Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Besucherinnen und Besucher des Neuen Gartens in Potsdam können seit einigen Wochen beobachten, dass die Ablösung von Blattfragmenten der Wasserschraube (Vallisneria spiralis) vom Untergrund der Uferzonen des Heiligen Sees wieder begonnen hat. Erste Pflanzenteppiche bilden sich am südlichen Westufer und im Bereich zwischen Grünem Haus und dem Hasengraben.

Ablösung vom Grund des Heiligen Sees: Blattfragmente von Unterwasserpflanzen unterhalb des Marmorpalais im Neuen Garten.

Grüner Teppich: Laub von Unterwasserpflanzen im Heiligen See. (Fotos: SPSG/Sven Kerschek)

Bereits im Winter 2019/20 hatte sich auf dem Heiligen See und im Hasengraben ein grüner Teppich aus abgelösten Unterwasserpflanzen auf der Wasseroberfläche gebildet. Auf Anraten des Landesamtes für Umwelt Brandenburg ließ die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) im Januar 2020 ein Großteil der Blattfragmente mit einem Amphibienfahrzeug mechanisch abfischen. Insgesamt wurden dabei ca. 150 m³ Blätter der Wasserschraube entfernt und fachgerecht einer Kompostierung zugeführt. Die Kosten dafür beliefen sich auf knapp 33.000 Euro.

Bestandserfassung der Unterwasserpflanzen

Um mit diesem Phänomen künftig adäquat umgehen zu können, beauftragte die SPSG im Februar 2020 das Institut für angewandte Gewässerökologie GmbH (IaG) mit dem Monitoring der Ausbreitung der Wasserschraube im Zusammenhang mit der Wasserqualität des Heiligen Sees. Unter Abwägung von ökologischen und auch ökonomischen Aspekten sollte zugleich eine Handlungsempfehlung für die Folgejahre vorgelegt werden. Dafür wurden monatlich verschiedene Parameter der Wasserqualität und Sichttiefen gemessen. An zwei Terminen wurde eine Kartierung der vorhandenen Wasserpflanzen im gesamten See durchgeführt. Dieses erste Monitoring des Heiligen Sees endet im November 2020.

Im Zuge der Bestandserfassung der Unterwasserpflanzen ergaben sich drei wichtige Erkenntnisse:

  1. Neben der Wasserschraube sind in den Uferbereichen bis 3,5 m Tiefe noch starke Vorkommen des Ährigen Tausendblatts (Myriophyllum spicatum) und des Rauen Hornblatts (Ceratophyllum demersum) zu finden.
  2. Alle drei Unterwasserpflanzenarten sterben im Winter ab. Das ist ein natürlicher Prozess. Nur das Laub der Wasserschraube löst sich vom Grund, da in den Blättern sehr viel Luft eingelagert ist, und zersetzt sich an der Wasseroberfläche.
  3. Die Wasserschraube als nicht einheimische Art hat sich fast im gesamten ufernahen Bereich des Heiligen Sees angesiedelt. Ob es zur Verdrängung der einheimischen Unterwasserpflanzen kommt, kann derzeit noch nicht prognostiziert werden. Erfahrungen aus anderen Gewässern in Brandenburg lassen das auch nicht vermuten.

IaG und SPSG gehen davon aus, dass die drei vergangenen heißen Sommer für hohe Wassertemperaturen im Heiligen See gesorgt haben und dadurch ideale Voraussetzungen für die Ausbreitung der Wasserschraube gegeben waren.

Monitoring im Winter 2020/21

Das IaG hat der SPSG für diesen Winter 2020/21 empfohlen, nicht in den natürlichen Kreislauf des Heiligen Sees einzugreifen. Durch ein engmaschiges Monitoring begleitet, wird die SPSG diesen Vorschlag umsetzen. Sollte sich herausstellen, dass sich der natürliche Verrottungsprozess der Wasserschraube wider Erwarten nachteilig auf den Sauerstoffgehalt des Wassers auswirkt, wird unverzüglich eingegriffen.

Das IaG wird von Ende November 2020 bis Ende März 2021 wöchentlich den Sauerstoffgehalt des Seewassers in einem typischen Bereich mit einem hohen Besatz der schwimmenden Blattfragmente der Wasserschraube direkt messen. Wenn die Sauerstoffkonzentration in diesem Bereich unter 4 mg/l fallen sollte, werden weitere Sauerstoffmessungen im Freiwasser des Sees durchgeführt, um festzustellen, ob der gesamte See von diesen Sauerstoffdefiziten betroffen ist. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass die Sauerstoffsättigung im gesamten Wasserkörper unter 20 % fällt, wird umgehend die Beräumung der Blattfragmente der Wasserschraube veranlasst, um negative Auswirkungen, insbesondere auf Fische, zu vermeiden.

Der Absterbeprozess von Unterwasserpflanzen im Winter ist ein natürlicher Vorgang. Der Eingriff des Menschen in dieses Geschehen sollte nur in problematischen Ausnahmefällen erfolgen. Eine jährliche Beräumung der Blattfragmente ist deshalb nicht zu rechtfertigen.

Bereits jetzt ist festzustellen, dass Badende am Ostufer des Heiligen Sees damit beginnen, das Laub der Wasserschraube aus dem Heiligen See zu entfernen und am Ufer abzulegen. Der SPSG ist bewusst, dass das Schwimmen in den Wintermonaten durch die Wasserschraube im Uferbereich beeinträchtigt wird. Trotzdem sind alle Badenden ausdrücklich gebeten, dies zu unterlassen, da es nicht möglich ist, diese Mengen an Land verrottender Pflanzenreste fortlaufend fachgerecht zu entsorgen.

 

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