Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Eine globale Pandemie hat dafür gesorgt, dass digitale Formate die Welt erobern, und zwar in Windeseile. Auch die vom Ausbildungsförderwerkwerk Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. (AuGaLa) finanzierten und initiierten „Weiterbildungen der Ausbilder“ (WdA) spielen sich derzeit meist auf digitalen Plattformen ab.

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Dabei stellen Anbieter und Teilnehmende fest: Online-Seminare haben eine ganze Reihe von Vorteilen, dieser Art der Wissensvermittlung sind aber auch Grenzen gesetzt. Wie dieses Format funktioniert und wie die Zukunft aussehen könnte, skizzieren hier Referenten und Nutzer aus eigener Erfahrung.

Vorteile, die auf der Hand liegen

Die Zeit, die für Online-Seminare aufzuwenden ist, wird durch den Ausfall der An- und Abreise wesentlich geringer und das reduziert gleichzeitig die Reisekosten. Die Teilnehmenden können sich somit für Seminare und Vortragsthemen in ganz Deutschland anmelden. Der Veranstalter spart ebenfalls Geld und Zeit: Weder ein Seminarraum noch Verpflegung sind zu organisieren, lediglich eine funktionierende digitale Plattform gilt es zu buchen oder vorzuhalten. Da die Weiterbildungen für Ausbilder nun für alle Teilnehmenden im Bundesgebiet interessant sind, sinkt auch das Absagerisiko, das in Präsenz, mangels ausreichender Teilnehmerzahl, durchaus höher ist. Das zeigen jedenfalls die aktuellen Erfahrungswerte. Zudem erreichen Online-Veranstaltungen auch die Personen, die den Aufwand für die Anreise nicht aufgewendet hätten. Nach dem Seminar gibt es die Möglichkeit, sich das Ganze eventuell als Mitschnitt ein zweites Mal anzusehen, je nachdem, was der Veranstalter beziehungsweise auch die Referentinnen und Referenten an Service vorsehen. Für Wiederholungen sind die Teilnehmenden dann zeitlich völlig flexibel und können die Inhalte auch abends auf dem Sofa erneut Revue passieren lassen.

Anregungen und Erfahrungen von Teilnehmenden

Harald Jung leitet bei der Firma Jung Gala aus Schwabach bei Nürnberg die Ausbildung und fasst seine Erfahrungen wie folgt zusammen: „Es wäre schön, wenn alle Online-Seminare über eine Standart-Plattform laufen würden, dann gäbe es anfänglich weniger technische Probleme. Bild und Ton sollten für alle Pflicht sein. Wer das selbst nicht eingestellt bekommt, frage seine Digital-Natives im Betrieb um Hilfe. Wertvoll ist der Blick über den Tellerrand. Diesen bieten die Online-Seminare durch den nun möglichen bundesweiten Erfahrungsaustausch, der dringend notwendig ist und verhindert, dass alles an fachlicher Kommunikation wegfällt. Dennoch fehlen die Gespräche in den Pausen mit Menschen, die einem sympathisch sind. Die virtuellen Gruppendiskussionen sind aufgrund der willkürlichen Zusammenstellung manchmal sehr effektiv, teilweise aber auch schwerfällig. Wenn die Menschen mehr Erfahrung mit dieser digitalen Art der Seminare sammeln, sinkt sicher die Angst etwas falsch zu machen, so dass hier langfristig die Effektivität steigt.“ Astrid Torrens, Ausbilderin in Bremen bei der Grewe-Gruppe, fand die Idee, Weiterbildungsseminare für Ausbildende bundesweit anzubieten richtig gut. „Albrecht Bühler und Susanne Preuß waren beim Thema ‘Gute Ausbildung als Arbeitgebermarke‘ bestens abgestimmt in der Zusammenarbeit, die digitalen Gruppenräume funktionierten problemlos und die Teilnehmenden wurden bei jeder Gruppenarbeit neu gemischt. Wenn dann nach den Gruppendiskussionen noch etwas Zeit war, fanden auch persönliche Gespräche statt, fast wie früher in den Kaffeepausen. Meine Erwartungen wurden deshalb sogar übertroffen“, freut sich Torrens. Nenci Herceg, Willkommenslotsin beim Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen e.V., konnte das Seminar „Fachkräfte von morgen, wie gelingt die Ausbildung von Migranten und Flüchtligen“ mit Albrecht Bühler ebenfalls bundesweit ausschreiben, wodurch der Termin mit 20 Teilnehmern gesichert war. „Unsere Schwesterverbände konnten sich ohne Anreise einfach dazu schalten. Da diese Thematik regional sehr unterschiedlich behandelt wird, war der Austausch zu Förderungen und Prüfungssituationen sehr wertvoll“, so das Resümee von Herceg. Begeistert von der Kostenersparnis ist Bianca Gerner, von der Firma Gernbach in Bad Saarow. Sie nahm ebenfalls am WdA-Online-Seminar von Albrecht Bühler und Susanne Preuß vom Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Berlin und Brandenburg e.V. teil. „Die Gruppendynamik war nicht so groß, was vielleicht an den sehr kleinen Gruppen oder aber am fehlenden Gruppenmoderator lag. Praktisch ist allerdings, dass man bis fünf Minuten vor Beginn noch andere Arbeiten erledigen kann, sich dann einloggt und los geht’s“, erläutert Gerner, die sich auch einen durch das AuGaLa organisierten offenen Austausch von Ausbildungsbetrieben über eine Online-Plattformen sehr gut vorstellen kann. „Dieser Input fehlt zurzeit, da ja nichts mehr im Präsenzformat stattfinden darf. Wenn Online-Seminare gut vorbereitet und aufgebaut sind, dann sind sie auch nicht anstrengend“, erläutert Lars Strauss von der Firma Kanold in Berlin, der dieses Jahr bereits fünf Online-Weiterbildungen besucht hat. „Aktuelle Themen kompakt aufbereitet, das geht als Online-Formate in Ordnung.“ Der Vorteil liegt für Strauss in den nicht vorhandenen Anfahrtswegen. Dennoch wünscht er sich für die Zukunft eine Mischung aus beiden Formaten. Stefan Mingramm, Referent für Nachwuchswerbung beim Fachverband Berlin und Brandenburg ergänzt, dass auch die Seminarzeiten von 13.00 Uhr bis 16.00 Uhr an zwei aufeinanderfolgenden Tagen den Ausbildern die Möglichkeit geben, sich vormittags um ihre Baustellen zu kümmern, um sich dann nachmittags weiterzubilden. Hier wurde dann auch von den Teilnehmenden die Idee eingebracht, einen offenen Online-Austausch für Ausbilderinnen und Ausbilder unter Anleitung eines erfahrenen Referenten ins Leben zu rufen, da gerade dies in Zeiten des fortwährenden Lockdowns zu kurz kommt. „Das kann zwar die echten Gespräche bei Präsenzveranstaltungen nicht ersetzen, wäre aber eine bundesweit mögliche und wertvolle Ergänzung“, hofft Mingramm.

Teilnehmende binden – das sagen erfahrene Referentinnen und Referenten

„Abwechslung ist am allerwichtigsten“, bringt es die online sehr erfahrene Trainerin Susanne Preuß auf den Punkt. Ihre beruflichen Themen drehen sich um agiles Arbeiten, agile Führung und „neues Arbeiten“ mit weniger Hierarchie, guter Vernetzung und einem Sinn stiftenden Arbeitsplatz. Preuß leitet zusammen mit dem GaLaBau-Unternehmer und Coach Albrecht Bühler dieses Frühjahr einige WdA-Online-Seminare für das AuGaLa in verschiedenen Landesverbänden.

Kurze, maximal 20-minütige Vortragsblöcke, interaktive Einzel- sowie Gruppenarbeiten und Diskussionen als gemischte Häppchen serviert, halten die Teilnehmenden bei der Stange. Das virtuelle Plenum darf an den Ergebnissen teilhaben. Ein Pausen-Austausch in der Küche, Lounge oder auf der Terrasse lässt sich auch virtuell einrichten. „In diesen Räumen ist dann die Seminarleitung nicht mit dabei, was die Zurückhaltung der Teilnehmer meist schnell schwinden lässt. Auch Kleingruppen lassen ruhige Zeitgenossen etwas redseliger werden als im großen Kreis“, so Preuß Erfahrung, die sich angekündigt in die Gruppenräume einloggt, um die gesamte Stimmung zu erfassen.

