Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

„Lebendige Vielfalt gestalten“, dieser Aufgabe hat sich auch Pflanzenexperte, Gartenplaner und -designer Peter Janke seit mehr als 30 Jahre verschrieben. Er ist Autor von Fachbüchern und hält Vorträge im In- und Ausland. Sein eigenes Gartenparadies HORTVS in Hilden (NRW) mit 14.000 Quadratmetern ist sein Experimentierfeld. Einen Garten so anzulegen, dass er zwölf Monate im Jahr durch seine Schönheit und Atmosphäre überzeugt, ist Jankes wichtigster Gestaltungsansatz.

Das Gartenparadies HORTVS in Hilden (NRW) mit 14.000 Quadratmetern ist Peter Jankes Experimentierfeld. (Foto: Janke/BGL)

Da im HORTVS auf künstliche Bewässerung weitestgehend verzichtet wird, entscheidet die Pflanzenauswahl über Gedeih und Verderb des Gartenbildes. (Foto: Janke/BGL)

„Lebendige Vielfalt gestalten", dieser Aufgabe hat sich auch Pflanzenexperte, Gartenplaner und -designer Peter Janke seit mehr als 30 Jahre verschrieben. (Foto: Jürgen Becker/BGL)

Herr Janke, was darf der Besucher Ihres HORTVS erwarten?

Janke: Vielfalt! Und das in mehrfacher Hinsicht. Grundsätzlich besteht meine Planungsintention in der Verbindung harmonischer, mitunter formal strukturierter, Formgebungen und betont naturhafter, wilder Pflanzeninhalte. Hieraus entsteht ein ganzjähriger Spannungsbogen, eine Dialektik zwischen menschlicher Kreativität und den Natur-Prinzipien. Dafür benötige ich eine vielfältige Pflanzenpalette. Denn alle Beetbereiche müssen mich und andere Betrachter rund ums Jahr faszinieren. Zudem beobachten und analysieren wir strikt die individuellen Standortbedingungen, bezüglich der Licht-, Boden-, Wind- und Temperatursituation. Darauf stimmen wir die Pflanzenauswahl ab. Mittlerweile besiedeln etwa 4.500 unterschiedliche Gewächse den HORTVS.

Inzwischen zweifelt wohl niemand mehr daran, dass wir in Zeiten eines massiven Klimawandels leben. Wie reagieren Sie in der Gartenplanung darauf – insbesondere in der Pflanzenwahl?

Janke: Die beschriebene standortgerechte Pflanzenauswahl ist der größte, dabei oft erstaunlich logische Schlüssel zum Erfolg im Garten! Da wir auf künstliche Bewässerung weitestgehend verzichten – in unseren Kiesgartenbereichen sogar komplett – und automatische Bewässerungssysteme aus vielen Gründen ablehnen, entscheidet die Pflanzenauswahl über Gedeih und Verderb des Gartenbildes. Sicherlich ist diese oberste Prämisse in den letzten Jahren extremer geworden. Das heißt, dass wir in einigen Gartenbereichen in früheren Jahren durchaus noch Gewächse halten konnten, die schon heute durch den Klimawandel dort nicht mehr funktionieren. Diese Entwicklung wird sich in naher Zukunft weiter fortsetzen. Darauf kann ich als Gärtner nur konsequent reagieren: Was nicht mehr funktioniert, muss diesen Gartenort verlassen. Dabei stütze ich mich keineswegs auf Schulbuchmeinungen und entsprechende „Klimalisten“, sondern sammle im HORTVS lieber eigene Erfahrungen. Diese Erkenntnisse flechte ich nach angemessener Testzeit in meine Planungsaufträge ein.

Auch das Thema Mulch ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. Und obwohl wir im HORTVS schon immer jede Pflanzfläche organisch oder mineralisch gemulcht haben, nehmen die Auftragsstärken zu und die Mulchauswahl wird individueller. Auch diese Erfahrungen übertragen wir in unsere privaten und öffentlichen Planungen.

Wie schätzen Sie das Potenzial von Gärten zur Anpassung an den Klimawandel, als Lebensräume für Insekten und Vögel ein? Und was bedeutet das für den Garten- und Landschaftsbau?

