Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Auf der heutigen Preisverleihung „Bundespreis Ökolandbau“ auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin haben zwei Bioland-Betriebe die begehrte Auszeichnung erhalten. Das Obstparadies Staufen in Baden und der Pfänder Hof in Bayern überzeugten die Jury in der Kategorie „Gesamtbetriebliche Konzeption.

Preisträger (Foto: Bioland)

Wir sind stolz auf unsere Mitgliedsbetriebe und freuen uns sehr über die Auszeichnungen. Es ist schön zu sehen, wenn das Engagement und Herzblut, das in die Arbeit auf den Höfen fließt auch honoriert wird“, so Jan Plagge, Präsident Bioland e.V. „Die Leidenschaft, die hinter den Betrieben steht, fühlt man nicht nur, sondern man schmeckt sie in den hochwertigen Produkten, die sie erzeugen.“

Obstbau mit Leidenschaft

Das Obstparadies Staufen zeichnet sich auf vielfältige Weise aus. Nach Überzeugung der Jury hat es das Obstparadies von Martin Geng in Kombination mit der Obstmanufaktur Johannes Geng innerhalb weniger Jahre geschafft, eine ökologische Wertschöpfung mit einer wirtschaftlichen Wertschöpfung im schwierigen Umfeld des Erwerbsobstbaus erfolgreich zu verbinden. Gleichzeitig leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und fördern die Kultur und Landschaft in ihrer Region.

„Zusammen mit unserem Team freuen wir uns riesig über diese besondere Anerkennung und Auszeichnung. Was vor zehn Jahren mit unserer Suche nach ungespritztem und schmackhaftem Obst begonnen hat, ist zu einem erfolgreichen Familienbetrieb geworden“, so Martin Geng. „Das motiviert, genau so weiterzumachen und bestätigt uns, dass wir mit unserer Überzeugung auch andere mitreißen. Wir haben jedenfalls noch viele Ideen im Kopf, die wir gerne umsetzen möchten.“

Das Obstparadies erzeugt Obst auf 17 Hektar und verzichtet auf jeglichen Einsatz von Spritzmitteln. Seit 2009 wurden über 1.600 groß- und mittelkronige Bäume gepflanzt und zahlreiche Hecken, Steinbiotope, Teiche und Blühstreifen angelegt. Hinzu kommen über 1.000 große landschaftsprägende Streuobstbäume. Darunter 300 alte Apfelsorten, 70 Birnen- und 40 Pflaumensorten. Darüber hinaus erntet das Team jährlich zahlreiche Quitten, Mirabellen oder Walnüsse, aber auch ausgefallene Obstarten wie Indianerbananen, Kiwis, Maulbeeren, Nordische Zitronen und Kakis. Ergänzt wird das Sortiment durch zahlreiche Wildobstarten wie Ebereschen, Felsenbirne, Kornelkirsche, Holunder, Wildkirschen, Wildpflaumen und Wildrosen. Die wichtigste Maßnahme beim Obstanbau ganz ohne Spritzmitteleinsatz ist die Förderung von Nützlingen. Über 300 Vogelnistkästen, hunderte Wildbienenhotels und vieles mehr machen die Anlagen zu einem wahren Paradies.

Die Obstparadies Manufaktur von Johannes Geng verkauft die vielen Obstarten und -sorten direkt ab Hof. Er stellt mit viel Leidenschaft mit seinen Mitarbeiterinnen inzwischen 120 verschiedene Produkte her. Vermarktet werden die Produkte neben dem Hofladen auch über den Internetshop, Bioland-Gastronomie und einige Bioläden.

Familienbetrieb mit Herz

Auch der Pfänder Hof aus Schwabmünchen überzeugte die Jury. Diese war von dem gelungenen Generationenwechsel auf dem Hof sehr beeindruckt. Gemeinschaftlich und rechtzeitig seien die notwendigen Investitionen getätigt worden, um auch eine größer werdende Mehrgenerationen-Familie zu ernähren. Positiv herausgestellt wurde zudem, dass weitere Betriebe aus der Region mitgenommen werden, indem Wissen und Erfahrungswerte gerne geteilt werden. Der Betrieb Pfänder sei ein gelungenes Beispiel für die enorme Entwicklung, die viele Pionierbetriebe des ökologischen Landbaus in den letzten Jahrzehnten genommen haben.

„Dass das, was wir als Familie aufgebaut haben, wertvoll und leider auch noch viel zu selten ist, war uns bewusst. Dass wir damit die Jury überzeugen konnten und durch die Aufmerksamkeit vielleicht noch vielen Betrieben als Vorbild dienen können, freut uns umso mehr“, so Hans Pfänder. „Wir sind enorm dankbar für unseren tollen Familienzusammenhalt und ich als Senior freue mich besonders, dass meine Kinder den Hof so großartig führen.“

Der Betrieb Pfänder wirtschaftet bereits seit 1985 ökologisch. 1998 hatte es Pfänder innerhalb kurzer Zeit geschafft, den Betrieb von einem Vorzeigemilchviehbetrieb zu einem Vorzeige-Gemüsebaubetrieb zu entwickeln. Er entwickelte innovativ den Bio-Gemüseanbau und Verfahren zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. So beteiligte sich der Betrieb auch am EU-Forschungsprojekt SOLMACC als Demobetrieb, um stabile Anbausysteme zu etablieren, die den Klimaveränderungen standhalten sowie klimaschädliche Treibhausgasemmissionen minimieren können. 2017 wurde die Pfänder GbR vom Vater Johann an die nachfolgende Generation übergeben.

Weitere Informationen zu den beiden ausgezeichneten Betrieben finden sich auf deren Websites: siehe Links

Der Preis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde in diesem Jahr zum neunzehnten Mal an besonders erfolgreiche und engagierte Biolandwirte verliehen. Gesucht werden individuelle Betriebskonzepte, die sich in der Praxis bewährt haben. Diese Konzepte können den gesamten Betrieb umfassen oder einzelne Bereiche abdecken, wie zum Beispiel Lösungen in der Tierhaltung, im Natur- und Ressourcenschutz oder im Energiemanagement.

 

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