Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Moskau gewinnt den ECOT Award 2019. Am 7. Juni 2019 verlieh der Europäische Baumpflegerat (European Arboricultural Council (EAC)), ein Zusammenschluss von europäischen Baumfachleuten, Russlands Hauptstadt den Titel „European City of the Trees (ECOT) 2019“.

Neubepflanzte Einkaufsstraße inmitten der Stadt

Überzeugende Beispiele aus dem “My Street”-Programm

In Sachen Stadtgrün folgt Moskau einem strengen Masterplan, der einen hohen Anteil an Bäumen vorsieht. (Fotos: EAC)

Der Preis wurde von Egbert Roozen, dem Vertreter des Vorjahresgewinners, der niederländischen Stadt Apeldoorn, überreicht. Die feierliche Verleihung des renommierten Preises fand zum Auftakt der diesjährigen EAC-Jahreshauptversammlung im Golden Ring Hotel in Moskau statt. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem russischen Fachverband NPSA Zdorovy Les (Gesunder Wald) organisiert.

Bereits im vergangenen Oktober konnte sich die Jury des EAC ein Bild über das Engagement für Stadtgrün in Russland machen. Moskau erneuert seine Straßenprofile und folgt dabei einem strikten Masterplan, in dem Bäume einen wesentlichen Anteil tragen. Bäume funktionieren nicht nur als Blickachsen, sondern haben vielfältige Nutzen aufgrund ihrer Grünleistungen. Bäume filtern Stäube, regulieren die Temperatur in den Straßenschluchten und sorgen für die Reduzierung der Lärmbelastung. Für das in 2012 aufgelegte stadtplanerische Programm „My Street“ wurden innerhalb von fünf Jahren bereits über 2 Mrd. Euro ausgegeben. Ziel der Maßnahmen ist die Sanierung der Straßenquerschnitte, insbesondere der extrem stark befahrenen Zufahrtstraßen in die Moskauer Innenstadt. Von Anfang an wurden dabei große Bäume mit Stammumfängen von 30 cm und mehr gepflanzt. Die Pflanzgruben wurden in entsprechender Größe angefertigt und bilden einen festen Bestandteil der innerstädtischen Infrastruktur.

Informationen über „My Street“ sind in russischer Sprache im Internet abrufbar (siehe 1. Link). Anrainer können sich hier über Fortschritte und Planungsphasen informieren. Ca. 5600 Bäume wurden inzwischen entlang Moskaus Straßen zusätzlich zu den bereits bestehenden gepflanzt.

Ein weiteres Highlight in Moskaus Parklandschaft ist der 2012 errichtete Zaryadye Park auf dem Gelände des ehemaligen Hotel Rossija, dem einst größten Hotels Europas (2. Link). Diese Fläche inmitten der Innenstadt, zwischen dem Roten Platz und der Moskwa gelegen, wurde in eine Grünfläche mit Konzertsaal und Amphitheater umgewandelt und im September 2017 eröffnet. Die wichtigsten Vegetationszonen Russlands mit ihren jeweils charakteristischen Pflanzengesellschaften ziehen Tausende von Besuchern an. Über 700 Bäume haben allein hier ein neues Zuhause gefunden. Das Time Magazine hat den Zaryadye Park 2018 in die Liste der „The World´s Greatest Places To Visit“ aufgenommen.

Dem EAC ist die Auszeichnung Moskaus besonders wichtig, um so fachliche Brücken bauen zu können. Der Austausch von Informationen, Erfahrungen und Expertenwissen bildet eines der Hauptanliegen des EAC. Zudem werden in Russland bereits seit dem Jahr 2014 erfolgreich ETW-Prüfungen nach der EAC-Prüfungsordnung durchgeführt. 55 Baumpfleger wurden seitdem als European Tree Worker zertifiziert. Dieser Trend setzt sich auch künftig weiter fort.

ZLES-Präsident Mikhail Eremin fühlte sich geehrt, die europäischen Baumpflege-Experten in seiner Heimatstadt begrüßen zu dürfen. „Wir wollen die Gelegenheit nutzen, um unsere russischen Kollegen mit den Baumexperten aus ganz Europa und den USA bekannt zu machen und so in Zukunft den fachlichen Austausch fördern und ausbauen zu können“, sagte Eremin. Er dankte EAC-Präsident Jonathan Cocking dafür, dass Moskau als Treffpunkt der Veranstaltung in 2019 ausgewählt wurde.

Der EAC ist ein Forum, in dem Repräsentanten aus verschiedenen Fachverbänden aus ganz Europa mit dem Ziel zusammenkommen, Status und Förderung des Berufsstandes in den Bereichen Forschung, Weiterbildung und erfolgreiche Baumpflege sowie Verbesserung der Arbeitspraktiken qualitativ zu erhöhen. Derzeit umfasst das EAC 26 Mitgliedsverbände aus 23 Ländern, darunter auch die Schweiz, Norwegen und Russland.

 

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