Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Im Gegensatz zum kräftig expandierenden Servicesektor verharrt die Industrieproduktion in Deutschland weiter tief in der Schrumpfungszone. Das zeigen die aktuellen Umfrage-Ergebnisse zum IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) für den Monat April.

Der deutsche Industriemotor verliert weiter an Drehzahl. Die nächsten Monate werden zeigen, ob es sich dabei nur um eine Konjunkturdelle oder den Beginn des Abschwungs handelt. (Foto: pixabay.com)

Mit 44,4 Punkten konnte sich der wichtige Frühindikator für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland gegenüber März (44,1) zwar leicht verbessern; dennoch liegt der PMI bereits den vierten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit mit.

„Trotz der erneut nur durchwachsenen EMI-Daten sind wir zuversichtlich, dass der deutsche Industriesektor schon bald wieder zulegen wird. Wohin die Reise 2019 letztlich geht, werden uns aber erst die Zahlen der nächsten Vorabschätzung Ende Mai liefern“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) am Montag in Eschborn.

„Die Stimmung in Deutschland ist gut – zumindest bei den Konsumenten und im Bausektor. Anders sieht es derzeit noch in der Industrie aus, auch wenn der jüngste EMI leicht höher als im Vormonat ausfiel“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Montag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Das Verarbeitende Gewerbe zeige sich derzeit besonders schwach. Dafür sei insbesondere der Automobilsektor verantwortlich. Dies belege wie schnell eine Stärke zu einer Schwäche werden könne. „Es gibt aber Hoffnungsschimmer. Die starken Konjunkturimpulse in China, ein fortgesetztes Wachstum in den USA und Erholungstendenzen bei unseren unmittelbaren Nachbarn bei anhaltend starker Nachfrage in den Servicesektoren sollten auch bald wieder der deutschen Industrie auf die Sprünge helfen“, teilte die Helaba-Bankdirektorin dem BME abschließend mit.

„Die aktuellen Daten zeigen einmal mehr die Probleme der deutschen Industrie auf, die letztlich auf der Gesamtwirtschaft lasten. Dies sind eine generelle Industrieschwäche in der Weltwirtschaft sowie die bekannten Probleme vom immer noch nicht geklärten Brexit bis hin zu den Sonderthemen der Automobilindustrie“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Montag dem BME. So schlimm sehe es seiner Ansicht nach aber gar nicht aus: Die harten Daten deuteten dank starker Binnenkonjunktur auf ein intaktes Wachstum im ersten und im zweiten Quartal hin. Somit müsse der eine oder andere Pessimist seine Wachstumsprognose für dieses Jahr wahrscheinlich wieder nach oben korrigieren.

„Die Industrie verliert weiterhin an Stärke. Die erneute Abnahme der Auftragseingänge sorgt für Unsicherheit bei den Unternehmen über ihre zukünftigen Geschäfte“, teilte DIHK-Außenwirtschaftsexperte Kevin Heidenreich am Montag dem BME mit. Hinzu kämen internationale Handelsstreitigkeiten und der Brexit. „Besser früher als zu spät müssen deshalb die Unternehmen von zu hohen Steuern und zu viel Bürokratie entlastet werden. Das stützt die Konjunktur und hilft den Betrieben im weltweiten Vergleich“, fügte der Leiter des DIHK-Referats Grundsatzfragen der Außenwirtschaft und Entwicklungspolitik hinzu.

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Montag dem BME: „Aktuell sorgen die Rohölnotierungen für eine hohe Volatilität. Bereits Anfang April hatten die Preise leicht angezogen. Die Ankündigung der USA, die bisher erteilten und bis Mai 2019 terminierten Genehmigungen zum Bezug iranischen Rohöls nicht zu verlängern, ließen die Rohölpreise kräftig steigen.“ Die Situation habe sich etwas beruhigt, nachdem Präsident Trump ankündigte, Saudi-Arabien wäre bereit die Lücke kurzfristig zu schließen. Das Bezugsembargo treffe insbesondere China, Indien, die Türkei und Südkorea. „Die iranische Regierung ihrerseits drohte zuletzt mit der Blockade der Straße von Hormus, dem wichtigsten Seelieferweg aus der Golfregion. Vor dem Hintergrund der aktuell weiter sinkenden Rohölproduktion in Venezuela – diese liegt nur noch bei gut einem Drittel des Niveaus von 2017 – würde dies die Ölversorgung gefährden“, fügte Büchner hinzu. Da Saudi-Arabien aber aktuell auf das Wohlwollen der USA angewiesen sei, erwarte die IKB, dass die derzeitige Förderbeschränkung der OPEC spätestens im Juni aufgehoben werde. Deshalb sei bis zur Jahresmitte 2019 mit einem Rohölpreis zwischen 70 und 75 US-Dollar je Barrel Brent zu rechnen. Bei einer temporären Schließung der Straße von Hormus hätte der Rohölpreis kurzfristig weiteres Steigerungspotenzial.

Jahresausblick: Die EMI-Umfrageergebnisse von April zeigen abermals, dass die Geschäftsaussichten im Produzierenden Gewerbe weiterhin eher düster sind. So rutschte der Teilindex Jahresausblick weiter unter die neutrale Referenzlinie von 50 Punkten und signalisierte den stärksten Pessimismus seit November 2012. Am meisten Sorgen bereiten den Einkaufsmanagern nach wie vor die strauchelnde Automobilindustrie, der Brexit sowie die andauernden internationalen Handelsstreitigkeiten.

Über den EMI: Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).

 

Empfohlen für Sie: