Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

In diesem Jahr findet die etablierte Veranstaltungsreihe der Initiative Forum Grünes Bauen Bayern, die sich an Landschaftsarchitekten und -planer, Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung und ausführender Fachbetriebe im GaLaBau wendet, im Rahmen der Landesgartenschau in Würzburg statt. Im Mai wurde das Thema Regenwasser-Management näher beleuchtet. Im Juli folgte eine weitere Veranstaltung zum Thema Stadtbegrünung.

Referenten und Veranstalter der Vortragsveranstaltung des Forums Grünes Bauen Bayern am 19. Juli 2018, v.l.n.r.: Gunther Weber, InformationsZentrum Beton GmbH, Dr. Susanne Böll, Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, Peter Menke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Die Grüne Stadt, Jürgen Eppel, Leiter des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau, Stefan Brandhorst, Geschäftsführer der Vertiko GmbH, und Julian Herold, Referent für landschaftsgärtnerische Fachgebiete VGL Bayern.

Gerhard Zäh, Präsident des VGL Bayern, bei seinem Grußwort an die Gäste der Vortragsveranstaltung „Regenwasser- Management in Stadt und Kommune“ am 16. Mai 2018 in Würzburg.

Stefan Brandhorst, Geschäftsführer der Vertiko GmbH, demonstriert die Wasseraufnahmefähigkeit von Moos. (Fotos: Julian Herold, VGL Bayern)

Der Klimawandel macht sich immer mehr bemerkbar. Die Zahl der extremen Wetterereignisse steigt von Jahr zu Jahr. Einerseits verursachen kurze, heftige und meist lokal begrenzte Starkregen, sogenannte urbane Sturzfluten, hohe Sachschäden, die es zu vermeiden gilt. Dies stellt viele Planer und Ausführende vor große Herausforderungen. Städte und Kommunen gehen deshalb bereits dazu über, gesonderte Niederschlagswassergebühren für versiegelte Flächen zu erheben oder schreiben vor, sämtliche Niederschläge auf dem eigenen Grundstück zu entwässern. Andererseits nehmen extreme Hitzeperioden kontinuierlich zu. Bei weiterhin steigenden Sommertemperaturen, gerät die urbane Vegetation zunehmend an ihre Grenzen.

Die Veranstaltung am 16. Mai 2018 behandelte demnach Bereiche einer nachhaltigen, urbanen Infrastruktur für ein sinnvolles Regenwasser-Management, um Niederschläge entweder länger zurückzuhalten oder schneller versickern zu lassen. Dabei wurde insbesondere auch versickerungsfähigen Belägen und dem Retentionsvolumen von Dachbegrünungen eine wichtige Rolle eingeräumt. Darüber hinaus forderte Gerhard Zäh, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V. (VGL Bayern), in seinem Grußwort an die Gäste, dass Kompensationsmaßnahmen durch eine Begrünung der Stadtquartiere bei der Berechnung besser bewertet werden sollten, da diese nur zu deutlich höheren Kosten durchzuführen seien. „Bei der gesetzlichen Regelung müssen Begrünungs- und Naturschutzmaßnahmen unmittelbar am Investitionsobjekt gegenüber Ausgleichsaktivitäten in der freien Landschaft deutlich bessergestellt werden. Damit werden Anreize für Bauherren geschaffen, in eine begrünte Immobilie zu investieren." Der Präsident des VGL Bayern appellierte an die Entscheidungsträger, Bebauungspläne dahingehend zu überprüfen und entsprechende Regelungen zu verankern – beispielsweise zur Dachbegrünung. „Würzburg geht mit gutem Beispiel voran: So wurde im vergangenen Herbst ein Discounter mit einer extensiven Dachbegrünung im Würzburger Stadtteil Lindleinsmühle eröffnet", ergänzte Zäh.

Unter dem Motto „Mooswände, Living Walls und Stadtbäume – nachhaltige, energieeffiziente Stadtbegrünung" konzentrierte sich die Veranstaltung am 19. Juli 2018 auf die Darstellung von Lösungen im Zusammenhang mit der Hitzeresilienz urbaner Vegetation. In seinem Fachreferat „Grüne Klimafassaden – Utopie und Wirklichkeit" stellte Jürgen Eppel, Leiter des Instituts für Stadtgrün und Landschaftsbau an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim, neue Trends und Bauweisen in der Fassadenbegrünung vor. In der weiteren Entwicklung der Klimafassaden sei eine enge Vernetzung von Gebäude und Pflanze unerlässlich. Dabei gelte es auch Synergien auszuschöpfen, beispielsweise mit der Erdwärme, so der Institutsleiter. Außerdem berichtete er über einen Testversuch im Nürnberger Stadtteil Muggenhof und präsentierte Ergebnisse von Vertikalbegrünungen im Systemvergleich sowie eine Pflanzenauswahl für Begrünungssysteme. Dr. Susanne Böll, ebenfalls vom Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau, informierte in ihrem Referat über die neuesten Erkenntnisse im Forschungsprojekt „Stadtgrün 2021", das sie seit 2009 leitet. In diesem Langzeitversuch werden in repräsentativen Klimaregionen Bayerns, Würzburg, Hof-Münchberg und Kempten, 30 Baumarten auf ihre Stresstoleranz und klimaresiliente Eignung getestet. Darüber hinaus untersucht ein weiteres Forschungsfeld die Biodiversität auf Straßenbäumen.

Ein weiterer Vortrag mit dem Titel „Rettet den Vorgarten" von Peter Menke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Die Grüne Stadt, knüpfte an die Initiative des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau an.

Eine Führung über das Gelände der Landesgartenschau schloss die beiden Fachtagungen ab. Die letzte Veranstaltung in diesem Jahr, unter dem Motto „Städtebau – Innenentwicklung und Baukultur", findet am 25. September 2018 wiederum in Würzburg statt. Das Forum Grünes Bauen Bayern ist eine Initiative des VGL Bayern, des Bayerischen Industrieverbandes Baustoffe, Steine und Erden e.V. sowie der InformationsZentrum Beton GmbH. Die Initiative unterstützt unter anderem die qualitätsvolle Planung und Ausführung baulicher Anlagen im öffentlichen Raum.

 

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