Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Ohne Folienabdeckung wäre der Spargelanbau in Deutschland nicht mehr denkbar. Sie ermöglicht zum Beispiel eine regionale Versorgung mit Spargel, denn durch die Folie können auch ansonsten ungeeignete Böden genutzt werden. Aufgrund der kurzen Transportwege leistet der Spargelanbau in Deutschland einen wichtigen Beitrag zum Tag der Umwelt am 5. Juni 2019.

Der Spargelanbau in Deutschland leistet einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Artenschutz. Nachhaltig verwendete Folien ermöglichen regionalen Anbau und fördern das Bodenleben. Nach der Ernte sind die Blüten der Pflanzen eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten – und das nicht nur zum Tag der Umwelt am 5. Juni mit dem diesjährigen Motto „Insekten schützen – Vielfalt bewahren!“ (Foto: GMH/Spargelstrasse NRW)

Und nicht nur das: Der Einsatz von Plastik auf den Äckern ist insgesamt viel besser als sein Ruf. Denn bei dem zweifarbigen Polyethylen-Bahnen handelt es sich nicht um Wegwerfmaterial. Rund zehn Jahre werden die schwarz-weißen Folien immer wieder eingerollt und wiederverwendet, bis sie ausgetauscht werden müssen. Und noch darüber hinaus ist das Material ein wertvoller Rohstoff.

Folie steigert die Qualität

Die Verwendung von Folie im Spargelanbau hat mehrere Vorteile. Ein wichtiger Punkt: Die Folie ermöglicht den Anbau auf Böden, die eigentlich zu „schwer“ sind, das heißt, die viel Ton enthalten. Die Folienabdeckung bewirkt, dass der Boden gleichmäßig feucht und krümelig bleibt und die Stangen gut hindurchwachsen können. Das würden sie ansonsten nur bei sandigen Böden. Somit können auch Verbraucher in Regionen mit schweren Böden frischen regionalen Spargel genießen.

Die gleichmäßige Feuchtigkeit fördert auch das Bodenleben, was positive Auswirkungen auf die Umwelt hat. Zudem lässt sich je nach Witterung die Reife beschleunigen oder verlangsamen. Bei kühlen Temperaturen und wenig Sonne hilft die schwarze Seite der Spargelfolie, das Erdreich zu erwärmen. Bei warmem, sonnigem Wetter verhindert hingegen die weiße Seite, dass es in den Dämmen zu heiß wird. Dies kann zu optisch minderwertigen Stangen, zum Beispiel "Aufblühern" mit vorzeitig geöffneten Kopfschuppen, sowie zu ungewollten Erntespitzen für die Arbeitskräfte führen. Die Folie ermöglicht zudem durch die Schattierung, dass die Stangen weiß bleiben und sich nicht verfärben, auch wenn sie schon wenige Zentimeter aus der Erde ragen. Somit reicht es aus, wenn die Ernte nur einmal am Tag erfolgt. Ohne Folie müssten die Arbeitskräfte täglich doppelt so oft Erntegänge durchführen, um zu verhindern, dass die Stangen an das Sonnenlicht kommen. Der Vorteil für die Kunden: Mehr Qualität für einen günstigeren Preis.

Besonders dankbar über die Folien sind auch Bio-Spargel-Erzeuger, da die Folien durch die Schattierung Unkräuter natürlich in Schach halten.

Recycling wird verbessert

Weil die Spargelfolie auch nach zehn Jahren Einsatz auf dem Feld noch hochwertiges Material ist, wird immer mehr davon wiederverwertet. „Wir arbeiten derzeit daran, ein bundesweites System zum Recycling auf den Weg zu bringen“, sagt Fred Eickhorst von der Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer e. V. Wiederverwertung macht Sinn, weil die Spargelanbauer große Mengen homogenes Material zusammentragen können. Die gereinigte Folie lässt sich geschreddert zu Granulat verarbeiten, aus dem sich neue Produkte wie wassersparende Schläuche und Müllbeutel herstellen lassen.

Von Sand reinigen

Ein Problem bereitet derzeit noch die starke Verschmutzung. An den Polyethylen-Folien haftet nicht nur Erde von den Dämmen, die Bahnen werden zudem durch sandgefüllte Taschen im Foliensaum beschwert. Das verhindert, dass sie bei starkem Wind von den Dämmen geweht werden. Um die Folie transportfähig zu machen, muss der Sand allerdings nach Ende der Nutzungsdauer wieder entfernt werden. Einige Spargelanbauer schneiden die Taschen in Handarbeit auf. Doch das ist mühsam und teuer. Deshalb schreibt die Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer jetzt einen Innovationspreis aus. Den gewinnt, wer eine Maschine entwickelt, die den Sand aus den Taschen entfernen kann. Bislang fehlt eine Lösung, denn der Markt ist klein.

0,04 Prozent der Kunststoffabfälle

„Auf dem Spargelacker sieht es zwar nach viel Folie aus, aber unter dem Strich entsorgen wir wenig Plastikmaterial“, sagt Simon Schumacher, Vorstandssprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer. Fast verschwindend klein ist der Anteil am Gesamtaufkommen in Deutschland. Nach Angaben des Bundesumweltamtes wurden im Jahr 2017 rund 6,15 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle in Deutschland gesammelt. Der Anteil der Spargelfolie machte dabei mit geschätzt 2.500 Tonnen nur rund 0,04 Prozent oder vier Hundertstel aus. Eine kleine Menge für einen großen Nutzen.

Auch Bienen lieben Spargel

Spargelanbau in Deutschland unterstützt auch den Artenschutz, wenn nach der Ernte die Pflanzen austreiben. Während Menschen die Sprossen lieben, fliegen Insekten auf die Spargelblüten. Diese bieten ihnen auch wegen der Folienverfrühung über einen langen Zeitraum von Mai bis September Futter – und damit auch in Zeiten, in denen weniger andere Blühpflanzen zur Verfügung stehen. Anhand von Honigbienen lässt sich der Nutzen gut messen: In einer Region mit Spargelanbau kann der Honig einen Anteil von bis zu 70 Prozent Spargelpollen haben, wie Analysen des Länderinstituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf belegen.

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