Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Europas Feldvögel kommen nicht auf die Beine: Dies zeigen neueste Daten des europaweiten Vogelmonitorings, veröffentlicht vom European Bird Census Council. Demnach sind zwischen 1980 und 2016 in der EU 56 Prozent aller Feldvögel verschwunden – und damit mehr als jedes zweite Tier, darunter Feldlerchen, Kiebitze, Feldsperlinge oder Stare.

Brachvogel (Foto: NABU/Natalie Meyer)

„Diese Zahlen sind alarmierend. Vögel zeigen uns zuverlässig an, wie gesund eine Landschaft ist. Wenn die Bestände von Feldlerche und Co. einbrechen, ist es ein Zeichen dafür, dass unsere Wiesen und Felder veröden. Und auch dafür, wie fatal sich die aktuelle EU-Agrarpolitik auf die Vogelwelt auswirkt“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Viele der früher häufigen und weit verbreiteten Arten fänden heute in den ausgeräumten Landschaften kaum mehr Brut- und Lebensräume, ebenso fehlt Nahrung wie Insekten und Wildkräuter.

Seit 2012 scheinen die europäischen Feldvogelbestände auf diesem äußerst niedrigen Niveau zu verharren, ohne dass der bisherige Abwärtstrend gestoppt wurde oder Zeichen eines Aufschwungs erkennbar sind. In den neu hinzugekommenen EU-Mitgliedstaaten gehen die Feldvogelbestände sogar weiter zurück. „Seit die EU-Agrarsubventionen auch in Bulgarien, Polen oder Lettland eine umweltschädliche Landwirtschaft anheizen, gerät auch in Mittel- und Osteuropa die einst so vielfältige Natur zunehmend unter die Räder. Von dem Ziel der EU-Vogelschutzrichtlinie, alle Arten in einen guten Erhaltungszustand zu bringen, sind wir weiterhin meilenweit entfernt“, kritisierte Miller.

Auch in Deutschland ist die Lage weiterhin ähnlich alarmierend: Der Agrarvogelindex der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie, der die Entwicklung der wichtigsten Feldvögel zusammenfasst, ging zwischen 1990 und 2015 um über 20 Prozent zurück. Für den Zeitraum ab 1980 muss man davon ausgehen, dass hierzulande deutlich über 40 Prozent der Feldvögel verschwanden. Der aktualisierte Index für Deutschland wird im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht.

Eine Trendwende ist nach Ansicht des NABU nur durch eine Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik möglich, die grundlegend umweltverträglicher werden muss. Aktuell verhandeln in Brüssel die EU-Mitgliedstaaten über die künftige Verteilung der milliardenschweren Agar-Subventionen ab 2021. „Für Landwirte muss es sich finanziell lohnen, auf ihren Flächen Lebensraum für Feldlerchen oder Kiebitze zu erhalten. Bislang bewirkt die EU das Gegenteil: Durch die Förderung von Flächenbesitz, ohne Rücksicht auf die Art und Weise wie auf den Flächen gewirtschaftet wird, sind Landwirte zu einer immer stärkeren Ausräumung ihrer Felder gezwungen. Damit muss Schluss sein, im Interesse von Natur, Verbrauchern und Landwirten“, so Miller.

Durch eine sinnvolle Umverteilung des derzeit größten EU-Haushaltspostens könnten ausreichend Mittel frei werden, um eine für Landwirte und Natur gleichermaßen profitable Agrarpolitik zu schaffen. So könnte sich das Anlegen von Schutzstreifen für Feldlerchen oder Kiebitze, der Erhalt von Hecken, Brachen oder Feuchtflächen für Landwirte finanziell lohnen. Ein besserer Feldvogelschutz kommt zudem vielen weiteren Arten zugute, etwa Bienen und Hummeln, die für die Bestäubung in der Landwirtschaft unersetzlich sind.

Am 28. Januar verhandeln die EU-Agrarminister in Brüssel die konkreten Umweltmaßnahmen für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Jahre 2021 bis 2028. Wie sich Bundesagrarministerin Julia Klöckner dann positionieren wird, ist unklar, bislang lässt sie jegliche konkrete Vorschläge für die Umweltaspekte der GAP vermissen. „Frau Klöckner muss sich endlich für eine naturverträglichere Agrarpolitik einsetzen. Die Datenlage zum Niedergang der Natur in der Agrarlandschaft ist so eindeutig wie erdrückend. Sollte Frau Klöckner diese Fakten weiter in Frage stellen, macht sie sich mitschuldig am Verschwinden von Millionen Vögeln und dem Ausbluten des ländlichen Raums“, so Miller.

Mehr zum Feldvogelindex für die EU: 1. Link

Mehr zu dem Zustand der Feldvögel in Deutschland: 2. Link

Mehr zu den NABU-Forderungen an eine neue Agrarpolitik: 3. Link

 

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