Janke: Das Potential von Grünflächen ist riesig! Und die ökologische Relevanz von Grünflächen steigt immer drastischer – sowohl im privaten als auch im öffentlichen Grün. Die Grünfläche der Privatgärten in Deutschland entspricht der Fläche aller Naturschutzgebiete. Wer sinnvoll gärtnert, fügt somit wertvolle Flächen zur Erhaltung unserer ohnehin schon arg dezimierten Natur-Lebensräume hinzu.

Dabei muss keine Gartenbesitzerin oder Gemeinde auf die Schönheit von gestalteten Gartenbildern verzichten. Oftmals ist die konsequente und logische Pflanzenverwendung zudem sogar nachhaltiger und günstiger, dabei keinesfalls gewinnschmälernd.

Doch zum erfolgreichen Planungskonzept muss sich zwingend ein äquivalentes Pflegekonzept gesellen. Wer diese Prinzipien verinnerlicht und umsetzt, wird schnell auch die zoologische Biodiversität im Garten deutlich erhöhen können: Durch das Wiederherstellen eines besseren Gleichgewichtes zwischen Insekten- und Vogelgattungen, aber auch durch die Wiederbelebung der Bodenorganismus-Gemeinschaften entsteht ein Gartengefüge, das völlig ohne chemische Pflanzenschutzpräparate und Kunstdünger auskommt. Pflanzenkenntnisse, das Verständnis natürlicher Wechselwirkungen und zukunftsorientierte Lösungen für den Außenbereich sind gefragter und wichtiger denn je. Dem Klimawandel mit immer „ausgeklügelteren“ technischen Steuerungssystemen entgegentreten zu wollen, scheint mir nutzlos. Alle Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels sind in der Natur bereits evolutionär erarbeitet und brauchen nur übertragen zu werden.

Sie verstehen Ihren HORTVS als Begegnungsort für Menschen und Pflanzen. Was müsste passieren, damit dieser Anspruch für jeden Garten gelten könnte? Hat der Mensch dieser Tage noch einen Bezug zur Natur?

Janke: Gärten sind immer Schnittstellen zwischen der menschlichen Behausung, also dem Innen, und der Natur – dem Außen, auch wenn wir hierzulande faktisch keine „reine Natur“ mehr haben.

Ein Ziergarten muss natürlich auch immer Lebensraum für Menschen sein. Gleichzeitig kann ich als Gartenbesitzerin oder- besitzer meine persönliche Schnittstelle zur Natur so anlegen, dass ich natürliche Prozesse nicht mehr negiere, sondern bewusst zulasse. So wird dieser Raum sich mit mehr „Natur“ erfüllen, als es unsere Kulturlandschaft aus Land- und Forstwirtschaft leisten kann.

Ein von Vogelstimmen und Insektenschillern begleiteter Gartenspaziergang ist erfüllend und zukunftsorientiert. Kinder, die in so einem Gartengefüge aufwachsen, werden mehr Naturverständnis aufbringen können, als ihre Eltern.

Was sind nach Ihrer Erfahrung die Voraussetzungen für einen „gelungenen Garten“?

Janke: Ein gelungener Garten ist immer Ausdruck erfüllter Sehnsüchte. Da Sehnsüchte sehr individuell sind, sind die Voraussetzungen für einen „gelungenen Garten“ zwangsläufig unterschiedlich. Es gibt also kein Patentrezept. Die wichtigste Frage am Anfang jeder Planung ist immer: Welche Atmosphäre möchte oder soll ein Mensch beim Betreten des Außenraums erfahren?

Infolge der Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben viele Menschen ihren eigenen Garten neu wertschätzen gelernt. Was empfehlen Sie Landschaftsgärtnerinnen und -gärtnern?

Janke: Wer als Landschaftsgärtnerin und -gärtner für konkrete, greifbare Werte steht, wird sich den passenden Kundenstamm leichter aussuchen können. Setzen Sie noch mehr auf aktuelles und zukunftsorientiertes gärtnerisches Wissen. Denn Qualität wird immer durch Können geboren.

Weitere Informationen: siehe Link

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