Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wenn die Kompost-Qualitäten stimmen, können Ökolandwirte und Kompostwirtschaft eine dauerhafte Beziehung aufbauen, so das Fazit der diesjährigen Fachtagung des VHE Nord in Lüneburg. Allerdings muss die Sortenreinheit in der Biotonne langfristig deutlich steigen.

20. Fachtagung "Kompost - Chance für den Ökolandbau"

vom 13. Juni 2018 in Lüneburg

(Fotos: VHE-Nord)

Ein Fünftel mehr Ertrag bringt der Einsatz von Komposten im Bio-Kartoffelanbau. Dies ist das zentrale Ergebnis, das Wilfried Stegmann vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen GmbH den zahlreichen Teilnehmern der 20. Jahrestagung des VHE Nord mit auf den Weg gab. Diese Aussage speist sich aus dem mit EU-Mitteln geförderten dreijährigen EIP-Projekt „Bio-Kartoffeln mit Kompost", bei dem auf vier Bio-Betrieben in Niedersachsen die Effekte von unterschiedlichen Kompostgaben zu Kartoffeln untersucht werden. Neben der nicht überraschenden Erkenntnis, dass sich die ertragssteigernde Wirkung kurzfristig am ehesten auf leichten und schwach versorgten Böden zeige, „wirkt sich der eingesetzte Kompost auch positiv auf den Ertrag der nachfolgenden Kulturen aus", erläuterte Stegmann. Überdies hob er hervor, „dass es Anzeichen dafür gäbe, als ob sich höhere Kompostgaben positiv auf die Knollenqualität auswirken."

Das klingt erfolgversprechend. Nicht nur für den Ökolandbau, sondern auch für die Kompostierer, die im Zuge der neuen Düngeverordnung eine Abkehr von konventionellen Landwirten beim Einsatz von Komposten hinnehmen müssen und die daher nach neuen Partner aus den Reihen der Landwirtschaft Ausschau halten. „Der ökologische Landbau ist ein interessantes neues Vermarktungsgebiet für gütegesicherte Kompostanlagen, sowohl was Biogut- als auch Grüngutkomposte anbelangt", verwies indes Ralf Gottschall vom Ingenieur-Büro für Sekundärrohstoffe und Abfallwirtschaft ISA in Lüneburg auf die Chancen, die sich hier böten. „Die Potentiale sind da, die sollte man gemeinsam erschließen", konstatierte Gottschall, „jetzt gilt es Vertrauen zu bilden, um gemeinsam voranzukommen." Die Perspektiven seien erfolgversprechend, so der Kompost-Experte weiter, „weil der ökologische Landbau stark wachse, keine großen Probleme mit der Düngeverordnung habe und er zudem auskömmliche Preise bezahlt".

Wenn die strengen Grenzwerte des Ökolandbaus für Plastik und Schwermetalle eingehalten werden, spricht kaum etwas gegen die aufkeimende Liaison, an der sich bundesweit schon rund 500 Ökolandwirte beteiligen. Gottschall geht vorsichtig geschätzt davon aus, dass rund die Hälfte der in Deutschland erzeugten Bio- und Grüngutkomposte den Qualitätsanforderungen der Ökolandwirtschaft schon heute genügen. Allerdings verschwieg Gottschall keinesfalls die Probleme, die es in der Bioabfallwirtschaft besonders hinsichtlich der Sortenreinheit – trotz aller Appelle immer noch gibt. „Wenn wir Kreisläufe schließen wollen, müssen die Leute ihre Abfälle noch besser trennen", so Gottschall und griff damit ein Problem auf, mit dem sich die Fachtagung ebenso auseinandersetzte.

„Nur wenn wir Qualität machen, können wir unseren Kompost auch gut vermarkten", appellierte Jens Ohde, Geschäftsführer der GAB Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung mbH im Landkreis Pinneberg, an die Branche. Da die GAB auf ihrer eigenen Kompostierungsanlage nordwestlich von Hamburg selbst mit allerlei „Plastikbefall" zu kämpfen hat, entschloss sich Ohde mit anderen Abfallwirtschaftsunternehmen zusammen in die Offensive zu gehen. Man startete eine Informations- und Aufklärungskampagne zur Verringerung von Störstoffen in Bioabfall: „#WIRFUERBIO".

Diese Kampagne versucht unter der Schirmherrschaft von Grünen-Parteichef Robert Habeck mit einer hippen und Social Media affinen Bildsprache für plastikfreie Bioabfalltrennung zu werben. Zwar trifft das visuelle Oeuvre des Multimedia-Auftritts (Plakat, Flyer, Radiospot, App, etc.) sicherlich nicht jeden Geschmack, doch erntete Ohde dafür in Lüneburg sichtlich Zustimmung.

Auch Ulf Meyer zu Westerhausen, Geschäftsführer des VHE Nord, begrüßte die Initiative ausdrücklich und wünschte sich dazu zukünftig eine zielgerichtetere Kooperation der Verbände. Denn eines ist allen Beteiligten in der Abfallwirtschaft und insbesondere in der Kompostbranche klar: Die Fehlquo-ten in der Biotonne sind weiterhin viel zu hoch, zu viel Plastik und auch andere Störstoffe landen weiterhin in den Biotonnen. Was für die Kompostierer heißt, dass sie wesentlich mehr Arbeit, Zeit, Technik und Geld aufwenden müssen, um die Grenzwerte einzuhalten. Denn das Ziel muss sein: Am besten gibt es gar keine Störstoffe, damit am Ende auf den Feldern landet, was dort hingehört: Guter Kompost.

Und an dieser Stelle schließt sich auch wieder der Kreis zum Ökolandbau. „Der Komposteinsatz ist eine interessante Sache, zweifelsohne", betont der als Ökolandwirt am EIP-Projekt „Bio- Kartoffeln mit Kompost beteiligte Dieter Dreyer aus Bornsen. „Aber ich bin natürlich skeptisch, wenn ich durch einen vermeintlich sauberen Kompost langfristig doch Plastikteile auf meinem Acker antreffe."

Auf Seiten der Bürger sei daher mehr Achtsamkeit bei der getrennten Sammlung von Bioabfällen nötig. Die im Übrigen am besten schon bei Kindern durch erlebnispädagogische Instrumente geweckt werden sollte, wie Sigrun Jungwirth in ihrem Vortag schilderte. Allerdings äußerte sich Stefan Grüner, neuer Vorsitzender des VHE Nord, angesichts der vielen Anstrengungen, die man seitens der Kompostwirtschaft für eine bessere Sortenreinheit schon unternommen hat, etwas ernüchtert. „Ich hoffe ja, dass die vorgestellte Sensibilisierungs- und Bewusstseins-Kampagne etwas bewirkt, muss aber auch sagen, dass wir die Verantwortung der Bürger weiter herausarbeiten müssen. Deshalb ist vielleicht sogar eine Novellierung der Bioabfallverordnung notwendig, um den Fehlwurffrevel tatsächlich wirksamer zu unterbinden."

Die Vorträge zur 20. Fachtagung finden Sie ab sofort auf der Homepage (siehe Link).

 

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