Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Ungeachtet der allgemeinen Konjunktur-Eintrübung brummt der Baukonjunktur-Motor beständig weiter. Das gilt nicht nur für das zurückliegende Jahr 2019, sondern auch für das gerade begonnene Jahr 2020. Entsprechend positiv gestimmt ist die europäische Kooperation mittelständischer Holz-, Fliesen- und Baufachhändler, EUROBAUSTOFF, zu Beginn des Jahres.

EUROBAUSTOFF

"Mit über 3 % Zuwachs haben wir unser Ziel beim Einkaufsvolumen für 2019 erreicht“, freut sich Dr. Eckard Kern, Vorsitzender der Geschäftsführung. „Unser Ergebnis spiegelt die derzeitigen Verhältnisse unserer Branche wider, die trotz guter Konjunktur auch mit negativen Tendenzen zu kämpfen hat.“ Beim Ausblick auf 2020 bleibt er aber optimistisch: „Wir planen mit einem ähnlichen Ergebnis wie im Vorjahr.“

Mit einem Einkaufsvolumen von 6,66 Mrd. EUR erreichte die Kooperation im 14. Jahr in Folge einen Zuwachs im dreistelligen Millionen-Bereich. „Neben dem Wareneinkauf können wir die Arbeit unserer Fachhändler vor Ort mit einer Vielzahl an Dienstleistungen unterstützen, die erfolgreiche Vertriebsleistung liegt aber in ihrer Verantwortung. Wir danken also jedem Einzelnen für sein Ergebnis, welches in Summe auch unseres ist“, macht der Vorsitzende der Geschäftsführung deutlich. Im vorigen Jahr waren dies 463 Gesellschafter an insgesamt 1.673 Standorten.

Begrenzte Kapazitäten

Bei aller Euphorie angesichts der nun schon fast ein Jahrzehnt anhaltenden guten Baukonjunktur macht sich auch Frust breit wegen fehlender Kapazitäten im Handwerk und Baugewerbe, in der Logistik und auf den Autobahnen, zur Bauland-Entwicklung und im Baugenehmigungsverfahren. „Für eine Besserung haben wir hier in den letzten Monaten keine Anzeichen erkennen können“, stellt Hartmut Möller, Geschäftsführer für alle Warenbereiche, fest. Die Folgen sind ein Nachfrage-Überhang, eine unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Gewerken und ein weiterer Anstieg der Baukosten.

„Die Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur kann in den nächsten Monaten auch in unserer Branche teilweise sichtbar werden“, gibt der Geschäftsführer zu bedenken. „Endverbraucher gehen größere Investitionen nur zurückhaltend an, was sich aktuell schon im investiven Bereich des Maschinen- und Anlagebaus bemerkbar macht.“ Auch die Baugenehmigungszahlen zeigten Spuren, erholten sich aber im 4. Quartal 2019 wieder. „In welche Richtung es zukünftig geht, ist derzeit nicht klar erkennbar. Da bleibt der Baufrühling 2020 abzuwarten. Per anno verbessern sich aber die Zahlen im Ein- und Zweifamilienhausbau gegenüber Vorjahr leicht, im Mehrfamilienhausbau deutlich sind jedoch im Nichtwohnbau leicht rückläufig.“

Entwicklung in den Warenbereichen

In 2019 lagen alle Warenbereiche der EUROBAUSTOFF im Plus. Den stärksten Zuwachs erreichte der Bereich Fliese mit 7,7 %. Beschleunigt wurde dieses Wachstum durch einen Gesellschafter, der in 2019 einen starken Fliesenhändler in Baden-Württemberg übernahm. Den höchsten absoluten Umsatzzuwachs (plus 4,3 %) erzielte der umsatzstärkste Warenbereich, der Hochbau, der die Fachbereiche Bauchemie, Putze/WDVS und Rohbau-Wandbaustoffe umfasst.

Zwischen 3 % und 3,5 % lagen die Zuwachsraten in den Bereichen Trockenbau und Dämmstoffe, Tiefbau und Galabau sowie der Technische Einkauf. Es folgt der Bereich Dach&Fassade/Baumetalle mit 2,6 %, der Einzelhandel mit 1,6 % sowie Holz und Bauelemente mit einem Plus von knapp 1 %, wobei die dekorativen Holz-Sortimente mit annähernd 5 % plus deutlich besser abschneiden konnten. Das Zuwachs-Ranking spiegelt dabei keinesfalls die Anteile am gesamten Einkaufsvolumen wider.

Im Einzelnen:

  • Der Bereich Fliese leidet nach wie vor unter der Vollauslastung im Fliesen-Handwerk. Eine Besserung ist nicht in Sicht, auch nicht bei den Wartezeiten. Zwischen Auftrag und Arbeitsbeginn liegen schon seit längerem mehr als sechs Monate. Erfreulich dagegen ist die Preisentwicklung zumindest beim Endkunden. Aufgrund zunehmender Alternativprodukte und der immer höheren Produktivität in den Herstellerwerken geraten die Einkaufspreise für Fliesen und feinkeramische Beläge stark unter Druck. Parallel dazu verstärkt sich der Trend, alternative Wand- und Bodenbeläge mit ähnlicher Optik beziehungsweise Funktion einzusetzen.

  • Hochbau heißt in Deutschland nach wie vor massive Bauweise. Drei Viertel aller Mehrfamilienhäuser werden mit Mauerwerk errichtet. Deshalb kommt es hier zu entsprechenden Umsatzzuwächsen angesichts der derzeit guten Konjunktur im Ein- und Zweifamilienhausbau wie auch im Mehrfamilienhausbau. Die Absatzmengen steigen aber nicht im gleichen Maße wie das Umsatzvolumen, was nur mit Preiserhöhungen im Markt zu erklären ist.

  • Auch bei den Verarbeitern im Trockenbau und von Dämmstoffen wird der Fachkräftemangel immer deutlicher. Dem Absatz werden hier deutliche Grenzen aufgezeigt. Besonders deutlich wurde dies im 4. Quartal, in dem das Absatzvolumen aus 2018 gerade erreicht werden konnte. Viele Aufträge wurden einfach in das neue Jahr geschoben.

Die positive Umsatzentwicklung in 2019 stammt so hauptsächlich aus den höheren Produktpreisen und – erfreulicherweise – aus dem zunehmenden Einsatz höherwertiger Produkte. Der Wermutstropfen liegt bei den Rohstoffpreisen, die aktuell deutlich ansteigen, die Betriebsergebnisse in der Industrie beeinflussen und zu neuen Preisrunden seitens der Lieferanten führen werden.

  • Mit rund 5 % Plus zum Vorjahr ist der Galabau nach wie vor ein Wachstumssegment im Baufachhandel. Die Stimmung vermiesen konnten zeitweise nur die ungünstige Witterung in den letzten beiden Monaten 2019, die regionalen Konjunkturunterschiede und die teilweise sehr starke Auslastung auf Verarbeiter-Seite. Für das neue Jahr ist die Branche aber wieder positiv gestimmt.

Ähnlich robust ist die Lage im Tiefbau. Ein starker November und eine generell gute Auftragslage sorgten für ein kräftiges Plus bis zum Jahresende 2019.

  • Der Technische Einkauf lebt derzeit von zwei unterschiedlichen Entwicklungen. Einerseits merkt der Bereich eine zurückhaltende Investitionsbereitschaft im Handwerk und der Unternehmerschaft, ein Spiegelbild der allgemeinen Konjunkturentwicklung also. Anderseits profitiert der Einkauf von der kooperationsinternen Entwicklung. Der neu aufgestellte Fachbereich weiß viel Potential zu heben.

  • Nirgendwo sind der Facharbeitermangel und die Klimaerwärmung stärker zu spüren als im Bereich Dach&Fassade. Fehlende Fachkräfte können nicht durch Mehrarbeit kompensiert werden und die vielen heißen Sommertage der letzten Jahre setzen den Verarbeitern zusätzlich zu. Wachstumschancen in der Branche sind damit enge Grenzen gesetzt. In 2019 brachten nach einem durchwachsenen Verlauf nur die letzten Monate mit guter, milder Witterung zusätzlichen Absatz. In Summe blieben die Absatzmengen im Steil- wie im Flachdach jedoch leicht rückläufig, sodass die positive Umsatzentwicklung einzig aus lieferantenseitigen Preiserhöhungen resultierte.

  • Dekoratives Holz und Bodenbeläge sind nach wie vor Umsatzbringer im Einzelhandel. Sie sorgen für Wachstum. Bestes Beispiel sind die Design-Fußböden, die aber gleichzeitig den rückläufigen Trend bei der Fliese bestätigen. Viel Zuspruch gab es auf dem EUROBAUSTOFF FORUM 2019 in Köln für das neue Farbkonzept, was in 2020 sicherlich zu einem deutlichen Umsatzwachstum führen wird.

  • Kein Baufachhandel ohne Holz. Dieser natürliche, nachwachsende Rohstoff gehört zum Standard-Portfolio im modernen Baufachhandel.

Das zeigt die Entwicklung im Bereich Holz und Bauelemente. Ein deutliches Zeichen dafür ist der kräftige Anstieg im Holzbau-Absatz. Er legte in 2019 zweistellig zu und lässt für 2020 noch mehr erwarten. Dieser Absatzentwicklung steht jedoch ein anhaltender Preisverfall insbesondere bei Schnittholz, KVH und Holzwerkstoffen gegenüber. Erfreulicherweise konnte das hier rückläufige Umsatzniveau durch andere Segmente kompensiert werden.

Aussicht 2020

„In diesem Jahr wollen wir eine vergleichbare Verbesserung unseres Einkaufsvolumens erreichen wie 2019“, sagt Dr. Eckard Kern. „So haben wir auch geplant. Höhere Ansätze wären angesichts der derzeit vorhandenen unsicheren Parameter – Fachkräfte, Logistik, gesamte Wirtschaftsentwicklung, Wirtschaftsembargos – nicht seriös.“ Dafür sieht der Vorsitzende der Geschäftsführung für 2020 andere Themen. Forciert werden sollen in den Gesellschafterhäusern das B2B-Geschäft und die Lager- und Fuhrpark-Logistik. „Wir kümmern uns derweil um weitere, digitale Zukunftsfelder für unsere Gesellschafter, entwickeln Konzepte und schaffen notwendige Strukturen. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen: Digitalisierung ist Gegenwart und Zukunft zugleich.“

 

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