Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Roland Wagner arbeitet dort, wo Menschen in erster Linie hinkommen, um zu trauern, um sich zu erinnern und um Ruhe zu erleben. Traurig jedoch findet der 48-jährige Friedhofsgärtner aus Rheda-Wiedenbrück seinen Arbeitsplatz auf keinen Fall. Eher im Gegenteil: „Besonders jetzt in der Frühlingszeit ist der Friedhof bunt und lebensbejahend“.

Beratungen zur Grabgestaltung finden häufig auch auf dem Friedhof statt – dort können sich die Kunden von der Leistung des Gärtners direkt überzeu-gen. (Fotoquelle: GdF, Bonn)

Mittlerweile gibt es 80 Memoriam-Gärten deutschlandweit – das Konzept überzeugt, denn die gartenähnlichen Anlagen werden kompetent von Friedhofsgärtnern gepflegt. (Fotoquelle: bildersilberberg.de)

Ein Friedhof ist ein Ort der Ruhe und des Rückzugs für Trauernde, aber auch gleichzeitig ein Ort der Erinnerung und der Hoffnung. Als Friedhofsgärtner kümmert sich Wagner hauptsäch-lich um die Bepflanzung und Pflege von Gräbern, die Angehörige nicht selbst pflegen können oder wollen und diese deshalb an den Profi abgegeben haben. Bei seiner Arbeit richtet er sich häufig nach den individuellen Kundenwünschen. So besorgt er beispielsweise die Lieblingsblumen des Verstorbenen, dekoriert das Grab zu den Totengedenktagen mit liebevollen Gestecken und achtet im Rahmen einer Dauergrabpflege zu jeder Jahreszeit auf ein ansprechendes Aussehen des ihm anvertrauten Grabes.

Doch Wagner versteht noch eine ganz andere Aufgabe als seinen Auftrag. Er sieht sich mitverantwortlich für den Erhalt von Friedhöfen. Diese seien durch zunehmend „kuriose" Bestattungsangebote außerhalb von Friedhöfen gefährdet. Ungenutzte, aber dennoch pflegebedürftige und damit kostenintensive Bereiche auf einem Friedhof seien die Konsequenz der Abwendung der Menschen vom Friedhof. „Wir Friedhofsgärtner müssen uns hier bewegen und wir können uns auch bewegen! Unsere Aufgabe ist es neue Angebote zu schaffen, die die Menschen ansprechen und auf den Friedhof zurückholen". Eines seiner innovativen Angebote ist der Memoriam-Garten, den er seit 2015 auf dem Kommunalfriedhof in Rheda-Wiedenbrück zusammen mit zwei weiteren Gärtnerkollegen betreibt. Bei diesem handelt es sich um eine fertig gestaltete und zusammenhängende Anlage, die nach und nach mit Grabstellen belegt wird. Wagner und seine Mitstreiter verantworten die dauerhafte Pflege des Memoriam-Gartens. Zusammen mit Steinmetzen, Bestattern und der Friedhofsverwaltung wird das Konzept vermarktet und erfährt viel Zuspruch in der Bevölkerung. „Die Leute sehen hier schon vorher, was sie bekommen und zahlen ein Komplettpaket. Viele sind sehr begeistert von der gesamten Wirkung der Anlage", so Wagner.

Ob er die Pflege eines Grabes übernehmen soll oder eine Bestattung im Memoriam-Garten gewünscht ist, erfährt er in intensiven Gesprächen mit den Kunden. „Beratungsgespräche erfordern oft viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen. Aufmunternde und tröstende Worte für Hinterbliebene zu finden ist genauso wichtig wie sachlich über Gestaltungsmöglichkeiten zu informieren", erklärt Wagner. Auch die Büroarbeit ist ein wichtiger Teil seines täglichen Geschäfts. Gerade als Betriebsinhaber ist er dabei als Allrounder gefordert: Die Übersicht über die Finanzen zu wahren, Vorbild für die Kollegen zu sein und Ansprechbar zu bleiben – der Arbeitsalltag von Wagner ist alles andere als eintönig und langweilig!

Wie Friedhofsgärtner Wagner das alles schafft? Das weiß er manchmal selber nicht so genau. „Vermutlich liegt es daran, dass ich zwischendurch auch kreativ sein darf und das Zusammenspiel an Formen und Farben mich glücklich macht. Kreativ sein – das ist eben die Seele von uns Friedhofsgärtnern".

Friedhofsgärtner: kein Job für Langeweiler

Ein Grab nicht nur zu gestalten, sondern auch dauerhaft in einem gepflegten Zustand zu er-halten, diese Dienstleistung wird für die Friedhofsgärtnereien immer wichtiger. Die Zahl der Menschen, die für sich selbst oder für verstorbene Angehörige einen Dauergrabpflegevertrag abschließen, steigt seit Jahren. „Zum einen, weil viele Angehörige nicht mehr vor Ort wohnen und sich nicht selbst um die Grabpflege kümmern können. Aber auch, weil sie weniger Pflanzenwissen haben oder sich schlicht die bestmögliche Betreuung für die jeweilige Grabstätte wünschen", erklärt Roland Wagner.

 

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