Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Die Corona-Pandemie ist das beherrschende Thema dieses Frühjahrs, die Republik ist im Krisenmodus, tagesaktuelle Entwicklungen bestimmen die Zeit. Viele Unternehmen sind geschlossen, haben auf Kurzarbeit umgestellt oder ihre Mitarbeiter ins Homeoffice versetzt. Jedoch sind nicht alle Branchen von den bundesweit geltenden Kontaktverboten in gleichem Maße betroffen.

Martin Joos, Vorstandsvorsitzender Verband GaLaBau BW (Bild: VGL-BW)

Martin Joos, Vorstandsvorsitzender des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Baden-Württemberg e.V., zieht für seine Branche eine Zwischenbilanz: „Unsere Baustellen, sowohl für kommunale wie für private Auftraggeber, liegen zum überwiegenden Teil draußen, der Weiterbetrieb kann durch verschiedene organisatorische Maßnahmen sichergestellt werden. Unsere Betriebe haben Verhaltens- und Hygieneregelungen getroffen, die intern wie extern größtmöglichen Schutz vor einer Ansteckung bzw. Verbreitung des Corona-Virus ermöglichen. Unsere Mitarbeiter reagieren sensibel und verantwortungsvoll auf die neue Situation.“

Zuversicht statt Panik

Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) hat aktuell zur Frage des Gesundheitsschutzes an Baustellen des Bundes ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese „möglichst weiter betrieben, bzw. Baumaßnahmen erst eingestellt werden sollten, wenn behördliche Maßnahmen dazu zwingen oder aufgrund behördlicher Maßnahmen ein sinnvoller Weiterbetrieb nicht möglich ist..." Dies ist nach Einschätzung des Verbands die richtige Leitlinie für den Umgang mit der Krise auch in grünen Bauprojekten auf Landes- und kommunaler Ebene. „Der Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter, aber ebenso für die Auftraggeber und Dritte hat in diesen Wochen selbstverständlich höchste Priorität“, betont Joos. „Öffentliche Auftraggeber können sich auf die Unternehmen des Garten- und Landschaftsbaus verlassen.“

Gerade jetzt zeige sich, welche Bedeutung die grüne Infrastruktur vor Ort habe, damit die Menschen in ihrem direkten Lebensumfeld Räume nutzen können, die jenseits der eigenen vier Wände dringend notwendigen Ausgleich ermöglichen. Joos weiter: „Deshalb ist es wichtig, dass laufende Projekte weiterbetrieben und geplante Investitionen in die grüne Infrastruktur vorangetrieben werden.“ Ohne die derzeitige akute Bedrohung durch die Corona-Krise zu vernachlässigen verweist der Verband auf andere drängende Probleme, zu denen auch die Folgen des Klimawandels und das Artensterben gehören.

„Die öffentliche Hand kann wesentlich dazu beitragen, dass Zukunftsinvestitionen tatsächlich Lenkungswirkung in gesellschaftlich relevante Bereiche haben“, so Joos. Ebenso wie private Bauherren mit der Gestaltung des Außenbereichs ihrer Häuser ein Zeichen setzen für ihre Haltung zu Natur und Umwelt sei es auch im öffentlichen Bereich angezeigt, Räume zu schaffen, die Lebensqualität und Wohlbefinden der Bürger steigern. Mit Blick auf die zwei Hitzesommer 2018 und 2019 erinnert der Verband an die Wohlfahrtswirkung öffentlicher Grünflächen von Parks über Straßenbegleitgrün bis hin zur Gebäudebegrünung. „Investitionen in die grüne Infrastruktur sind sichtbare Zeichen für Vertrauen in die Zukunft und die beste Vorsorge für kommende Belastungen unserer Städte und Gemeinden“, erinnert Joos.

Prinzip Apfelbaum

Der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer hat jüngst in einem Beitrag mit dem Titel „Prinzip Apfelbaum“ darauf hingewiesen, dass Vielfalt die Stellgröße für die Zukunft ist: „Nur eine vielfältige Welt ist eine stabile Welt. Das betrifft Flora und Fauna ebenso wie Staats- und Gesellschaftsformen.“ Auch beim Thema Klimaschutz und insbesondere zur Erreichung der Klimaziele seien ordnungsrechtliche Maßnahmen gefragt, die entscheidenden Beschlüsse aber müssten Parlamente fassen. Hieran knüpft Joos an und appelliert: „Aufschieben löst keine Probleme, Städte und Gemeinden müssen gerade jetzt zukunftsgerichtet agieren und mit gutem Beispiel vorangehen.“ Gerade jetzt in der Krise gelte es, Zuversicht zu zeigen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Branche des Garten- und Landschaftsbaus stehe bereit.

 

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