Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Lothar Gronard (63) übernahm mit 22 Jahren den Familienbetrieb vom Vater. Heute ist das Unternehmen einer der wenigen deutschen Hersteller von Stadtmobiliar und Fahrradpark-Systemen in Familienbesitz. Im folgenden Interview geht der passionierte Münchner und Radfahrer auf Trends und die Stadt von Morgen ein.

Lothar Gronard

Fahrradparker (Bilder: copyright gronard®)

Herr Gronard, Sie arbeiten gern mit Architekten zusammen. Eines der Ergebnisse, das BWA® bausystem, erhielt sogar den Schweizer Designpreis. Warum ist Stadtmobiliar gestalterisch so anspruchsvoll?

Die Städte und Planer wollen als Fahrradüberdachung oder Müllhäuschen keinen Betonklotz. Das Stadtmobiliar sollte nicht dominant, sondern am besten so filigran sein, als wäre es gar nicht da. Ja fast durchsichtig! Gleichzeitig soll es aber auch funktional, stabil und sicher vor Vandalismus sein, dazu über Jahrzehnte haltbar. Der Spagat besteht also darin, dem Anspruch an die Architektur und an die Funktion gerecht zu werden. Stahl und die dünnen Profile unserer BWA-Serie schaffen diesen Spagat.

Sie haben den Markt seit 40 Jahren im Blick. Welche Trends sehen Sie? 

Wie in vielen Branchen findet eine Konzentration statt, viele Kleine und Mittelständische verschwinden. Oder sie werden übernommen, wie vor kurzem die Ziegler Metallbau GmbH, die für uns Mitbewerber und Partner zugleich ist. Große Unternehmen fertigen jedoch am liebsten in Serie, haben fixe Standard-Maße. Dadurch bleibt die Individualität oft auf der Strecke. 

Wir sind – mit unserer eigenen Fertigung in München – flexibler: Wenn der Kunde zum Beispiel ein Modell in einer ganz bestimmten Größe will, mei, dann bauen wir sie so. Denn Kundenwünsche können wir recht schnell in der Werkstatt umsetzen.

Bundesweit führt Gronard die meisten vom ADFC empfohlenen Fahrradparker. – Wie kommt’s? Und welche Rolle spielt das Rad für Sie persönlich?

In den 1990ern lernte ich zufällig Herrn Hammerschmidt kennen. Er ist sehr aktiv beim ADFC und war Professor an der TU München. Mit ihm gemeinsam haben wir Radlständer entwickelt, wie Radfahrer sie gut finden.

Außerdem fahr‘ ich persönlich sehr gern Rad. Deshalb decken sich die Wünsche der Radfahrer*innen mit meinen eigenen Bedürfnissen: Wie stell ich mein Fahrrad so ab, dass es nicht beschädigt wird, dass es sich gut absperren lässt? Diese Wünsche vermittle ich auch an Planerinnen und Architekten. Wenn jemand also zum Beispiel 35 cm Abstand zwischen den Bügeln plant, plädiere ich für 50 cm. Die sind aus Radlersicht einfach besser. 

…und was erwarten Sie für die Mobilität von Morgen?

Die wird künftig stark ansteigen, gerade im Bereich der E-Mobilität; Leih-Systeme sind im Kommen. Und ja, auch Lastenfahrräder sind ein großer Trend, gerade im urbanen Raum. Häufig beobachte ich, dass Familien kein Auto mehr, sondern Lastenräder haben. So eins kostet schnell mal ein paar Tausend Euro und muss schon allein deshalb sicher abgestellt werden. Eine Herausforderung auf oft engem Raum! - Gemeinsam mit dem Architekten-Duo Matthias Bräm und Markus Wassmer haben wir für Lastenräder Radhäuser des BWA® bausystems entwickelt und stehen damit bereits in den Startlöchern. 

Sie waren erst 22, als Sie den Münchner Familienbetrieb von Ihrem Vater übernehmen mussten. Was haben Sie weitergeführt, was verändert?

