurden besprochen und reibungslos gelöst. Die wichtigsten Punkte waren die Themen „Schubsicherung“ und „Entwässerung“, die wie schon beschrieben gelöst wurden. Die Zusammenarbeit Dachabdichter und Dachbegrüner verlief reibungslos und beide Gewerke waren gut aufeinander abgestimmt, so dass die Zeitpläne weitestgehend eingehalten werden konnten.

Zusammenfassung

Mit dem Wohnbaukomplex LAO wurde in München ein aus verschiedenen Aspekten besonderes Projekt im Neubau umgesetzt. Sowohl Architektur und Begrünung als auch die Zusammenarbeit von Hochbau- und Landschaftsarchitekten und von Dachabdichter und Dachbegrüner passten hervorragend zusammen. Insgesamt wurden etwa 2.500 Quadratmeter Dachfläche begrünt und ein lebenswerter Wohnraum geschaffen.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Optigrün international AG

Am Birkenstock 19
72505 Krauchenwies
Deutschland

Tel.: +49 (7576) 7720
Fax: +49 (7576) 7722 99

Email:
Web: http://www.optigruen.de

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