Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Fachverband geprüfter Baumpfleger im Austausch mit Baumexperten der Stadt Erfurt

Noch stehen die potenziellen Klimabäume unter den luxuriösen Versuchsbedingungen. Erst unter den Praxisbedingungen wird sich ihre Resilienz erweisen, stellte Dr. Gerd Reidenbach (Bildmitte) fest.

Ca. 50 Baumpfleger trafen sich in Erfurt zu einer Exkursion mit Vortragsteil vom 9.-11. September 2021, hier Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum. (Fotos: FgB/ Banse)

Einarten-Alleen vermeiden und  Baumpflanzung und Baumpflege werden in den Städten eine zunehmend zentrale Rolle spielen, darin waren sich Referenten und Teilnehmer der Vortragstagung des Fachverbandes geprüfter Baumpfleger am 10. September 2021 in Erfurt einig. Über 50 Baumpfleger und Experten der Stadt diskutierten über die aktuelle Ausstattung der Stadt Erfurt mit Bäumen und deren Baumpflegemanagement.

Nach Berechnungen von Stephan Wunder, Abteilungsleiter Flächenmanagement in Erfurt, sind ca. 900 Neupflanzungen pro Jahr in der Stadt notwendig und zudem Ersatzpflanzungen für tatsächlich gefällte Bäume, die aktuell bei jährlich etwa 1500 liegen. Auch auf andere Kommunen rollt eine Welle notwendiger Nachpflanzungen zu, bestätigte Andreas Schulz vom Fachverband. Hierzu müssen in allen Städten Gelder, Strukturen und Arbeitskräfte bereitstehen.

Einarten-Alleen, die alle zur gleichen Zeit gepflanzt wurden, werden in Erfurt bei Ausfällen nun einzeln nachgepflanzt und variieren in der Art. Damit wird einem Komplettausfall bei möglichem Schädlingsbefall oder Schwächeparasiten vorgebeugt und sukzessive der Baumbestand verjüngt. Die Anlage von gleichartigen und gleichförmigen Einarten-Alleen sollten zukünftig der Vergangenheit angehören und es muss der Fokus auf baumgerechte Standorte mit mehr Baumabstand erfolgen.

Das Artenspektrum muss auf den prognostizierten Klimawandel angepasst werden, um Städte mit Begrünung abzukühlen, berichtete Jens Düring, Abteilungsleiter Naturschutz/Landschaftspflege in Erfurt. Schon jetzt halten viele heimische Baumarten den Bedingungen in der Stadt nicht mehr stand, wie Eschen, Sommerlinde, Berg- und nun auch Spitzahorn. In Abstimmung mit Naturschutzorganisationen werden gezielt auch nicht heimische Bäume verwendet, so Düring weiter, um eine größere Vielfalt und höhere Baumartenverteilung zu erreichen.

Aktuelle Versuche zu Klimabäumen erläuterte Dr. Gerd Reidenbach, Referatsleiter im Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum. Auch er plädierte für einen „Mischwald in der Stadt“. Zudem hob er hervor, dass auch bei Straßenbäumen die Veredlungsunterlage und die Nachzucht aus Sämlingen entscheidend für einen dauerhaften Erfolg der Pflanzen am Standort ist. Dies unterstrich auch Jörg Cremer, der Vorsitzende des Fachverbandes geprüfter Baumpfleger. Die Veredlungsstelle breche bei nicht passender Pfropfung teilweise auseinander.

Von: 

 

Empfohlen für Sie: