Das Schulzentrum Landsberg war im Mai 2019 die erste Schule in Bayern, die einen Sport-Kunstrasen mit umweltfreundlicher Sandverfüllung erhielt. Seit knapp einem Jahr 'sporteln' rund 2.000 Schülerinnen und Schüler der Johann-Winklhofer-Realschule und des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums auf dem von Sportanlagenbauer Hermann Kutter errichteten Kunstrasen.
„Unsere Schüler und Lehrkräfte sind von der neuen Sportanlage begeistert“, berichtet Annette Ring, stellvertretende Leiterin der Realschule. „Im Vergleich zum alten Naturrasen können wir den Kunstrasen jetzt viel öfter für den Sportunterricht nutzen. Unsere Lehrkräfte können ihre Sportklassen an den verschiedenen Stationen der ausgeklügelten Anlage in Kleingruppen trainieren lassen. Diese Differenzierung setzt den Grundgedanken des neuen bayerischen LehrplanPlus um.“
Natürlich habe es zunächst Bedenken wegen des Kunstrasens gegeben, gesteht Kutter-Bauleiter Uwe Riethausen. Bilder von Hautabschürfungen aus den Anfangszeiten der bis oben mit scharfkantigem Quarzsand verfüllten Kunstrasenplätze sind vielen im Kopf geblieben. „Beim neuen Kunstrasen beobachten wir sogar weniger Verletzungen als vorher auf dem Naturrasen“, erklärt Konrektorin Ring. Den Vorurteilen zu Kunstrasen begegnete auch Landschaftsarchitekt Franz-Josef Eger, der die Generalsanierung der vor 40 Jahren errichteten Außensportanlage plante. Den Kreistag als Träger des Schulzentrums konnte er mit drei entscheidenden Argumenten von den Vorteilen eines sogenannten Kunstrasens der 4. Generation überzeugen: ganzjährige vielseitige Nutzbarkeit, Verfüllung des Kunstrasens ohne umweltbelastendes Gummigranulat, geringe Pflege- und Unterhaltskosten.
Erster Schulsport-Kunstrasen ohne umstrittenes Gummigranulat
Im Jahr 2018 lief die Diskussion um Mikroplastik im Kunstrasen noch ausschließlich in Fachkreisen. Erst 2019 stieß das Thema auf ein breites Medienecho. „Zum Glück hatte der Kunstrasenhersteller FieldTurf Tarkett bereits ein neuartiges System entwickelt, das ohne das verbotsbelastete Gummigranulat auskommt“, sagt Eger rückblickend. Die teils geraden, teils gekräuselten Fasern aus Polyethylen seien verschieden lang und stützten sich gegenseitig, auch ohne Verfüllung. Eine umweltfreundliche, neun Millimeter hohe Verfüllung mit hydroklassiertem Quarzsand sorge jedoch für besseres Ballsprungverhalten und durch die Beschwerung für bessere Haltbarkeit und Bespielbarkeit. Inzwischen haben laut Eger weitere Hersteller nachgezogen.
Ziel der Generalsanierung war es, eine einladende, multifunktionale Schulsportanlage mit Differenzierungsmöglichkeiten gemäß LehrplanPlus zu schaffen. Dazu gruppierte der Planer die bisher vorhandenen Sportbereiche neu und schuf damit Raum für weitere Sportarten. Die Neuanlage sieht er als richtungsweisend für Schulsportanlagen. Herzstück ist der 60 x 40 Meter Kunstrasenplatz, umgeben von Beachvolleyballfeld, Kunstrasen-Court für Basketball, Soccer und Hockey, BMXObstacle-Parcours, 120 Meter Laufbahn, Mehrzweckspielfeld, Anlagen für Hochsprung, Weitsprung und Kugelstoßen sowie Sitz-Tischgruppen im Freien. Ein spezieller Bereich mit blauem Fallschutz ist dem späteren Einbau von Calisthenics-Geräten vorbehalten, einem Bewegungstraining mit eigenem Körpergewicht.
Sichtschutz als grüner Lebensraum für Insekten
Zwischen September 2018 und Mai 2019 baute das Memminger Unternehmen Hermann Kutter die Sportanlage um und pflanzte 17 Solitärbäume sowie 3.000 Sträucher und Kletterpflanzen neu. Der sechs Meter hohe Ballfangzaun um die Sportanlage ist beidseitig begrünt. Mit einheimischen Kletterpflanzen wie Clematis, Geißblatt und Kletter-Hortensien bietet die grüne Wand Lebensräume für Bienen, Schmetterlinge und Käfer mitten in der Stadt. Gleichzeitig dient sie als Sicht- und Schallschutz von und nach außen. Rund 1,5 Millionen Euro investierte der Landkreis Landsberg in die Generalsanierung.
Planung: Eger & Partner Landschaftsarchitekten BDLA/IAKS, Augsburg
Ausführung: Hermann Kutter GmbH & Co. KG, Memmingen