Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die rasante Talfahrt der deutschen Industrie konnte auch im September nicht gestoppt werden. Damit ist klar: Dem Verarbeitenden Gewerbe der größten Volkswirtschaft Europas geht es so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. Das zeigen die aktuellen Umfrage-Ergebnisse zum IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI).

Trübe Aussichten: Dem Verarbeitenden Gewerbe geht es in Deutschland so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. (Foto: Pixabay.com)

Der saisonbereinigte PMI – eine Momentaufnahme des Verarbeitenden Gewerbes in Deutschland, abgeleitet aus Indikatoren für Auftragseingang, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen – notierte im September bei 41,7 Punkten nach 43,5 im August. Dies ist der niedrigste Wert seit Juni 2009, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit in London mit. Gleichzeitig liege der EMI bereits den neunten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50,0 Zählern. Zum wiederholten Mal beschleunigten sich die Rückgänge bei Produktion und Neuaufträgen. Der Stellenabbau war so gravierend wie seit fast zehn Jahren nicht mehr.

„Die aktuellen EMI-September-Daten sind beunruhigend und lassen für den weiteren Konjunkturverlauf in Deutschland nichts Gutes erwarten. Hiesige Unternehmen haben lange Zeit erfolgreich den zahlreichen geopolitischen Krisen getrotzt. Auf Dauer sind diese Störfaktoren offensichtlich Gift für die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und sorgen zudem für zu viel Psychologie in den Märkten“, betonte BME-Hauptgeschäftsführer Dr. Silvius Grobosch heute am Freitag in Eschborn.

„Deutschland befindet sich in einer Industrierezession und es ist noch kein Ende absehbar. Dies lässt sich am jüngsten EMI ablesen, der noch einmal gefallen ist“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Freitag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Der Handelskrieg, die Automobilkrise sowie eine stark nachlassende Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie aufgrund höherer Lohnstückkosten sowie Reglementierung und Bürokratie belasteten. Erste Firmen meldeten Insolvenz an und auch der Arbeitsmarkt in der Industrie sei betroffen, auch wenn die meisten Unternehmen versuchten, aufgrund des Fachkräftemangels so lange wie möglich an ihren Mitarbeitern festzuhalten. „In diesem Umfeld helfen keine punktuellen Maßnahmen mehr. Eine umfassende, entlastende Steuerreform ist das Gebot der Stunde – und nicht Steuererhöhungen“, teilte die Helaba-Bankdirektorin dem BME abschließend mit.

„Deutschland befindet sich in der längsten Industrierezession der gesamtdeutschen Geschichte, die aber angesichts eines Anteil der Industrie von 25 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt gesamtwirtschaftlich nur zu einem Nullwachstum führt“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Freitag dem BME. Eine echte Rezession mit einem tiefen Einbruch der Wirtschaftsleistung und einer spürbaren Verschlechterung des Arbeitsmarktes sei derzeit noch nicht zu erwarten. Allerdings bestehe das Risiko, dass die Industrierezession mit zunehmender Dauer und Tiefe immer mehr auf die noch robusten Teile der Wirtschaft ausstrahlt und somit zu einer echten Rezession werde.

„Sinkende Produktionen, fallende Preise und verkürzte Lieferzeiten bestätigen es – der Abschwung in der Industrie hält an. Neben Investitions- und Vorleistungsgütern verbuchen nun auch die Hersteller von Konsumgütern einen Rückgang beim EMI“, teilte Katharina Huhn, Leiterin des Referats Konjunktur, Wachstum, Unternehmensbefragungen im DIHK, am Freitag dem BME mit. Zwar verbesserten sich die Geschäftsaussichten leicht, sie seien aber dennoch deutlich negativ. Dies sei zuvorderst auf die anhaltenden Spannungen im außenwirtschaftlichen Umfeld zurückzuführen. „Um wieder Rückenwind zu bekommen, brauchen die Betriebe hierzulande bezahlbare Energie, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, einen schnelleren, auch digitalen Infrastrukturausbau und ein wettbewerbsfähiges Steuersystem“, so Huhn weiter.

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Freitag dem BME: „Insbesondere in der zweiten Monatshälfte des September gerieten die metallischen Rohstoffe infolge der Furcht vor weiter eskalierenden Handelsauseinandersetzungen zwischen den USA und ihren Partnern deutlich unter Druck. Der Raketenanschlag auf die größte saudi-arabische Rohölverarbeitung bewirkte ein temporäres Anziehen der Erdölnotierungen, was im Monatsdurchschnitt vom September 2019 zu einem höheren Weltrohstoffpreisindex führte. Bei etlichen Rohstoffen sehen wir die Talsohle durchschritten. Gerade Kupfer, Zink oder Aluminium werden 2019 ein Angebotsdefizit aufweisen. Belastungen könnten aber von den neu angekündigten Zöllen der USA auf europäische Einfuhren ausgehen.“

 

Empfohlen für Sie: