Es ist eng. Verdammt eng: Hinten links will die Umrissleuchte die Hecke touchieren. Langsam kriecht der rote Arocs 2543 rückwärts durch die schmale Gasse Richtung Baustelle. Hinten rechts geht’s haarscharf am Warnschild „Betreten der Baustelle verboten!“ vorbei. „Ohne die hintere Lenkachse hätte das nicht gepasst“, sagt Udo Preußing. „Das ist schon eine feine Sache. Die automatisierte Schaltung übrigens auch.“ Bisher war der Fahrer noch mit einem manuell fußgekuppelten 25-Tonner unterwegs. Jetzt fährt er Powershift 3 – seit acht Wochen sitzt Udo Preußing am Steuer eines von drei flammneuen roten Mercedes-Benz Arocs 2543 6x2/4.
Wir sind auf einer Kleinbaustelle. Alltag für Udo Preußing. Der 51-jährige Kraftfahrer liebt seinen Job, das wird schon vom ersten Meter an deutlich. Fast die Hälfte seines Lebens – „demnächst sind es 25 Jahre“ – liefert Preußing Baustoffe. Immer bei Baustoff Brandes mit Hauptsitz in Peine, einem Unternehmen mit 118-jähriger Tradition, rund 200 Mitarbeitern an sieben Standorten, seit 40 Jahren mit Mercedes-Lkw im Einsatz für kleine und große Bauherren. „Das wird nie langweilig“, sagt der Nahverkehrsprofi. „Das Fahren, das ist ja nur die eine Seite der Medaille.“ Das haben wir gesehen. Zentimetergenaues Rangieren gehört offenbar ebenso zum Alltag.
Powershift unterstützt den Nahverkehrs-Profi
„Ist schon Klasse, wie die von Mercedes die Automatik hingekriegt haben“, kommt Udo noch einmal auf seinen Arocs mit Powershift zurück. Auf der Anfahrt zur Kleinbaustelle lässt er dem Motor-Getriebe-Computer vollkommen freie Hand. „Warum soll ich eingreifen? Besser als die Automatik, das kriegt doch keiner hin.“ Sein bisheriges Arbeitsgerät, ein Actros 2541, wollte noch mit Tippschaltung und Kupplungspedal bedient sein. „Eigentlich höchste Zeit, dass der Nahverkehr die Automatik bekommen hat“, bestätigt Preußing den von Mercedes-Benz schon vor einiger Zeit konsequent eingeschlagenen Weg: Getriebeautomatisierung für alle Lkw-Baumuster serienmäßig.
Stimmt. Schließlich haben Kraftfahrer im Nahverkehr noch viel mehr als ihre Kollegen von der Langstrecke andere Aufgaben zu bewältigen. Abladen zum Beispiel. Im Falle des Baustoff-Spezialisten Brandes sind das oft Paletten unterschiedlichen Gewichts und Größe. Die wollen vor der Fahrt sauber gesichert sein, um sie am Ziel mit viel Fingerspitzengefühl mittels Heckkran von der Ladefläche zu hieven. „Viel Platz zum Schwenken hast du da selten“, sagt Udo.
Fallweise als 40-Tonner auf Liefertour
Diesen Platz zum großzügigen Arbeiten bieten dann wohl Großbaustellen, vermutet der Reporter. „Na ja“, schränkt Preußing ein. „Platz ja. Aber die Wege…“. Seinen 18-Tonnen-Anhänger, den er seinem Arocs bei großen Lieferpartien ankoppelt, lässt Udo Preußing des Öfteren vor der eigentlichen Entladestelle stehen. „Zum Glück habe ich bei dem neuen Wagen jetzt richtig Bodenfreiheit“, lobt er die Freiraum bringende gerade Vorderachse des Arocs. Dann fährt er die letzten Meter eben solo, kommt überall durch, lädt ab und holt sich den zweiten Teil der Lieferung später per Kran von seinem „temporären Zwischenlager“.
