Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Landwirtschaft spielt beim Erhalt und bei der Entwicklung unserer deutschen Mittelgebirgslandschaften eine zentrale Rolle. Dies ist eine wichtige Aussage des Leitbildes „Unsere Mittelgebirge im Jahr 2030, das der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL) e.V. beim Deutschen Landschaftspflegetag im Thüringer Wald dem Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Hermann Onko Aeikens, überreichte.

Übergabe des Leitbildes an Staatssekretär Dr. Aeikens im Rahmen der Eröffnung des Deutschen Landschaftspflegetages am 13.06.2018 (v.l.n.r. Josef Göppel, Vorsitzender DVL, Dr. Herman Onko Aeikens, Staatssekretär Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Florian Meusel, Stellvertretender Vorsitzender DVL) Foto: DLV

Das Leitbild wurde von aktiven Landwirten, Landschaftspflegern und Experten aus dem Tourismus mitentwickelt und wird von einem breiten Bündnis, unter anderem vom Deutschen Bauernverband, dem Verband deutscher Naturparke und vom Verband Deutscher Mittelgebirge, getragen.

Rahmen für Mittelgebirgsstrategie vorgestellt

Wie können die deutschen Mittelgebirge als attraktive Lebensräume erhalten wer-den? Der Erhalt der Kulturlandschaften der deutschen Mittelgebirge ist für den DVL nur durch die konsequente Stärkung landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten möglich. Dafür bedarf es dringend eines praxisorientierten Gesamtkonzeptes. Die Natur muss dabei als zentraler Entwicklungsmotor verstanden werden.
Florian Meusel, stellvertretender Vorsitzender des DVL, präsentierte die Leitlinien für eine überregionale Entwicklungsstrategie. Von Experten aus Praxis, Wissenschaft und Verwaltung wurden diese im Zuge einer Mittelgebirgskonferenz erarbeitet. Bei der Übergabe an Staatssekretär Dr. Aeikens, betonte dieser: „Die Landwirtschaft und der ländliche Raum sind unmittelbar miteinander verbunden. Landwirtschaft findet dort statt, wo viele Menschen Entspannung vom Alltag in der Natur finden. Deshalb steht besonders die Zukunftsfähigkeit der ländlichen Regionen in Deutschland auf der Prioritätenliste des BMEL ganz oben. Wir sind dafür der Ansprechpartner innerhalb der Bundesregierung."

Die zentrale Bedeutung der Landschaftspflegeverbände für den kooperativen Naturschutz hob Thüringens Umweltstaatssekretär Olaf Möller hervor. „Regional verwurzelt, fachlich kompetent und viele Akteure vernetzend: So bewahren Landschaftspflegeverbände in ganz Deutschland unsere Naturlandschaften. Naturschutz und Landschaftspflege sind keine Selbstläufer und brauchen vor allem die Menschen, die sich vor Ort engagieren", sagte er in Schnett, einem Ortsteil von Masserberg

Weidetierhaltung muss in den Mittelgebirgen wieder an Bedeutung gewinnen. Josef Göppel, Vorsitzender des DVL, lobte das Thüringer Modell der Einfüh-rung einer Landesweideprämie für Ziegen und Schafe. „Die Deutschen Landschaftspflegeverbände sind entschlossene Partner der Schäfer. Der Weg Thüringens ist der Richtige. Das Pflegen von Heideflächen, mageren Rasen und Trockenrasen ist ein gesellschaftlicher Mehrwehrt. Dieser wird durch die eingeführte Prämie gerecht entlohnt." Gleichzeitig appellierte Göppel: „Um Weideschafhaltung am Leben zu erhalten, ist eine bundesweite Weideprämie unabdingbar!"

Gemeinwohlleistungen müssen im Zentrum der Agrarpolitik stehen

Die von der EU-Kommission vorgeschlagenen Reformen bedrohen nach Meinung des DVL die bisherigen Errungenschaften der Agarumweltpolitik. Unannehmbar sei die mit 28 Prozent unverhältnismäßig hohe Reduzierung der Gelder für die Entwicklung ländlicher Räume. Die Kommission verpasse es zudem, die Honorierung von Gemeinwohlleistungen stärker zu integrieren. Mit der Gemeinwohlprämie hat der DVL dazu bereits einen weithin beachteten Vorschlag zur Weiterentwicklung der Förderpolitik unterbreitet.

Landschaftspflegeverbände – Erfolgsgeschichte der Kooperation

Gleichzeitig misst die Kommission Kooperationen eine zentrale Rolle bei. Die seit über 30 Jahren in Deutschland wirkenden Landschaftspflegeverbände verstehen sich dafür als Vorreiter. Der gleichberechtigte Einbezug von Akteuren aus Landwirtschaft, Naturschutz und Politik ist dabei das entscheidende Erfolgsrezept. Die Kommission erkennt diesen Mehrwert. An Bund und Länder ergeht damit das Signal, die 165 Landschaftspflegeverbände als Kooperationen umfassender zu fördern.

Landschaft erhalten bedeutet Heimat bewahren

Ebenfalls diskutiert wurde über den derzeit gesellschaftlich wie medial ritualisierten Begriff der Heimat. Die Landschaftspflegeverbände arbeiten unermüdlich für den Erhalt jener Kulturlandschaften, die unser Land lebenswert machen. Das Bewahren typischer Eigenarten heimatlicher Landschaften, das demokratische Mitwirken in überblickbaren Lebensbereichen sowie solidarisches Wirtschaften in regionalen Kreisläufen gehören zu unserem Selbstverständnis. Ein kulturell nicht ausschließen-des, sondern die Natur einschließendes Verständnis von Heimat dient dem DVL und seinen 170 Mitgliedsverbänden als Handlungsgrundlage.

HINTERGRUND

Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL). e.V. lädt jedes Jahr zum Deutschen Landschaftspflegetag ein. Vorträge sind in Kürze unter www.lpv.de öffentlich zugänglich.

Die Veranstaltung wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags.

 

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