Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Wald und seine Bewirtschaftung bleiben vor dem Hintergrund des ernüchternden Ausgangs der Klimakonferenz COP25 wichtige Schlüsselfaktoren für mehr Klimaschutz. Der Blick richtet sich nach Madrid nun wieder auf Brüssel:

Auch die Bevölkerung kann sich vielerorts an den notwendigen Baumpflanzungen beteiligen. (Foto: Forstkammer Baden-Württemberg)

Mit einem Paukenschlag hatte die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am 11. Dezember nach gerade einmal zehn Tagen im Amt mit dem „Green Deal“ den Plan verkündet, Europa bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden zu lassen. Eine „massive Aufforstung der Wälder“ ist einer der Kernpunkte des ambitionierten Vorhabens. Auch wenn einige Umweltverbände dazu mahnen, die „Wälder in Ruhe wachsen zu lassen“, damit sie CO2 binden können, räumen sie mittlerweile ein, dass Wälder durch Dürre und Schädlingsbefall auch zu CO2-Quellen werden können.

Multifunktionale Waldbewirtschaftung hilft dem Klima

„Die Lösung, um die CO2-Senkenleistung von Wäldern zu optimieren, ist zwar anspruchsvoll, aber bekannt und wird bereits umfassend praktiziert: Es ist die multifunktionale Waldbewirtschaftung“, erklärt Alexandra Arnold, Geschäftsführerin des Deutschen Forstvereins (DFV). Multifunktionalität bedeutet, dass die Wälder alle Waldfunktionen – Nutzen, Schutz und Erholung – teilweise mit unterschiedlicher Gewichtung, flächendeckend erbringen. Dem nachwachsenden und klimaneutralen Rohstoff Holz kommt dabei im Kampf gegen den Klimawandel eine besonders wichtige Rolle zu: Holz bindet Kohlenstoff. Für seine Entstehung entziehen die Wälder der Atmosphäre das klimaschädliche CO2. Multifunktionale Waldbewirtschaftung und der effektive Einsatz des so produzierten Holzes anstelle von Beton, Stahl oder Plastik in langlebigen Produkten wie Häusern oder Möbeln, ist aktiver Klimaschutz.

Mehr Waldfläche, mehr Biodiversität, mehr Holznutzung

„Schon seitdem der Klimawandel offenkundig ist, weist der DFV auf diese Zusammenhänge hin“, sagt Arnold. So war dies bereits das Kernthema der DFV-Tagung 2015 in Flensburg, auf der der DFV forderte, mehr Waldfläche zu schaffen, die Biodiversität mindestens zu erhalten und eine verstärkte Holzverwendung für mehr Klimaschutz zu fördern. Holz ist CO2-neutral, d. h. es wird bei seiner Verbrennung oder Verrottung nur so viel CO2 freigesetzt, wie einst gebunden wurde, im Gegensatz zu fossilen Energieträgern und Rohstoffen. Aufgrund seiner Eigenschaften kann Holz CO2intensive Produkte wie Stahl, Beton und Ziegel vor allem im Bausektor ersetzen (Substitutionseffekt) und hilft so, den CO2-Ausstoß drastisch zu vermindern. Im Rahmen der nachhaltigen Waldbewirtschaftung wachsen für das geerntete Holz neue Bäume nach, die der Atmosphäre wiederum CO2 entziehen. Das führt in Deutschland zu einer jährlichen Einsparung von rund 127 Millionen Tonnen CO2. „Das ist für Deutschland bedeutend, im gesamteuropäischen bzw. weltweiten Kontext allerdings ein vergleichsweise geringer Beitrag“, erklärt die DFV-Geschäftsführerin.

Immenses Aufforstungspotenzial weltweit vorhanden

Eine Schweizer Studie ermittelte jüngst sogar, dass das Aufforstungspotenzial unter Berücksichtigung von klimatischer Eignung, Anbau- und Siedlungsflächen weltweit bei fast einer Million Quadratkilometern liegt. In diesen „neuen Wäldern“ könnten mehr als 200 Milliarden Tonnen Kohlenstoff dauerhaft gebunden werden – zwei Drittel aller durch den Menschen verursachten CO2-Emissionen seit der industriellen Revolution. Alexandra Arnold: „Deutschland hat eine gut entwickelte Forst- und Holzwirtschaft, die international hoch anerkannt ist. Klimaschutz funktioniert nur international und über Ländergrenzen hinweg. Dafür bieten wir Forstleute im Rahmen des ‚Green Deal‘ unser Know-how und unsere Hilfe gerne an.“

 

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