Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Das Weinjahr 2021 war für die Winzer in Baden nicht einfach, trotzdem können sie noch auf ein gutes Ende hoffen.

Bei herrlichster Spätsommersonne erföffnete der Badische Weinbauverband offiziell die Lese des Jahrgangs 2021 in Britzingen. v.l.: Martin Löffler (Bürgermeister Müllheim), Holger Klein (stellv. Geschäftsführer Badischer Weinbauverband), Landwirtschaftsminister Peter Hauk, die Badische Weinkönigin Katrin Lang, Weinbaupräsident Rainer Zeller sowie die Vizepräsidenten des Verbandes Martin Schmidt, Stephan Danner und Thomas Walz. (Foto: Badischer Weinbauverband)

Am 8. September informierte der Badische Weinbauverband in Britzingen im Markgräflerland über den bevorstehenden Weinjahrgang 2021. Zur jährlich stattfindenden Herbstpressekonferenz des Verbandes konnte Weinbaupräsident Rainer Zeller neben Landwirtschaftsminister Peter Hauk und Ministerialdirigent Dr. Konrad Rühl auch Vertreter der lokalen Politik sowie zahlreiche Journalisten in seiner Heimatgemeinde begrüßen. In seiner Eröffnungsrede ging Zeller schon auf die Unbillen ein, mit denen der Jahrgang 2021 die Winzerinnen und Winzer auf Trab gehalten hat. Frost und Hagelereignisse hätten insbesondere im Markgräflerland für Ertragseinbußen gesorgt, so Zeller. Die Winzer hätten in diesem Jahr starke Nerven beweisen und sich im Weinberg besonders anstrengen müssen, um die Erträge zu sichern. In solchen Jahren und vor dem Hintergrund kommender klimatischer Veränderungen seien Politik und Wissenschaft gefragt, wenn es darum gehe, die Winzer zu unterstützen und ihnen auch in Zukunft ein auskömmliches Arbeiten zu ermöglichen.

Auf die Forderung Zellers ging Landwirtschaftsminister Hauk direkt ein. Das außergewöhnlich herausfordernde Weinjahr 2021 und die Frage, wie die Winzer künftig mit solchen Witterungsbedingungen und den Herausforderungen des Klimawandels umgehen sollen, beschäftigt auch sein Ministerium.  Die Entwicklung nachhaltiger Pflanzenschutzmittel sowie die Förderung des biologischen Anbaus und des Einsatzes neuer pilzresistenter Sorten stehen dabei ganz oben auf der Agenda. Außerdem habe man sich seitens des Ministeriums in Brüssel für einen Einsatz von Kaliumphosphonat stark gemacht, leider bisher ohne Erfolg. Hauk betonte: Man werde sich beim Bund und der Europäischen Kommission dafür einsetzen, mehr Ressourcen in die Erforschung alternativer Behandlungsmittel zu investieren.

Der Minister appellierte aber auch an die Verbraucher, etwas zum Erhalt der Kulturlandschaft beizutragen, indem sie vermehrt heimische Weine konsumierten. Deshalb werde das Land die Regionalkampagne " Natürlich. VON DAHEIM" weiterentwickeln, um den Konsum regionaler Produkte zu fördern.

Insgesamt verfolgt die Landesregierung gemeinsam mit den Verbänden und der Winzerschaft das Ziel die Weinbaukulisse im Land, insbesondere die touristisch attraktiven aber schwer zu bearbeitenden Steillagen zu erhalten und dem Winzernachwuchs eine attraktive Zukunftsperspektive zu bieten. 