Mein Vater Walter gründete als gelernter Werkstoffprüfer 1949 die Schweißerei in München-Ramersdorf. Unsere Kernkompetenz war immer schon Stahl. Zunächst ging es um Reparatur-Schweißarbeiten, später Tank- und Containerbau. 1964 haben wir das größere Anwesen hier in München-Altperlach gekauft. Nach dem plötzlichen Tod meines Vaters 1980 übernahm ich die Firma. Nebenbei habe ich mein BWL-Studium absolviert. Nach und nach brachte ich das Thema Fahrrad immer stärker ins Spiel. Ich hatte ja als Jugendlicher schon bei der Produktion von Radständern mitgearbeitet und war sehr radbegeistert.

Silvia Gronard leitet die Finanzen, und Ihre Kinder arbeiten auch bereits im Betrieb. Was geben Sie der dritten Generation mit auf den Weg? 

Silvia ist sicherlich auch die Seele des Unternehmens. Unser Sohn Felix ist 32 und Ingenieur; Er arbeitet seit fünf Jahren im Betrieb, ist sehr fertigungsaffin und seit 2020 auch Geschäftsführer. Seine Schwester Sofia wird 26 und macht gerade ihren Master in Mediendesign. Sie wird im April 2021 einsteigen und sich dann verstärkt um das Marketing kümmern. 

Mir ist wichtig, dass meine Kinder offen sind für Neues, um die Tendenzen am Markt zu sehen. Und dass sie diese Neuerungen flexibel im Betrieb um-setzen. Diese Flexibilität ist einfach unsere Stärke.

Ihr Unternehmen war 2019 eines der ersten der Branche, das seine Emissionen nach dem Kyoto-Protokoll freiwillig kompensierte und klimaneutral wurde. – Warum?

Ich finde, wir alle – auch wir Mittelständler – sollten etwas tun, damit wir die Klimaziele erreichen. Bei Gronard bemühen wir uns zum Beispiel, den CO2-Ausstoß bei Transporten zu verringern, und setzen auf regionale Produktion. Unser wichtigster Rohstoff Stahl ist zwar Energie aufwändig in der Herstellung, aber sehr gut recycelbar und langlebig. Bei der Verpackung vermei-den wir Plastik und bevorzugen recycelbare Materialien. Unsere Radhäuser bieten wir mit Dachbegrünung an, was dann auch gut fürs Stadtbild ist. Ja, und viele unserer Mitarbeiter*innen kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das fördern wir.

Hunderte von Projekten haben Sie bereits umgesetzt. An welches werden Sie sich immer gerne erinnern?

Definitiv das BWA® bausystem! Ich freu‘ mich immer wieder, wenn ich unsere leichten Fahrradhäuser sehe. Die Zusammenarbeit mit den beiden Architekten war ein tolles Erlebnis. Ich sehe diese „Stadtmöbel“ fast jeden Tag in der Stadt. Überhaupt schau‘ ich mir immer gern Radständer an, auch im Urlaub. Dann fotografiere ich sie und mach‘ mir meine Gedanken. Die Nordländer sind bei Radparkern ja führend, aber die Südländer legen mehr Wert auf Design.

Wenn Sie die Stadt Ihrer Träume entwerfen könnten, wie würde die aussehen?

Ich würde vor allem viel mehr Grün in die Städte bringen, würde Dächer und Fassaden begrünen. Hier ist alles so eng – aber das ist natürlich so gewachsen. Der Autoverkehr gehört eigentlich raus oder unter die Stadt, der Radverkehr gehört nach Oben. Auch grün überdachte Fuß- und Fahrwege kann ich mir sehr gut vorstellen. „Meine“ Stadt wäre also großräumiger, hätte deutlich mehr Grün und mehr Platz für Radfahrer*innen.

Das Gespräch führte Andrea Schmölzer – peak pr

 

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