Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Anfang September waren knapp 50 Auszubildende des Garten- und Landschaftsbaus zusammen mit ihren Ausbildern zu Gast auf dem Buckhof in Freiamt. Der jährliche Azubi-Tag der im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V. (VGL) organisierten Ausbildungsbetriebe der Region Südlicher Oberrhein fand in diesem Jahr bei der Firma Glatz, Garten- und Landschaftsbau, statt und war in jeglicher Hinsicht fruchtbar.

Insgesamt nahmen 13 Ausbildungsbetriebe das Forbildungsangebot der Region Südlicher-Oberrhein mit Ausbildern und Azubis war.

Ulrich Herzog erläutert seiner Gruppe auf dem Buckhof die Kräuselkrankheit an Pfirsich und Aprikose.

Ramona Glatz (knallblaues T-Shirt) schneidet die Stecklinge der Goji-Beere mit den Azubis. (Fotos: Petra Reidel)

Steinobst, Kernobst, Beeriges und Exotisches

Das Thema dieses Azubi-Tages stand unter der Überschrift „Fruchtiges für den Garten“ und Uli Herzog, Pflanzenexperte bei Fautz die Gärten aus Bad Krozingen, hatte hierzu nicht nur Bekanntes, sondern auch Überraschendes vorbereitet. „Die Nachfrage nach Obstgehölzen im Privatgarten ist groß, das Wissen zum Standort, zur Pflege und zu den Eigenschaften bei den meisten Gartenbesitzern klein“, erklärte Herzog seine diesjährige Themenauswahl. Die Bandbreite an Obst, Wildobst und Beeren ist facettenreich und der leidenschaftliche Botaniker erläuterte auch einige Exoten, die nicht nur in der Rheinebene, sondern sogar im Schwarzwald funktionieren. „Wichtig ist dabei immer das Kleinklima des Standortes. So können die gefährlich kalten Nord- und Ostwinde beispielsweise durch Hecken oder Mauern abgehalten werden, was Feigen (Ficus carica), Kiwi (Actinidia deliciosa und aguta) und der Kaki (Diospyros kaki) nicht nur das Wachsen, sondern sogar das tragen prächtiger Früchte erlaubt“, erklärte Herzog dem interessierten Landschaftsgärtnernachwuchs. Sein Vortrag, immer gespickt mit spannenden Geschichten aus dem Gärtnerleben, brach auch eine Lanze für Wildobst, wie beispielsweise die Apfelbeere (Aronia melanocarpa), deren Früchte man wie Rosinen am Strauch trocknen lassen kann. Doch auch die Kornelkirsche (Cornus mas) mit daumengroßen Früchten bei der Sorte ’Kasanlanker’ und die Felsenbirnen (Amelanchier lamarckii und alnifolia) mit ihren süßen Früchten und ihrem orangeroten Herbstgewand waren genüsslicher Inhalt. Im Hinblick auf den Klimawandel hatte Herzog ebenfalls einige fruchtige Vorschläge wie zum Beispiel die Holzquitte (Pseudocydonia sinensis), die sehr hitze- und trockenheitsverträglich ist und dennoch wohlduftende große Früchte dank spezieller Züchtungen liefert. Selbst für die japanische Ahornarten hat Herzog eine Alternative in petto: Es ist der schwarze Holunder (Sambucus nigra ’Black Lace‘), dessen tief geschlitzte dunkellaubige Blätter dem Schlitzahornlaub sehr ähnlich sehen, aber viel besser mit Trockenheit und Hitze klar kommen. Die roten Blüten ergeben einen roséfarbenen Holundersirup und die Früchte sind ebenfalls verwendbar.

Gartenführung und Pflanzenkunde

Nach der Theorie folgte die Praxis: Markus Glatz, Ramona Glatz und Ulrich Herzog führten die Azubis in drei Gruppen über den Buckhof und erklärten die dort stehenden Exoten, aber auch die erntereiche Kultur von Himbeeren oder Heidelbeeren. Hier entdeckten die Auszubildenden unter anderem die Früchte der Indianerbanane (Asimina triloba), die nach Ananas, Orange, Banane und Pfirsich schmecken sowie die Goji-Beere (Lycium barbarum). Diese beschreibt Markus Glatz als unglaublich wüchsig, weshalb er sie selbst als Klimmer gezogen, immer wieder radikal zurückschneidet, was der Verzweigung und dem Fruchtansatz dienlich ist. Hiervon durfte im Anschluss jeder Teilnehmer seinen eigenen Steckling schneiden, topfen und mit nachhause nehmen. Die Firma Pfefferer Baumkultur aus Müllheim bot an der alten Hauslinde eine Seilkletteraktion an, welche Lust auf die Weiterbildung zum Baumpfleger machte. Markus Glatz erläuterte in einem Pflanzenquiz die teils seltenen Gehölze, Stauden und Sträucher, die auf dem Buckhof mit seinem wunderschönen Schaugarten wachsen und der botanischen Sammelleidenschaft von Markus, Klara und Ramona Glatz geschuldet sind. Den Abschluss dieses Erlebnistages bildete der von Ulrich Herzog ausgearbeitete Fragebogen, der das Wissen der Azubis im Firmenteam abprüfte. Die insgesamt 13 teilnehmenden Ausbildungsbetriebe bekamen hierfür 45 Minuten Zeit, um die 10 anspruchsvollen Fragen zu beantworten: Gehört die Paprika zu den Beeren und was sind Erdbeeren und Zitronen für Früchte im botanischen Sinne, war beispielsweise eine davon. Den ersten drei Gewinnerteams winkten Buchpreise: Auf den dritten Platz kam das Team der Firma Lang aus Offenburg, Platz zwei sicherte sich die Firma Böcherer aus Denzlingen und Sieger wurden die Azubis der Firma Markus Hügel aus Rümmingen. Neben den botanischen Besonderheiten waren die Teilnehmer auch von der Kulinarik des Buckhofes sehr angetan. Currywürste vom eigenen Schottischen Hochlandrind, selbst angebaute Äpfel, Trauben und Tomaten sowie leckeres Gebäck ließen die Liebe zu den Pflanzen auch noch durch den Magen gehen.

Etablierte Fortbildung

Den Azubitag der Region Südlicher Oberrhein gibt es bereits seit 14 Jahren und er ist dank Ulrich Herzog jedes Mal ein Highlight für die Auszubildenden des Garten- und Landschaftsbaus. Drei Jahre will Herzog diese Weiterbildung noch anbieten, dann müssen andere in seine Fußstapfen treten. Den monatlichen Pflanzentag, den er als Ausbilder seinen Azubis bei Fautz die Gärten anbietet, führen mittlerweile einige seiner ehemaligen Azubis weiter, so auch Moritz Rombach im Betrieb KW – Thomas Kreutz aus Ballrechten-Dottingen, der mit seinen Azubis auf dem Buckhof dabei war.

 

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