Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

In Schleswig-Holstein beschreiten die Landschaftsgärtner in ihrer Ansprache potenzieller Nachwuchskräfte neue Pfade. Die gängigen Jobmessen mit Publikumsverkehr – bisher ein Erfolgsmodell – sind coronabedingt abgesagt. Der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein setzt daher nun auf die angebotenen Online-Alternativen.

Nachwuchswerbung online: Lisa Willers, Referentin für Nachwuchswerbung beim FGL S.-H., trifft sich mit den Teilnehmern der virtuellen Berufsmessen im Chatroom. Foto: FGL S.-H.

Wie ein virtueller Messestand: Adonis Andresen, Referent für Nachwuchswerbung beim FGL S.-H., setzt in der Ansprache potenzieller Nachwuchskräfte nun auf Online-Messen. Foto: FGL S.-H.

Im Vergleich zu anderen Branchen steht der Garten- und Landschaftsbau in der Coronakrise nicht schlecht da: Aufgrund ihrer Tätigkeit an der frischen Luft sind die Experten für Garten und Landschaft weniger als andere Berufsgruppen in ihrer Arbeit eingeschränkt. Darüber hinaus floriert insbesondere der Privatkundenbereich. Denn viele Menschen haben ihren Sommerurlaub abgesagt und investieren stattdessen in ihre Gärten, in denen sie nun noch mehr Zeit verbringen.

Gute Voraussetzungen - mit einem Wermutstropfen. Denn auch die Landschaftsgärtner hatten während des gesamtgesellschaftlichen Lockdowns kaum Gelegenheit, in Kontakt zu potenziellen Auszubildenden für das Ausbildungsjahr 2020/2021 zu treten. Lediglich 21 im Garten- und Landschaftsbau unterzeichnete Ausbildungsverträge sind bisher bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein eingegangen. 45 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Online-Messen sollen Nachwuchsproblem lösen

Um die Mitgliedsbetriebe bei der dringenden Suche nach qualifiziertem Nachwuchs zu unterstützen, zeigen die Referenten für Nachwuchswerbung des Fachverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Schleswig-Holstein (FGL S.-H.) im Juni und August auf insgesamt sechs Online-Berufsmessen Präsenz. Darunter fünf regional ausgerichtete Veranstaltungen der Messereihe „parentum“ für Lübeck, Kiel, Flensburg, Neumünster und die Region Unterlebe/Westküste und die auf das gesamte Bundesland ausgelegte „Virtuelle Jobwoche Schleswig-Holstein“.

„Für uns ist dieses Format unter den erschwerten Bedingungen eine tolle Möglichkeit, in Form von Video-Chats mit Jugendlichen im Berufswahlalter und ihren Eltern ins Gespräch zu kommen“, sagt Adonis Andresen, Ausbilder und Referent für Nachwuchswerbung beim FGL S.-H.

Kennenlerngespräche per Mausklick

Das Konzept der virtuellen Berufsmessen ist denkbar einfach: Die Aussteller buchen einen oder mehrere Chatrooms, zu denen sie per Online-Link Zugang erhalten. Eine Kamera am Rechner und ein Mikrofon sorgen für die persönliche Anwesenheit im Netz. Die jungen virtuellen Messebesucher und, im Fall der parentum-Messen, ihre Eltern entscheiden anhand von Firmenprofilseiten, mit welchen Unternehmen oder Institutionen sie sprechen möchten. Die Aussteller können außerdem Informationsmaterial wie Flyer und Broschüren hochladen, die von den Interessenten eingesehen und downgeloaded werden können. Soll ein Kennenlernen stattfinden, melden sich die Messeteilnehmer mit einem frei wählbaren Namen für die ausgewählten Chatrooms an und treten ein, wenn er frei ist, die Aussteller sich also nicht im Gespräch befinden.

„Das Ganze ist quasi wie ein virtueller Messestand. Mit dem großen Unterschied, dass wir diesen nicht aufbauen und auch nicht durchs ganze Land fahren müssen, um zu den Messestandorten zu gelangen“, betont Lisa Willers, ebenfalls Ausbilderin und Referentin für Nachwuchswerbung beim FGL S.-H., einen weiteren Pluspunkt. „Durch diese enorme Zeitersparnis können wir sogar zwei Online-Messetermine an einem Tag wahrnehmen. Am 26. August trifft man uns zum Beispiel von 9 bis 14 Uhr im Chatroom der Virtuellen Jobwoche Schleswig-Holstein und von 14 bis 18 Uhr bei der Online-Ausgabe der parentum Neumünster. So etwas wäre bei Präsenzveranstaltungen natürlich niemals möglich!“

Die schleswig-holsteinischen Referenten für Nachwuchswerbung können sich deshalb gut vorstellen, auch nach der Pandemie zweigleisig zu fahren und sowohl an Online- als auch an Messen mit persönlicher Präsenz teilzunehmen. Gern lassen sie sich bei beiden Modellen von Mitgliedsfirmen des Fachverbands begleiten. „Bei der virtuellen Jobwoche Schleswig-Holstein habe ich im Chatroom zum Beispiel unser Mitglied Soeren von Hoerschelmann vom Fachbetrieb Gaerten von Hoerschelmann mit dabei. Wir werben gemeinsam für den Beruf des Landschaftsgärtners, und er kann zeitglich nach geeigneten Nachwuchskräften für seinen Betrieb Ausschau halten“, berichtet Adonis Andresen und ergänzt: „Für die weiteren Online-Messen im Sommer können sich unsere Mitglieder auch kurzfristig entscheiden, im Chatrooms Gesicht zu zeigen. Auch das ist ein Vorteil der virtuellen Kommunikation: Alles läuft unkompliziert und ohne lange Vorbereitungen ab.“ Beworben werden die Online-Messen übrigens über die Partnerschulen der etablierten Messen, die sonst in großen Hallen stattfinden. Für eine ausreichende Zahl an virtuellen Besuchern ist somit auch gesorgt.

 

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