Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Sehr warme Tage im März und dann ein unerwarteter Kälteeinbruch im April stellten die Friedhofsgärtner bei ihren Pflanzungen auf dem Erfurter BUGA-Gelände auf eine harte Probe. Zudem stand – Corona bedingt – nicht das sonst um diese Zeit übliche Sortiment an Hornveilchen, Stiefmütterchen, Bellis & Co. in vollem Umfang zur Verfügung. Zu groß war die Angst der Produzenten gewesen, durch einen totalen „Lockdown“ auf ihrer Ware sitzen zu bleiben.

Dass Friedhofsgärtner wahre Könner ihres Fachs sind, beweist eindrücklich die Frühjahrsbepflanzung des Bereichs „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der BUGA in Erfurt – ein herrliches Zusammenspiel aus prachtvollem Wechselflor, exquisiten Bodendecken und Gehölzen zu ausgefallenen Steinmetzarbeiten. (Foto: DBG)

Doch von alledem ist beim Wettbewerb „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der Bundesgartenschau in Erfurt (BUGA) nichts zu sehen. Die Profis unter den deutschen Friedhofsgärtnern haben wieder einmal bewiesen, dass sie Meister ihres Faches sind. Auf allen Pflanzflächen von den Einzel- und Doppelgrabstellen, den Urnengräbern bis hin zu den Gemeinschaftsgrabflächen unterstreichen die aufwändigen Pflanzkonzepte eindrucksvoll die Gestaltungsvorgaben der Grabdenkmale, die den Friedhofsgärtnern bei ihrer Beteiligung zugelost worden sind.

„Auf der ganzen Anlage wird viel mit geschwungenen Pflanzbildern gearbeitet, der Boden in verschiedenen Höhen modelliert“, beobachtet Knut Mergenthaler, der vom Bund Deutscher Friedhofsgärtner mit der Pflege des Areals während der BUGA betraut wurde: „Auf diese Weise etwas Lebhaftes, Geschwungenes, einen Verlauf aus Pflanzen auf ein Grab zu bringen, bringt Spannung in den optischen Eindruck und lenkt von der meist rechteckigen Einfassung der Grabstelle ab“.

Gestalterischer Paukenschlag zum Auftakt

Zierliche Gehölze interpretieren auf vielfältige Weise die Gestaltung der überaus unterschiedlichen Grabmale, die die Steinmetze in Erfurt präsentieren: Mal scheint die Trauerform eines Nadelgehölzes den Grabstein liebevoll von oben zu umrahmen, mal nimmt eine zierliche Muschelzypresse den Schwung des Gewandes einer Tänzerin auf, an welches das Grabdenkmal erinnern soll. Mit liebevoller Präzision dicht an dicht gesetzte Bodendecker entrollen sich zu pflanzlichen Stufen, welche stufig gehauenen Grabstein aufgreifen, der dem Himmel entgegenstrebt.

Dass man mit dem klassischen Sortiment an Frühjahrsblühern so viele unterschiedliche Bilder zaubern kann, ist auf dem Erfurter BUGA-Gelände eindrucksvoll zu erleben. Da schmiegen sich Hornveilchen in wunderbar ausgewogenen Farbverläufen in die Welle eines sie umgebenden Bodendeckers oder scheinen als pflanzliches Abbild eines aus vier ineinander verschlungen Bögen bestehenden Grabsteins auf dem Boden zu „fließen“.

Die gestalterische Verwendung der unterschiedlichsten Bodendecker kann wieder einmal überzeugen. Aufs Akkurateste geschnittene Cotoneaster, wie fließender Stoff wirkende Pflanzungen aus Ophiopogon (Schlangenbart) und duftende Thymianpolster lassen auch nicht das kleinste bisschen Pflanzenerde darunter erkennen.

Und bei der richtigen Pflanzenkombination aus Einjährigen, Stauden und Zwiebelblumen beim Wechselflor kommt auch die heimische Insektenwelt auf ihre Kosten. Egal ob Einzel-, Doppel- oder Urnengrab – jede Grabstelle zeigt sich in Erfurt als eigene „Persönlichkeit“ und gelungener Trauerort zum Gedenken an den Menschen, der an diesem Ort seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Doch neben diesen klassischen Grabformen finden auch neue Formen der Trauerkultur in Erfurt ihren spannenden Ausdruck: Im so genannten „Memoriam-Garten“ stehen die Grabstätten nicht einzeln, sondern werden auf einem in fließenden Formen gefassten Areal zu einem harmonisch gestalteten Ganzen verbunden. Von Friedhofsgärtnern liebevoll gepflegt, grünt und blüht es hier das ganze Jahr über. Die so genannten „NaturRuh“-Areale bieten naturnahe und würdevolle Bestattungen auf Flächen, in die Futterstellen und Nistkästen, Insektenhotels und Unterschlupfmöglichkeiten für Tiere integriert sind und so den Friedhof in seiner ökologischen Bedeutung aufwerten. Friedhöfe sind Orte, an dem Trauernde ihrer Toten liebevoll gedenken. Dies kann am Grab selbst sein oder in einem der „Cubo“ genannten Trauerräume, denen man seit kurzem immer häufiger begegnet. Wie eine kleine Kapelle unter freiem Himmel wollen sie ein Begegnungs-, Abschieds- und Trauerraum auf dem Friedhof sein.

Der Bereich „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der BUGA in Erfurt liefert in diesem Frühjahr in seiner unendlichen Vielfalt an Grabstellen ein facettenreiches Bild der gegenwärtigen Trauerkultur und der Leistungsfähigkeit deutscher Steinmetze und Friedhofsgärtner ab. Und so konnte die Preisrichter-Jury mit voller Überzeugung aus dieser Fülle an überzeugenden Beispielen moderner Grabgestaltung die Besten der Besten prämieren: unter anderem mit 31 Goldmedaillen, immerhin fünf Großen Goldmedaillen der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft und acht Ehrenpreisen!

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