Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Fast 70 Mitglieder und Gäste aus 21 europäischen Ländern konnte EAC-Präsident Jonathan Cocking (United Kingdom) zur 31. Jahreshauptversammlung vom 21. bis 24. Oktober 2021 in Wien begrüßen. Die Mitglieder wählten auch eine neue Präsidentin ihres Verbandes: Stefania Gasperini, Baumsachverständige aus Ferrara in Italien, übernimmt satzungsgemäß das Amt von Jonathan Cocking. Neu in den EAC-Vorstand wurden Michael Bazant-Hegemark aus Österreich und Josef Grábner aus der Tschechischen Republik gewählt. Professor Dr. Marek Siewniak aus Polen wurde zum Ehrenpräsidenten des EAC ernannt.

Foto oben: Das neugewählte EAC-Präsidium (von links nach rechts): Michal Zelenak, Stefania Gasperini, Jonathan Cocking, Josef Grábner, Michael Bazant-Hegemark, Glen Read und Wolfgang Groß (es fehlt Professor Dr. Marek Siewniak). Foto unten: Neue Präsidentin aus Italien: Jonathan Cocking gratuliert Stefania Gasperini zur Wahl. Sie ist die erste Präsidentin des EAC. (Fotos: European Arboricultural Council e. V.)

Nach einem Jahr, in dem coronabedingt Online-Versammlungen die Regel waren, konnte der EAC – nach Moskau in 2019 – endlich wieder bei einer Präsenzversammlung zusammenkommen. Neben der internen Gremienarbeit standen die Verleihung des Europäischen Stadtbaumpreises 2021 an die Stadt Wien (s. eigener Beitrag), Vorträge und eine Exkursion in die nach dem Schwammstadtprinzip erbaute Wiener Seestadt Aspern auf der Agenda.

Fachliche Fortbildung

Ing. Gottfried Struggl, Wiener Stadtgärten, und DI Stefan Schmidt, HBLFA Gartenbau Schönbrunn, stellten die erfolgreiche Bewerbung der Stadt Wien für den ECOT Award und Europas größtes Stadtentwicklungsprojekt vor. Die Wiener Seestadt Aspern wird, basierend auf dem Schwammstadtprinzip, Wohnraum für 60.000 Bewohner und Bewohnerinnen bieten. Das komplette Oberflächenwasser wird aufgefangen, gereinigt und zur Bewässerung der Grünanlagen und der Bäume verwendet. Zudem wurde das neue Stadtviertel, das bis 2040 vollständig erschlossen sein soll, zuerst an die U-Bahn angebunden. Danach wurden die Freianlagen und Parks gebaut. Erst zum Schluss wird mit dem Bau der Wohnungen gestartet. Im Verlauf der von der Stadt Wien am Sonntag organisierten Exkursion konnten sich die internationalen Gäste unter fachkundiger Führung ein umfassendes Bild der Seestadt Aspern machen. Angesichts der immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse wird Aspern sicherlich als Best-Practice-Projekt weltweit Vorbild sein.

Dr. Milan Pernek aus Kroatien referierte über „Veränderungen der Biosicherheit in grüner Infrastruktur und Möglichkeiten für BaumpflegerInnen“. Dabei erläuterte Pernek den Begriff Biosicherheit und ging sowohl auf gebietsfremde Arten als auch auf das natürliche Vorkommen von Krankheiten und Schädlingen ein. Bezüglich deren Verbreitung spielt der Klimawandel eine entscheidende Rolle: Denn steigende Temperaturen sowie starke und längere Trockenheitsperioden verursachen unter anderem eine höhere Vermehrungsrate von Schädlingen, die bisher unbekannt waren, nun aber vermehrt Pflanzen schädigen. Anhand einer Europakarte beschrieb Pernek unter anderem die Ausbreitung von Eichenspitzenwanzen von 2000 bis 2019. Weiteren invasiven Arten sei nur durch eine höhere Biodiversität und die Verwendung einer höchstmöglichen Sortenvielfalt zu begegnen, so Pernek.

Über Artenschutz in der Baumpflege sprach Ornithologe und Baumpfleger Stefan Knöpfer aus Österreich. In seinem Vortrag ging er auf den täglichen Konflikt zwischen Artenschutz und Verkehrssicherheit ein. Mit Hilfe zahlreicher Bilder stellte er die Lebensräume zahlreicher Vögel, Fledermausarten und Insekten im Baum vor und leitete daraus die Konsequenzen für eine nachhaltige, umweltfreundliche Baumpflege ab. „Alle Lebewesen gilt es zu schützen, seien es Fledermäuse, Spechte oder Käfer wie der Große Eichenbock, Hirschkäfer, Eremit oder Insekten wie Hornissen! Und zwar durch eine vorausschauende Planung oder angepasste Pflegemaßnahmen“, so Knöpfer.

