Der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Jochen Flasbarth, weiht heute gemeinsam mit dem Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, Olaf Möller, offiziell das Projekt der Stiftung Naturschutz Thüringen "Waldwildnis Thüringer Schiefergebirge" ein, das im vergangenen Jahr gestartet ist.
Auf einer rund 320 Hektar großen Waldfläche, die die Stiftung mit Unterstützung des Bundes, des Landes Thüringen und der Heinz-Sielmann-Stiftung erworben hat, kann sich nun im Naturschutzgebiet "Jägersruh – Gemäßgrund – Mulschwitzen" Natur ungestört entwickeln. Die Wildnisfläche im südlichen Saale-Orla-Kreis liegt innerhalb einer größeren unzerschnittenen und vom Menschen wenig beeinflussten Waldlandschaft. Das Projekt ist das erste des Förderprogramms "Wildnisfonds", mit dem das <abbr title="Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit">BMU</abbr> die Schaffung und Erweiterung von großflächigen Wildnisgebieten in Deutschland unterstützt. Die Einweihung war aufgrund der Pandemiebeschränkungen verschoben worden.
Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesumweltministerium: "Wälder als natürliche und intakte Lebensräume brauchen besonderen Schutz. Das ist die Lehre aus der Klimakrise und dem besorgniserregenden Rückgang der Artenvielfalt. Deshalb ist es das Ziel der Bundesregierung, auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands Wildnis entstehen zu lassen, in denen sich Natur ungestört entwickeln kann. Das Waldwildnisprojekt im Thüringer Schiefergebirge ist das erste Projekt, das über den dafür eingerichteten Wildnisfonds des Bundesumweltministeriums gefördert wird. Ermöglicht haben das Projekt viele engagierte Partnerinnen und Partner vor Ort, im Land und im Bund. Dank diesem gemeinsamen, großen Engagement für die Wildnisfläche in Thüringen kommen wir unserem Ziel, mehr intakte Lebensräume und mehr Wildnis in Deutschland zu schaffen, ein Stück näher."
Olaf Möller, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz: "In Wäldern wie diesen werden die Bäume richtig alt und unser Wald kann wild wachsen. Hier verbindet sich Naturschutz mit sanftem Tourismus. Für unsere Naturwälder sind in Thüringen fünf Prozent der Gesamtwaldfläche vorgesehen. Die Besonderheit ist, dass man in ihnen alle Entwicklungsphasen, von der Aufbau- bis zur Zerfallsphase, finden kann. Hier gibt es also auch alte Baumriesen und Totholz. Diese Lebensräume sind für die Artenvielfalt und die Regenerationsfähigkeit des Waldes von großer Bedeutung. Gesunde Wälder sind auch eine Antwort auf die Klimakrise – unsere grünen Lungen müssen wir schützen."
Das Vorhaben "Waldwildnis Thüringer Schiefergebirge" wird mit etwa 3,1 Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium, mit rund einer Million Euro durch das Thüringer Umweltministerium und 200.000 Euro durch die Heinz-Sielmann-Stiftung gefördert. Das Bundesumweltministerium unterstützt mit den Mitteln des Wildnisfonds das Erreichen des Zwei-Prozent-Wildnisziels der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (<abbr title="Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt">NBS</abbr>).
Die ausgewählte Fläche im Thüringer Schiefergebirge ist durch die Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze relativ unzerschnitten und beinhaltet Bergmischwald mit Fichten, Buchen und Weiß-Tannen sowie Fichten-Forst. Sie bietet Lebensraum beispielsweise für Rauhfuß- und Sperlingskauze, Schwarzspechte, Schwarzstörche und Wildkatzen. Der Erwerb der Fläche ermöglicht die Entwicklung einer Waldwildnis innerhalb des Naturschutzgebietes "Jägersruh – Gemäßgrund – Mulschwitzen".
Hintergrund
Der finanzielle Anteil des Bundes erfolgt über das Förderprogramm "Förderung der Wildnisentwicklung in Deutschland" (Wildnisfonds). Mit diesem unterstützt das Bundesumweltministerium gezielt Maßnahmen, um das Zwei-Prozent-Wildnisziels der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (<abbr title="Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt">NBS</abbr>) zu erreichen. Das Ziel sieht vor, dass sich die Natur auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickelt. Das betrifft beispielsweise Wälder, Bergbaufolgelandschaften, ehemalige Truppenübungsplätze, Gebiete an Fließgewässern oder an Meeresküsten, in Mooren und im Hochgebirge. Wildnisgebiete im Sinne des Zwei-Prozent-Ziels der <abbr title="Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt">NBS</abbr> sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, in denen ein vom Menschen unbeeinflusster Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft gewährleistet ist. Im aktuellen Bundeshaushalt stehen für den Wildnisfonds 20 Millionen Euro bereit. Der Wildnisfonds ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (<abbr title="Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit">BMU</abbr>). Mit der Betreuung des Wildnisfonds ist die bundeseigene Projektträgerin Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) <abbr title="gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung">gGmbH</abbr> beauftragt.