Der Schlossgarten von Weikersheim hat ungewöhnlichen Zuwachs erhalten: ein Gewächshaus, in dem künftig auch Exoten wie Ananas gezogen werden - so wie schon im 18. Jahrhundert, zu den Glanzzeiten des Schlossgartens. Der neue Bau, verborgen im Süden des Gartens, konnte jetzt eingeweiht werden.
Exotische Pflanzen, Stolz des barocken Gartens
„Es ist ein Stück Hintergrundarbeit – aber ohne die kompetente und sorgfältige Arbeit Vieler im Hintergrund wäre der Schlossgarten von Weikersheim nicht das Kleinod, als das wir ihn heute präsentieren können.“ So ordnete Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, bei der Eröffnung die Entstehung des neuen Gebäudes ein. Tatsächlich haben die Fachleute der Staatlichen Schlösser und Gärten in den letzten Jahren immer präziseres Detailwissen darüber gesammelt, wie der Garten der Grafen von Hohenlohe-Weikersheim im 18. Jahrhundert tatsächlich aussah. Prof. Dr. Hartmut Troll, zuständig für die historischen Gartenanlagen, erläutert: „Die Orangeriekultur spielte zu der Zeit eine bedeutende Rolle. Ananas, Kaffee und andere exotische Gewächse sind schon in einem Pflanzeninventar von 1745 verzeichnet“.
Den Grafen von Hohenlohe-Weikersheim diente ihr Garten mit den eindrucksvollen exotischen Pflanzen zur Repräsentation. Sie wurden in Kübeln gezogen, schmückten im Sommer den gräflichen Garten und überwinterten in der berühmten Orangerie. Wie stolz sie auf diese Pflanzensammlung waren – das lässt sich auch daran ablesen, dass die wertvollen Exoten einen Ehrenplatz im Porträt erhalten haben. Im berühmten Rittersaal von Schloss Weikersheim schmücken ihre Bilder die Sockelzone des Raumes, detailgetreu gemalt.
Orangerien und Gewächshäuser
Die wärmeliebenden Kübelbäumchen überwintern heute noch in der barocken Orangerie, die eindrucksvoll den Schlossgarten nach Süden abschließt. Um den reich blühenden Schlossgarten in jedem Jahr bepflanzen zu können, verfügt das Team um Schlossgärtnerin Sandra Özcan aber noch über weitere Arbeitsbereiche im Hintergrund des Gartens. Jetzt ist ein eigenes modernes Gewächshaus dazugekommen: Im Oktober wurde der Bau des Glashauses fertig, danach kamen noch Technik und Pflanztische. Es besteht aus zwei Abteilen – und in einer der beiden Abteilungen werden jetzt bereits Ananas angezogen. So fantastisch diese Idee klingt: Von der erfolgreichen Kultur der tropischen Pflanzen berichten bereits die historischen Archivalien in Weikersheim.
Funktionsbau im Hintergrund des Gartens
Das neue Gewächshaus steht im Süden des Gartens, außerhalb der Bereiche, die beim Besuch des Schlossgartens sichtbar sind. Dort sind außerdem Lagerplätze für im Garten verwendetes Material und ein Folientunnel, in dem die weniger kälteempfindlichen Pflanzen, etwa Aurikeln, überwintern. Der Neubau, eine Glaskonstruktion mit Betonsockel, errichtet vom Amt Heilbronn von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, bietet auf einer Grundfläche von 67m² nun endlich Raum zum Arbeiten und für die eigene Anzucht zumindest eines Teils des Blütenflors in den jahreszeitlich bepflanzten Rabatten. Nebenan fühlen sich dann auch wärmebedürftige Exoten wohl: Dafür sorgt eine Heizanlage, die diesen Teil Glashauses auf lauschige 26 Grad erwärmt. Die Gesamtbaukosten betrugen 230.000 Euro, Bauzeit war von Juni bis Oktober 2018.
Ananaskindel aus Muskau
Die passenden Jungpflanzen haben die Weikersheimer Gärtnerinnen bereits im Herbst nach Weikersheim geholt: zwölf „Ananaskindel“ aus dem Garten im sächsischen Bad Muskau, angelegt vom berühmten Gartenexperten Fürst Herrmann von Pückler-Muskau im frühen 19. Jahrhundert, wachsen seither im Gewächshaus des Schlossgartens und sind der Anfang der neuen Anzucht. „Der Schlossgarten wird, dank des neuen Gewächshauses, noch reicher in seinem Eindruck und seiner Wirkung werden – und zugleich wird das Bild noch authentischer sein“, sagt Geschäftsführer Michael Hörrmann.
Service und Information
Winteröffnungszeiten Schloss und Schlossgarten: 1. November bis 31. März
Mo - So 10:00 - 17:00 Uhr
Geschlossen am 6. November, am 24. und am 31. Dezember