Neues aus Amerika: Einladung nach Kopenhagen und Malmö

Caitlyn Pollihan überbrachte die Grüße der International Society of Arboriculture (ISA) und ging explizit auf die erneuerte Kooperation zwischen EAC und ISA ein. Dank der Kooperation ist der Austausch des European Tree Worker Zertifikats mit dem des ISA Certified Arborist und ISA Certified Tree Worker wieder möglich. An der Anerkennung des European Tree Technician durch die ISA wird derzeit gearbeitet. Pollihan lud die Zuhörer zur nächstjährigen ISA-Konferenz in Kopenhagen/Dänemark und Malmö/Schweden ein, die vom EAC unterstützt wird.  

Berichte aus den Arbeitsgruppen des EAC

Neben der Wahl des neuen Präsidiums war die Mitgliederversammlung des EAC geprägt von den Berichten seiner Arbeitsgruppen. Bedingt durch die Pandemie fanden viele Treffen in den vergangenen eineinhalb Jahren online statt.

Die Arbeitsgruppe Qualitätsmanagement sorgte trotz manch strikter Lockdown-Einschränkungen für einen reibungslosen Ablauf der ETW- und ETT-Prüfungen. Diese fanden zwar in reduziertem Maß statt, konnten jedoch aufrechterhalten werden. Dazu wurden die Regularien angepasst:

  • So waren beispielsweise SupervisorInnen – wenn möglich – persönlich vor Ort.
  • Die Prüfungen wurden online überwacht oder anhand von Bildern ausgewertet.
  • Zudem wurde die Fragendatenbank aktualisiert und eine Rezertifizierung für die European Tree Technicians entwickelt, welche von der Jahreshauptversammlung in Wien einstimmig verabschiedet wurde.

Das heißt, ein zertifizierter European Tree Technician muss pro Jahr 15 Credit Points sammeln, um sich nach drei Jahren mit 45 Credit Points rezertifizieren lassen zu können. In Planung ist zudem ein Supervisoren-Certification-Center-Treffen im Herbst 2022, voraussichtlich in Österreich. 

Die Arbeitsgruppe Media versorgte die sozialen Medien. Künftig will sie sich intensiver der Kommunikation zwischen den Mitgliedern widmen und sich für eine einheitliche, auf hohem Niveau basierende Baumpflege in Europa einsetzen.

Last but not least fasste Jan Goevert für die Arbeitsgruppe ECOT das diesjährige Bewerbungsverfahren der Stadt Wien zusammen und gab einen Ausblick für den Wettbewerb 2022, dem sich verschiedene italienische Städte stellen werden.  

Erasmus+-Projekte des EAC

Die verschiedenen Erasmus+-Projekte, an denen das EAC beteiligt ist, stellte Dr. Junko Oikawa-Radscheit vom EAC-Büro vor: Neben der Erarbeitung verschiedener Standards wird ebenfalls die Zertifizierung zum European Tree Technician nach über 20 Jahren in einem Projekt überarbeitet und an heutige Bedingungen angepasst. Außerdem wird über die Einführung einer weiteren Zertifizierung insbesondere für die in leitenden Funktionen tätigen Mitarbeitenden von Städten nachgedacht.

EAC-Jahreshauptversammlung 2022 in Mailand

Zum Abschluss der viertägigen Versammlung lud Italiens EAC-Vertreter Giovanni Ugo die Mitglieder zur Jahreshauptversammlung 2022 nach Mailand ein. 

Social Networking

Im Lauf der gemeinsamen Tage kam selbstverständlich auch das Social Networking nicht zu kurz – sei es beim Empfang der Stadt Wien im Rathauskeller, bei der Einladung des EAC in Bitzinger‘s Augustinerkeller oder zum Abschluss der Exkursion am Sonntag in das moderne, nach dem österreichischen Künstler und Musiker benannte Restaurant Falco

Europäischer Baumpflegerat 

Das European Arboricultural Council e. V. (EAC) (deutsch: Europäischer Baumpflegerat) mit Sitz im Haus der Landschaft in Bad Honnef ist ein Forum, in dem sich Delegierte europäischer Baumpflege-Organisationen zusammengeschlossen haben. Sie verfolgen das Ziel, den Qualitätsstandard zu erhöhen und den Beruf durch Förderung von Forschung und Ausbildung weiterzuentwickeln, um eine erfolgreiche Baumpflege und Verbesserung der Arbeitsmethoden zu gewährleisten.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

European Arboricultural Council e. V. (EAC)

Haus der Landschaft Alexander-von-Humboldt-Str. 4
53604 Bad Honnef
Deutschland

Tel.: +49 (0)222477/07 -49
Fax:

Email:
Web: http://www.eac-arboriculture.com

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