Im Anschluss ging der Stellvertretende Geschäftsführer Holger Klein detailliert auf die Entwicklung des aktuellen Weinjahrgangs ein. Dabei schilderte er insbesondere die Witterungsereignisse, die den Winzerinnen und Winzer in Baden besonders zu schaffen gemacht haben.  „2021 war alles andere als ein einfaches Jahr, betonte Klein. Auch wenn sich der Jahrgang heute von seiner besten Seite zeige, habe er es doch faustdick hinter den Ohren gehabt und die Winzer schwer auf Trab gehalten. Bereits um Ostern haben Windfröste in den Bereichen Markgräflerland, Kaiserstuhl, Tuniberg, Breisgau und der Ortenau zu teilweise starken Schäden geführt.“ Nasse Knospen, ein eisiger Nordwind und die so entstandene Verdunstungskälte hätten zu einem enormen Schaden geführt. Diesen bezifferte Klein stellenweise auf 20 bis 80 Prozent. Der Kraichgau, die Badische Bergstraße, Tauberfranken und der Bodensee seien davon glücklicherweise weitestgehend verschont blieben. 

In der Folge der Fröste seine die betroffenen Anlagen in ihrer Entwicklung zunächst stehengeblieben. Wegen anhaltend tiefer Nachttemperaturen über den ganzen April hinweg kam die Entwicklung der Reben nur langsam voran. Ende April lagen diese circa 10-14 Tage hinter dem langjährigen Schnitt. Schon Anfang des Monats Juni drohte weiteres Ungemach. Starkregen führte zu Blatt- und Gescheinsinfektionen durch die Rebenperonospora. Gleichzeitig stellte die Befahrbarkeit der Rebanlagen bei andauernden Niederschlägen eine zunehmende Herausforderung für die Winzerinnen und Winzer dar.

Heftiger Regen, lokal mit Hagel einhergehend (Markgräflerland) hätten die Verbreitung der Rebenperonospora gefördert. Massive Infektionen an Blättern und Gescheinen waren die Folge. Für die Winzer bedeutete das einen erhöhten finanziellen und arbeitswirtschaftlichen Aufwand, um die Gesunderhaltung von Laubwand und Trauben zu gewährleisten. Die Bedingungen seien mancherorts sogar noch schwieriger gewesen als im Jahr 2016, so Klein. In diesem Zusammenhang äußerte er die Befürchtung, dass der Weinbau künftig wohl häufiger mit vergleichbaren Extremjahren zu rechnen haben wird und richtete einen Appell an Minister Peter Hauk, den Winzern auch in Zukunft geeignete Maßnahmen zum Schutz ihrer Pflanzen und zur Ertragssicherung zu ermöglichen. Weitere Einschränkungen bei Pflanzenschutzmitteln könnten die Winzer in Jahren wie 2016 und 2021 an den Rand ihrer Existenz bringen.

Die zurückliegenden Wochen stellte er deutlich positiver dar. Ende August hätten sich glücklicherweise kühlere und deutlich trockenere Witterungseinflüsse gezeigt. Das gäbe den Winzern zumindest die Hoffnung, die erwartungsgemäß gering ausfallenden Erträge zumindest gesund und ausgreift in den Keller bringen zu können. Die Ertragsaussichten seien allerdings regional sehr unterschiedlich. Wo die Spätfrostschäden hoch sind, habe man gedämpfte Erwartungen. In Anlagen die von Frost und Hagel verschont geblieben seien, fülle sich die Traubenzone auch dank der guten Wasserversorgung im Boden kräftig. Insgesamt erwarte man allerdings einen „neidischen“ Herbst. Nach derzeitiger, sehr vorsichtiger Schätzung wird Baden 2021 eine um 20 Prozent geringere Weinmenge  (2019 = 120 Mio. l, 2020 = 110 Mio. l) einfahren. Allerdings bleibt abzuwarten, was die kommenden Wochen bringen. Aktuell könne man bei stabilen Witterungsverhältnissen zumindest auf gute Qualitäten mit moderatem Alkoholgehalt und einer animierenden Aromenausprägung hoffen.

Mit einem Lesebeginn bei der Sorte Müller-Thurgau sowie in ertragsreduzierten Spätburgunderanlagen rechnet der Weinbauverband ab dem 20. September 2021.

 

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