Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Seit den 1980er Jahren werden in Nordrhein-Westfalen regelmäßig Landesgartenschauen durchgeführt. Sie sind heute als wirksame Instrumente einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung anerkannt und haben sich als bedeutender Bestandteil der Landeskultur einen festen Platz erobert.

H Christian Leonhards, Präsident des Verband Garten-Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. (Foto: VGL NRW/Malte Reiter)

Das Kamper Gartenreich mit seinen Gärten wurde nach historischem Vorbild rekonstruiert. (Foto: VGL NRW/LGS2020)

Die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort bietet allen Naturliebhabern die Möglichkeit einen entspannten Tag inmitten zahlreicher Blumen und Gärten zu verbringen. (Foto: VGL NRW/LGS2020)

„Das gilt ganz klar auch für die derzeitige Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort“, betont H Christian Leonhards, Präsident des Verband Garten-Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V., „wenngleich wir in diesem Frühjahr mit der Corona-Pandemie vor einer nie gekannten Herausforderung stehen.“

Seit dem 4. Mai 2020 ist die Landesgartenschau für Besucher geöffnet und schon in der ersten Woche gut angenommen worden. Die ursprünglich für den 17. April geplante Eröffnungsveranstaltung war coronabedingt zunächst auf den 15. Mai verschoben worden; nun musste sie aufgrund der aktuellen Erlasslage und nach Abstimmung mit den politischen Entscheidungsträgern auf Landes- und Kommunaler Ebene kurzfristig nochmals abgesagt werden.

Leonhards: „Selbstverständlich respektieren wir diese Entscheidung, schließlich geht die Sicherheit der Bevölkerung absolut vor. Dennoch bedauern wir diese Absage sehr, denn so fehlt zum Beginn der Gartenschau eine wichtige Netzwerkveranstaltung, bei der die Gartenbaubranche mit der Landespolitik und vielen Kommunen, aber auch mit den Medien zusammentrifft und in den Dialog tritt. Nicht zuletzt ist es sehr schade für die beteiligten Betriebe, die sich natürlich gern und mit Stolz in ihren Gärten gezeigt hätten.“

Lebensqualität nachhaltig gestalten

Gartenschauen haben sich als grüner Motor für die städtebauliche und touristische Entwicklung bewährt, auch und gerade in Regionen, die einen intensiven Strukturwandel erfahren. Darüber hinaus sind vor allem Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in den letzten Jahren eng verbunden mit der grün-blauen Infrastruktur. „Wir müssen die Resilienz unserer Städte und Gemeinden stärken und alles dafür tun, den Gesundheitsschutz und die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu stärken und zu verbessern. In Kamp-Lintfort ist der Strukturwandel vom Bergbau in eine moderne Wohn- und Hochschulstadt bereits weit fortgeschritten, mit dem neuen Zechenpark als Grünes Rückgrat wird diese Entwicklung erfolgreich weitergeführt“, so Leonhards. Dabei stehe die Landesgartenschau exemplarisch für das, was der Garten- und Landschaftsbau auch andernorts im öffentlichen Grün und in Privatgärten leiste. „Es geht um nachhaltige Konzepte zur Gestaltung des direkten Lebens- und Arbeitsumfelds der Menschen. Grünflächen und Freiräume sind in unserem dicht besiedelten und verkehrsreichen Bundesland von ganz besonderer Bedeutung und – das sehen wir mit Corona – der Druck auf den öffentlichen Raum wächst.“

Lehren aus der Corona-Pandemie

Aktuell hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) einige Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der forsa Politik- und Sozialforschung (Berlin) veröffentlicht. Demnach schätzen rund drei Fünftel aller Bundesbürger die langfristigen Auswirkungen der Klima-Krise gravierender ein als die der Corona-Krise. Die Menschen hätten im Licht von COVID-19 nicht nur gelernt, wie ihnen Freunde, Familie und Mobilität gefehlt haben, sondern auch, was ihnen Natur und regionale Produkte bedeuten, so die DBU. Für 46 Prozent der Befragten stünden jetzt Bewegung und Sport im Freien höher im Kurs als vorher, für je 44 Prozent, Produkte regionaler Firmen zu kaufen oder Grünanlagen, Parks und Kleingärten nutzen zu können.

Leonhards: „Die wochenlangen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen haben gezeigt, welch große Bedeutung öffentliche Grünflächen und Freiräume haben. Insbesondere für Menschen, die keinen eigenen Garten oder eine Terrasse haben, waren es vor allem die öffentlichen Gärten und Parks, die ihnen den notwendigen Ausgleich brachten. Dort war es möglich, unter Einhaltung der gebotenen Abstandsregeln Licht und Luft zu tanken, Natur zu erleben und zumindest auf Zeit der Enge zu entfliehen.“

Leonhards verweist noch einmal auf die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort, wo sich der Wert einer hohen Aufenthaltsqualität im Freiraum aktuell am besten sehen lasse. Auch wenn der Besuch der Gartenschau durch die Auflagen eingeschränkt sei und manche Veranstaltungen bis auf weiteres ausfallen, könnten Besucherinnen und Besucher der Gartenschau – als Privatleute oder Vertreter von Kommunen – hier viele Anregungen und Inspirationen erleben und die Vielfalt im Freien genießen.

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