Die deutsche Industrie ist im September so kräftig gewachsen wie seit über sechs Jahren nicht mehr. Das signalisiert der finale saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI). Er verbesserte sich gegenüber August um 1,3 Punkte und erreichte mit 60,6 den höchsten Wert seit April 2011.
Produktion und Beschäftigung legten sogar noch stärker zu als im August. Rekordverdächtig lange Lieferzeiten deuten jedoch auf erhebliche Lieferschwierigkeiten hin, und der Anstieg der Einkaufspreise hat sich ebenfalls erheblich beschleunigt.
Der PMI-Hauptindex setzt sich aus den Unterindizes Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager zusammen und spiegelt das Ergebnis der September-Umfrage zur Konjunkturlage der Industrie Deutschlands in einem Wert wider.
„Der EMI scheint im Moment nur einen Weg zu kennen – und der führt nach oben. Der anhaltend robuste Aufschwung lässt uns voller Zuversicht in das 4. Quartal blicken“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag in Frankfurt. Etwas Sorge bereiteten dagegen die erneut gestiegenen Einkaufspreise. Einen der Hauptgründe dafür sieht Grobosch in den seit Jahresbeginn wieder anziehenden Preisen für Industrierohstoffe.
„Der EMI hat zuletzt wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Die deutsche Industrie läuft rund, beschleunigt sich sogar noch“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Donnerstag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Die deutsche Wirtschaft sei somit breit aufgestellt. Die Verbraucher blieben in bester Konsumlaune, die Bauwirtschaft sei weiter stark und auch die Investitionen würden dynamischer. Im laufenden Jahr wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt Traud zufolge voraussichtlich sogar die Marke von zwei Prozent überschreiten. 2018 sei mit einem fast genauso so hohen Wachstum zu rechnen. „Daran wird auch die Ende Oktober zu erwartende Ankündigung der EZB, den Einstieg in den Ausstieg der ultralockeren Geldpolitik vorzunehmen, nichts ändern“, sagte die Helaba-Bankdirektorin dem BME.
Nach Ansicht von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, „bekommt die Konjunktur im Herbst noch einmal einen richtigen Schub. Dieser wird auch die Aktienmärkte weiter treiben.“ Die Daten des EMI deuteten auch darauf hin, dass langsam die Inflation anziehe. „Damit könnte es etwas turbulent werden an den Finanzmärkten im kommenden Jahr“, sagte Kater am Donnerstag dem BME.
Jahresausblick*
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist fielen im September sogar noch optimistischer aus als in den beiden Vormonaten. Der entsprechende Teilindex notiert aktuell nur knapp unter dem Rekordhoch von Anfang 2014. Immerhin fast 40 Prozent der Befragten erwarten, dass sich der gegenwärtige Wachstumstrend fortsetzen wird. Einige hingegen sehen den Markt zunehmend gesättigt und gehen eher davon aus, dass das hohe Niveau nicht gehalten werden kann.
*IHS Markit hat am 1. Februar 2017 erstmals für die deutsche Industrie den EMI-Teilindex „Jahresausblick“ veröffentlicht. Dieser Wert spiegelt die Geschäftsaussichten der 500 EMI-Umfrage-Teilnehmer wider und wird alle vier Wochen aktualisiert.