Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Begriff der „Grünen Infrastruktur" spielt in den letzten Jahren eine immer präsentere Rolle in Politik und Medien. Ganz neu ist das Konzept nicht: Tatsächlich stammt es schon aus den 1990ern, als in den USA ein starkes urbanes Wachstum enorme Umweltprobleme mit sich brachte. Lösungen mussten her und die Grüne Infrastruktur war die Antwort.

Alle bepflanzten Bereiche einer Stadt bilden zusammen die Grüne Infrastruktur. Dazu zählen große Parks und Schlossgärten ebenso wie Alleen, Straßenbegleitgrün, Kreisverkehre, Spielplätze, Friedhöfe, aber auch Gärten und Vorgärten.

Wichtig aus ökologischer und klimatologischer Sicht ist zudem, die Stadt als ein zusammenhängendes, grün-blaues Netzwerk zu planen, das auch Seen, Flüsse und Bäche integriert.

Parks bieten Städtern Begegnungsräume, in denen sie sich frei bewegen und außerhalb der eigenen vier Wände in Kontakt mit Freunden oder Familienmitgliedern kommen kann - auch im Herbst. (Fotos: BGL)

Doch was genau ist damit gemeint? Kurz gesagt: Alle bepflanzten Bereiche bilden zusammen die Grüne Infrastruktur einer Stadt. Dazu zählen große Parks und Schlossgärten ebenso wie Alleen, Straßenbegleitgrün, blühende Kreisverkehre, Spielplätze, Friedhöfe, aber auch Gärten und Vorgärten. Nicht zu vergessen: die Dachbegrünung sowie vertikales Grün an Hausfassaden und Straßenlärmschutzwänden.

Weniger Grau - mehr Grün und Blau

Lange Zeit wurde bei der Stadtplanung das Hauptaugenmerk auf die „Graue" Infrastruktur gelegt. Darunter sind alle baulichen Aspekte aus Stein und Beton zusammengefasst - also Häuser, Mauern, Markt- und Parkplätze, Straßen und Wege.

So galt ab den 1960er Jahren beispielsweise die autogerechte Stadt als Leitbild der Städteplanung, bei der alles auf den Individualverkehr ausgerichtet wurde. „Das hat sich zum Glück geändert! Zwar steht außer Frage, dass eine gute Graue Infrastruktur für das gesellschaftliche Leben wesentlich ist. Aber mit Blick auf Ökologie und Stadtklimatologie sowie eine hohe Lebensqualität der Anwohner braucht eine Stadt unbedingt auch Natur und grün gestaltete Räume", betont Jan Paul, Vizepräsident des Bundesverbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. „Auch einzelne, unabhängige Grünflächen haben positive Auswirkungen und sind für die Bewohner vor Ort sinnvoll. Wichtig ist aber auch, die Stadt als ein zusammenhängendes, grün-blaues Netzwerk zu planen, das auch Seen, Flüsse und Bäche integriert."

Städte mit grünem System

Eine grün-blaue Infrastruktur ist für Mensch und Tier aus mehrfacher Sicht wichtig. Zum einen bildet sie ein vernetztes Ökosystem, in dem Vögel und Insekten Lebens- und Nistraum sowie Nahrung finden. Zum anderen steigern Pflanzen die Aufenthaltsqualität, denn sie produzieren Sauerstoff, binden Feinstaub, reinigen die Luft und schlucken Schall.

„Vor allem im Hinblick auf den Klimawandel und seine negativen Auswirkungen wie Hitzesommer, Tropennächte und Starkregen nimmt die grün-blaue Infrastruktur einen hohen Stellenwert ein", erklärt Jan Paul. Denn während sich Steine und Asphalt stark aufheizen, kühlen Pflanzen ihre direkte Umgebung. Schließlich spenden sie Schatten und lassen Wasser über ihre Blätter verdunsten. Und wo versiegelte Oberflächen zu Überschwemmungen führen können, da bieten offene Böden Versickerungsflächen und entlasten die Kanalisation bei den immer häufiger auftretenden Starkregenfällen. Darüber hinaus sind sie Teil wichtiger Frischluftschneisen, die eine Luftzirkulation innerhalb der Stadt ermöglichen und auf diese Weise klimaregulierend wirken.

Stadtgrün: soziale Orte im urbanen Raum

Die grün-blaue Infrastruktur ist aber nicht nur aus ökologischer und klimatologischer Sicht unverzichtbar. Schon 2007 postulierte die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, dass jeder Bürger fußläufig Grünflächen erreichen können muss. Der Grund: Parks, Gärten, Seen und Flüsse bieten Städtern wichtige Naturerfahrung und Erholung direkt vor der Tür. Sie sind aber auch Begegnungsräume mit starker sozialer Funktion, in denen man sich frei bewegen und außerhalb der eigenen vier Wände in Kontakt mit Freunden oder Familienmitgliedern kommen kann.

BGL-Vizepräsident Paul: „Gerade während der Corona-Pandemie mit all‘ den sozialen und örtlichen Einschränkungen wurde deutlich, wie wichtig Öffentliches Grün ist - vor allem für diejenigen, die keinen Garten oder Balkon besitzen. Es bietet Freiraum an der frischen Luft umgeben von Natur. Einen Ort, an dem man sich bewegen, abschalten und zur Ruhe kommen kann."

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