„Für jedes Online-Seminar gibt es bei mir ein Drehbuch mit Uhrzeiten und Themenblöcken. Aus meiner Sicht bedarf dieses Format sogar einer genaueren Vorbereitung als Präsenz, vor allem wenn es zwei Seminarleiter sind. Das hat den Vorteil, dass man nicht alles selbst im Blick behalten muss, sondern sich die Aufgaben aufteilen kann. „Den Vortrag halten, den Chat aus dem Augenwinkel beobachten, Handzeichen rechtzeitig sehen und eventuelle technische Probleme der Teilnehmenden noch nebenher zu beheben sind für eine Person eine riesige Herausforderung“, ergänzt Bühler. Zudem bieten zwei Moderatoren oder Referenten einfach schon von Haus aus eine größere Abwechslung. Eineinhalb Stunden Mittagspause für das Essen und einen dringend empfohlenen Spaziergang bei Ganztagesseminaren hält Preuß für sehr wichtig. Die allerschwierigste Hürde steckt für sie jedoch in der Anmeldung: „Wie bringe ich es rüber, dass Online-Formate richtig gut sind, ja dass sogar Ganztagesseminare funktionieren, wenn sie gut gemacht sind?“

Petra Lumblatt ist seit 20 Jahren als Trainerin für optimale Büroorganisation am Markt und bereits seit dem Jahr 2001 professionell im Bereich E-Learning tätig. Zur Online-Trainerin hat sie sich im Jahr 2014 zertifizieren lassen und bildet seitdem Mitarbeiter für verschiedene Auftraggeber unterschiedlicher Berufsgruppen auf diese Art und Weise fort. „Für ein Online-Seminar müssen die Inhalte so heruntergebrochen werden, dass sie mit einer positiven Lernerfahrung einhergehen und nicht mit dem Gefühl, jetzt weiß ich, was ich nicht weiß“, fasst Lumblatt prägnant zusammen. Wer das schafft, dem folgen schnell die ersten begeisterten „Online-Fans“. Eine gute Stimme, Aha-Effekte, visualisierte Inhalte, Umfragen, Abstimmungen, direkt aufs Smartphone geschickte Übungen sowie Spiele, die auch online funktionieren, halten die Konzentration hoch, denn ohne Motivation findet kein Lernen statt. „Wer in einem Online-Seminar lediglich seinen Vortrag hält, wird damit keinen nachhaltigen Lernerfolg erzielen und auch das Thema muss sich für dieses Format eignen“, weiß Lumblatt, die davon ausgeht, dass es in Zukunft eine gute Mischung aus Online- und Präsenzangeboten geben wird.

Auch für Trainer, Speaker und Autor Steffen Stoll, Geschäftsführer der Sistem 4 Life GmbH, hat dieses digitale Format viele Vorteile: „Ich kann über den Chat Dateien an die Teilnehmenden versenden, online das Protokoll von einer zweiten Person live erstellen lassen und dies direkt nach dem Termin an die Beteiligten senden.“ Technisch hilfreich ist hierbei ein großer Bildschirm, der es erlaubt alle notwendigen Fenster übersichtlich zu sortieren. „Dann habe ich alles im Blick“, so Stoll. Für den Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Niedersachsen-Bremen e.V. hat Stoll eine WdA-Modulreihe mit drei Seminaren à drei Stunden entwickelt, die ebenfalls bundesweit verfügbar war. „Weniger ist meist mehr, das heißt, wir gehen hier thematisch jeweils in die Tiefe, um diesen Wissensbereich gut zu verankern“, verrät Stoll, der seine Seminare gerne vorab mit einer themenfokussierten Umfrage startet. „So freunden sich die Teilnehmer leichter mit dem System an. Der kurze Einblick, wo dieses Problem im eigenen Betrieb auftaucht, zeigt Stoll, wo er die Teilnehmer ‘abzuholen‘ hat. „Rollenspiele gehen auch online, allerdings sollte der Trainer dann in die Moderatorenrolle switchen“, erläutert Stoll. Nach spätestens 45 bis 60 Minuten ist eine 10-minütige Pause notwendig. Stoll spielt den Seminarablauf grundsätzlich genau nach Ablaufplan vorab durch. Das Üben des Aufbaus eines indirekten Blickkontaktes sowie entsprechender Mimik und Gestik ist zudem hilfreich. „Ich benutze das System und nicht das System mich“, ist Stolls Leitspruch. Dennoch beansprucht ihn das Online-Format viel mehr als die Präsenzveranstaltungen. „Online bedeutet, die gesamte Zeit auf verschiedensten Ebenen voll konzentriert zu sein. „Sobald Lethargie aufkommt, ist Aktivität angesagt und an diesen Stellen schicke ich die Menschen gerne mit einer bestimmten Aufgabe nach draußen“, verrät der erfahrene Trainer.

Wie es weitergeht

Aufgrund der sehr positiven Resonanz und der auf der Hand liegenden Vorteile bietet der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e.V. bereits im Mai und Juni und der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Rheinland-Pfalz und Saarland e.V. für den Sommermonat Juli weitere Online-Formate.

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 Links zu diesem Thema:

  • https://www.augala.de/weiterbildung-der-ausbilder.aspx
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