Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Anlässlich der Statustagung der Charta für Holz erläuterten die Vorsitzenden der Charta-Arbeitsgruppen Handlungserfordernisse und konkrete Vorschläge zu einer verstärkten und effizienten Holzverwendung als Beitrag zu Klimaschutz und Ressourcenschonung.

Von Forstpflanzenzucht bis Altholznutzung: Die Statustagung der Charta für Holz 2.0 bot den Teilnehmern reichlich Diskussionsstoff. (Foto: S. Reichel/FNR)

Dr. Eva Müller, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), attestierte dem Cluster Forst und Holz eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel: „Dank unserer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Produktionsweise und dank permanenter Forschung und Entwicklung moderner Technologien sind wir die Schlüsselbranche für den Schutz von Klima und Umwelt“, hob Dr. Müller auf der Statustagung der Charta für Holz 2.0 in Berlin hervor.

Vor den mehr als 100 Tagungsteilnehmern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, forderte Müller „Holz als den wichtigsten nachwachsenden Rohstoff mit dem Ziel des Klimaschutzes „stärker und langanhaltender in die Wirtschaftskreisläufe einzuspeisen, um der Atmosphäre das Treibhausgas Kohlendioxid zu entziehen“. Zudem müsse der Wald angesichts der angestrebten Bioökonomie auch in veränderter, klimatauglicherer Baumarten-Zusammensetzung weiterhin den wichtigen Rohstoff Holz erzeugen, um nichterneuerbare Rohstoffe zu ersetzen. „Für dieses Ziel müssen wir mit sachlichen Argumenten und Fakten in der Öffentlichkeit werben und verstärkt Überzeugungsarbeit bei jenen leisten, die der Verwendung von Produkten aus nachhaltiger Waldwirtschaft noch kritisch gegenüberstehen“, so die Abteilungsleiterin. Die Charta für Holz 2.0 sei nicht zufällig ein Meilenstein des Klimaschutzplanes 2050. Sie sei die „Regieanweisung“ für das Umsetzen geeigneter Maßnahmen in der Praxis.

Auf der Statustagung am 17. September 2019 wurden die Ergebnisse und der Stand der Beratungen in den sechs Handlungsfeldern der Charta für Holz 2.0 vorgestellt. Im Anschluss bewerteten und diskutierten die Teilnehmer die bisherige Arbeit und gaben den Arbeitsgruppen-Vorsitzenden wichtige Impulse für die weitere Umsetzung der Charta für Holz. Einigkeit bestand darüber, dass Erhalt und Wiederherstellung der Wälder nach den jüngsten Schadensereignissen oberste Priorität haben. Dabei wurde u .a das Erfordernis des Kompetenzausbaus in der Forstpflanzenzüchtung zugunsten klimawandeltauglicher Baumarten oder die Entwicklung umweltschonender Holzernteverfahren betont. Breite Zustimmung fand die Forderung aus Politik und Verbänden, aus Klimaschutzgründen und angesichts des akuten Wohnraumbedarfs eine Holzbauoffensive zu starten. Für den Holzbau gelte es jetzt, hemmende, weil nicht mehr zeitgemäße baurechtliche Verordnungen zu novellieren und öffentliche Auftraggeber, Planer und Bauaufsichtsbehörden fortzubilden. Schon bei den Ausschreibungen sollten Klima- und Umweltaspekte stärker berücksichtigt werden. Bund und Ländern komme eine Vorbildfunktion für klimagerechtes Bauen zu, so ein Fazit.

Als zentrales Zukunftsthema wurde die Kreislaufwirtschaft adressiert. Der Sektor zeige schon heute die Potenziale den Rohstoff Holz innerhalb im Sinne der Kaskadennutzung effizient zu verwenden. Altholz als wichtige Rohstoffquelle müsse jetzt verstärkt ins Blickfeld der stofflichen Verwendung gerückt und die Verfahren zu dessen Sortierung und Aufbereitung verbessert werden.

Verstärkten Handlungsbedarf förderte die Diskussion zum Potenzial von Holz in der Bioökonomie zutage. Die Notwendigkeit des auf nachwachsenden statt auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschaftens sei bislang nur zum Teil in der Öffentlichkeit verankert; zudem müssten bereits vorhandene Forschungsergebnisses zur stärkeren Umsetzung in Industrie und Praxis transparent gemacht werden. Wissenschaft und Wirtschaftsvertreter betonten das Erfordernis, andere Industriezweige außerhalb des Sektors Forst & Holz stärker in die Diskussionen einzubeziehen.

Als eine ihrer nächsten Aufgaben sehen die Charta-Arbeitskreise die gezielte Information der Gesellschaft zur Rolle des Clusters Forst und Holz bei der Umsetzung von Klimaschutz und Bioökonomie mittels nachhaltiger Forst- und Holzwirtschaft an. Zustimmung fand zudem die Idee, für gesamten Sektor zentrale Kernbotschaften als Ausgangspunkt für eine gemeinschaftliche Kommunikation der Branche zu formulieren. Breiter Konsens bestand zudem in dem Anliegen, eine Bildungsoffensive zur Sicherung des Fachkräftebedarfs des Sektors zu starten. Ein verstärktes übergreifendes Netzwerkmanagement innerhalb der Branche soll diese Zielsetzung unterstützen.

„Die Bewältigung der Klimakrise und die Schonung endlicher Ressourcen wird nur mit einem breiten Bündnis von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gelingen. Dafür liefert der Dialogprozess der Charta für Holz 2.0 den Handlungsrahmen. Die Statustagung hat gezeigt, dass dieser Prozess erfolgreich läuft. Die Impulse aus der Veranstaltung werden nun in den sechs Handlungsfeldern der Charta weiterbearbeitet. Wenn alle Akteure Ihre Hausaufgaben machen, wird die Charta für Holz Erfolge zeigen“, resümierte Dirk Alfter vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in seinem Schlusswort.

Hintergrund

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) initiierte die Charta für Holz 2.0 im April 2017 auf der Grundlage eines Beschlusses der Agrarministerkonferenz als Gemeinschaftswerk mit engagierten Verbänden, Organisationen und Verwaltungen.

Die Charta für Holz 2.0 bildet den Rahmen für einen auf Dauer angelegten gesellschaftlichen Dialogprozess. Im Zuge dieses Prozesses wird die Erkenntnis, dass der verstärkte Einsatz von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zugunsten des Klimaschutzes, zur Schonung fossiler Ressourcen und zur Stärkung der ländlichen Räume jetzt und künftig unverzichtbar ist, in der Öffentlichkeit verankert und durch das Cluster Forst und Holz umgesetzt.

Mit der Betreuung des Charta-Prozesses beauftragte das BMEL seinen Projektträger, die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). Das BMEL hat für den Charta-Prozess eine Steuerungsgruppe und sechs Arbeitsgruppen eingesetzt. Über Fachgespräche, Workshops, Plattformen und Tagungen werden die verschiedenen Interessengruppen beteiligt.

Weitere Informationen: siehe Link

 

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