Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Viele Bürgerinnen und Bürger von Andernach kennen ihren Wohnort auch als Essbare Stadt. Nur wenige nutzen jedoch die öffentlichen Flächen tatsächlich, um Lebensmittel zu ernten. Dies hat die Befragung der Andernacher Bevölkerung ergeben. Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) hat die Umfrage im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes durchgeführt. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Luftbild von der Andernacher Innenstadt und den „essbaren Flächen“ (in rot gekennzeichnet) (Quelle: IÖR)

Seit dem Jahr 2010 verfolgt die Stadt Andernach das Ziel, öffentliche Grünflächen neu und anders zu nutzen. Seitdem gilt statt „Betreten verboten“ auf ausgewählten öffentlichen Flächen „Pflücken erlaubt“. Kräuter gedeihen auf den Flächen ebenso wie Tomaten, Kohl und Kürbis oder verschiedene Obstsorten. Sind die Früchte reif, können Bürgerinnen und Bürger der Stadt sie pflücken.

Das tun jedoch nur wenige, hat nun eine Umfrage des IÖR unter der Andernacher Bevölkerung ergeben. 380 Bürgerinnen und Bürger aus verschiedenen Stadtteilen hat das Team des IÖR befragt. Das Konzept der Essbaren Stadt Andernach kennt mehr als die Hälfte der Befragten nach eigenen Angaben gut oder sehr gut. 70 Prozent der Befragten gaben jedoch an, nie auf den Flächen Obst oder Gemüse zu ernten. Häufiger nutzen die befragten Andernacher die öffentlichen Flächen hingegen, um sich dort zu erholen oder für Naturbeobachtungen.

Die Wissenschaftlerinnen des IÖR haben der Andernacher Bevölkerung noch weitere Fragen gestellt. Die Ergebnisse liegen nun als Kurzbericht vor und können auf der Internetseite des Projektes eingesehen werden (siehe Link).

Das Fazit der Wissenschaftlerinnen: „Die Umfrage zeigt, dass das Konzept der Essbaren Stadt einen großen Beitrag zur Attraktivität Andernachs leistet. Um die positiven Auswirkungen noch zu stärken, könnte die Stadt weitere Aktivitäten planen und so Bürgerinnen und Bürger noch stärker in das Projekt einbinden“, so Dr. Martina Artmann, Projektleiterin im IÖR. Beet-Patenschaften wären ebenso denkbar wie Kochveranstaltungen, die zeigen, welche Gerichte sich aus dem geernteten Gemüse herstellen lassen.

Hintergrund

Das Projekt "Essbare Städte - Evaluierung von Begrünungsstrategien als systematische Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen der Urbanisierung. Konzipierung eines Bewertungskonzeptes und Erprobung am Beispiel essbarer Städte in Deutschland" wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Zu den Praxispartnern gehören die Stadtverwaltung Andernach (Amt für Stadtplanung und Bauverwaltung), die Gemeindeverwaltung Haar (Referat Umwelt und Abfallwirtschaft) sowie der Green City e. V., München. Die Ergebnisse von Befragungen in Andernach und München fließen in die konzeptionellen Projektarbeiten ein. Basierend auf den Konzepten der Mensch-Natur-Verbindung und Ortsverbundenheit (place attachment) wurde ein multidimensionales Bewertungskonzept entwickelt, um Auswirkungspotenziale der essbaren Stadt im Kontext einer sozio-ökologischen und sozio-räumlichen Nachhaltigkeitstransformation zu evaluieren.

Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) ist eine raumwissenschaftliche Forschungseinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft. Das IÖR erarbeitet wissenschaftliche Grundlagen für eine dauerhaft umweltgerechte Entwicklung von Städten und Regionen im nationalen und internationalen Zusammenhang. Die Ausrichtung der Forschung zielt auf Antworten für ökologische Fragen nachhaltiger Entwicklung.