Ja, Nahverkehrsfahren mit einem Baustoffverteiler, das ist mehr als nur Lastwagenfahren. Da sind die vielen Landstraßen- und eher wenigen Autobahnkilometer durchaus eine Entspannung. „Und der Neue macht’s einem auch wirklich leicht“, sagt Udo Preußing. Der Reihensechszylinder OM 470 mit 10,7 Liter Hubraum „grummelt leise vor sich hin, wenn ich so mit 65 km/h dahinrolle“. Powershift hilft beim Akustikkomfort: großer Gang, wann immer möglich.
Die nächsten Arocs schon im Blick
Dass bei diesem entspannten Cruisen ein guter Kraftstoffverbrauch herauskommt, liegt auf der Hand. Dabei hat der reine Dieselkonsum im zwölf schwere Einheiten umfassenden Brandes-Fuhrpark nicht die überragende Bedeutung, die ihm im Fernverkehr zukommt. „Allein schon durch die täglich mehrstündigen Kranzeiten kommen wir im Streckenverbrauch nicht an die Werte des ausschließlichen Langstreckeneinsatzes heran“, sagt Alexander Rucz, Leiter Lager/Logistik bei Baustoff Brandes. Der Brandes-Werksfuhrpark besteht reinrassig aus Mercedes-Benz Fahrzeugen: vom Sprinter über den Atego, die bewährten Actros und jetzt die neuen Arocs.
Alexander Rucz, Chef aller Verteiler-Trucks im Brandes-Werksfuhrpark freut sich schon auf die nächsten Neuwagen. „Im nächsten Jahr stehen weitere Erneuerungen bei den Dreiachsern an“, sagt Rucz. Dann bekommt Rucz die Neuwagen mit abermals besserem Basisverbrauch bei den ins Auge gefassten Arocs Baumustern gleich serienmäßig mitgeliefert.
Mehr Motor-Effizienz dank Technik-Evolution
Um gut drei Prozent weniger Dieselkraftstoff benötigt der 10,7-Liter-Motor, der es bei den Neuzugängen in der Brandes-Flotte wohl wieder werden wird, in seiner neuesten Evolutionsstufe im Arocs. Denn die jüngste Generation des Mercedes-Benz OM 470 tritt mit einer rundum gesteigerten Performance an. Der Reihensechszylinder profitiert dabei sowohl von technischen Finessen der Weiterentwicklung des größeren OM 471 als auch von eigenständiger Technik für die kompakte Baureihe.
Das Ergebnis ist in beiden Heavy-Duty-Motoren dasselbe: Noch einmal verbesserte Leistungsentfaltung mit einem Zugkraftplus im unteren Drehzahlbereich, mehr Effizienz und dabei robust wie eh und je. Dafür sorgen stabile Stahlkolben, zwei obenliegende Nockenwellen mit hocheffizientem Räderwerk als Antrieb, asymmetrischer Abgasturbolader, leistungsstarke Motorbremse und das Common-Rail-Einspritzsystem X-Pulse mit Druckverstärkung.
Große 460 PS bei gleichbleibend kleinem Gewicht
Der Mercedes-Benz OM 470 ist daher das Triebwerk nach Maß, wenn kompakte Bauweise mit niedrigem Gewicht – wichtig im Baustofftransport mit Ladekran, der viel Nutzlast kostet –, hohe Leistungsfähigkeit mit guter Durchzugskraft sowie maximale Effizienz mit automatisch, fahrstilunabhängig niedrigem Kraftstoffverbrauch und langen Wartungsintervallen, gefordert ist. Dass es den 10,7-Liter-Arocs dann auch mit 335 kW (456 PS) anstelle bisher 315 kW (428 PS) gibt, kann durchaus eine Überlegung für Alexander Rucz sein. Udo Preußing ist sich hingegen schon nach acht Wochen am Steuer seiner 2543 sicher: „Den behalte ich.“