Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wenige Tage vor der bayerischen Landtagswahl veröffentlichte das Aktionsbündnis Impulse für den Wohnungsbau in Bayern, ein seit zehn Jahren bestehender Zusammenschluss von Spitzenverbänden der Wohnungs-, Bau- und Baustoffwirtschaft, des Mieterbundes und der Gewerkschaft IG BAU, gestern ein Positionspapier mit Forderungen an die neue Landesregierung. Darin skizziert der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern (VGL Bayern) auch konkrete Lösungsansätze, wie sich das Thema Nachhaltigkeit im Wohnungsbau besser fördern ließe.

Gerhard Zäh, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern, fordert von der neuen bayerischen Landesregierung unter anderem eine Änderung der Rahmenbedingungen für Kompensationsflächen. (Foto: Carolin Tietz/VGL Bayern)

Zuwanderung, Wohnungsknappheit, steigende Mieten und explodierende Grundstückspreise erfordern einen verstärkten Neubau in Bayern. Mit dem „Werkzeugkasten für mehr bezahlbaren Wohnraum in Bayern" bekundet die bayerische Staatsregierung, dass sie den Mangel an bezahlbarem Wohnraum als prioritäres Problem wahrnimmt und mit einer Vielzahl an Instrumenten Abhilfe schaffen möchte. Diese Absicht ist grundsätzlich zu begrüßen, da eine Reihe von Maßnahmen enthalten sind, die seitens des Aktionsbündnisses „Impulse für den Wohnungsbau in Bayern" seit Jahren gefordert werden. So will der Freistaat über die neu gegründete Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim selbst kostengünstigen Wohnraum schaffen, aber auch finanzielle Förderprogramme für private und kommunale Investitionen stärken, teilweise mit dem Ziel, die Flächeninanspruchnahme durch Aufwertung der Ortskerne und Flächenentsiegelungen zu mindern.

In Anbetracht der Debatten um Klimaschutz, Feinstaub und Flächenversiegelung ist es erstaunlich, dass das Potenzial von urbanem Grün nicht in dem Maße genutzt wird, wie es heute bereits technisch möglich wäre. Intensiv begrünte Gebäude bieten die Möglichkeit, das Stadtklima entscheidend zu verbessern. Höhere Aufbauten auf Tiefgaragen oder begrünte Gebäude bieten Raum für den Rückhalt von Regenwasser. Sie sind geeignet für das Anpflanzen von Großgehölzen und tragen zum Entstehen eines verbesserten Mikroklimas bei. Die Biodiversität wird durch mehr Grün gesteigert.

Regenretensionssysteme sowie stärkere Substrathorizonte führen nicht zwingend zu höheren Baukosten. Die Wohnungswirtschaft kann an dieser Stelle durch angepasste Baurechte entlastet werden. Durch einen entsprechenden Kurswechsel in der Gesetzgebung würde die Herausforderung des Siedlungsdrucks zu einer Chance für Mensch und Natur. So ließen sich unsere Städte durch Intensivbegrünung zu naturnahen Räumen weiterentwickeln. Der Wohnwert, die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen würden signifikant aufgewertet. Neuartig begrünte Grundstücke und Gebäude würden langfristig in ihrem Wert stärker wachsen, als konventioneller Wohnraum.

Der VGL Bayern fordert deshalb von der neuen Landesregierung, eine Änderung der Rahmenbedingungen für Kompensationsflächen, sodass zukünftig auch eine Sanierung von Grünflächen, intensive Gebäudebegrünung mit Regenwasserrückhalt und eine entsprechend erforderliche Pflege als hinreichende Ausgleichsmaßnahme gewertet werden können. Dadurch ließen sich Kompensationen auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen oder potentiellem Bauland vermeiden. Darüber hinaus erwartet der Verband von der Politik ein zeitgerechteres Baurecht, das Immobilienbesitzern echte Anreize bietet, den veränderten Lebensraum der Zukunft mit Stadtgrün kostenneutral für die Bauwirtschaft zu schaffen sowie weitere Förderprogramme auf Bundes-, Landes- und komunaler Ebene als Steuerungselement für einen veränderten Städtebau und mehr Initiatie rund um das Thema "Grün in die Stadt".

 

Empfohlen für Sie: