Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

„Es ist noch längst nicht alles so, wie es sein könnte ... und mit Blick auf die Notwendigkeit zur Klimaanpassung auch sein sollte!", sagt H. Christian Leonhards, Präsident des Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL) e.V., und ergänzt: „Aber wir sind stolz darauf, dass unser dichtbesiedeltes und verkehrsreiches Bundesland so großen Wert auf die Grün- und Freiflächen legt."

Foto oben: Neben den verschiedenen Förderprogrammen des Bundes im Zuge der Städtebauförderung hat auch das Land NRW zusätzliche Förderprogramme aufgelegt, die zu einer Ausweitung beim Gebäudegrün führen. Foto unten: Foto: Christoph Lau, Geschäftsführer des VGL NRW: "Um aus der Klimakrise herauszukommen, bedarf es großer Entschlossenheit bei allen Beteiligten, das eigene Handeln auf den Prüfstand zu stellen." (Fotos: VGL NRW/GPP)

Neueste Statistiken bestätigen diese Einschätzung. Tatsächlich hat der Flächenverbrauch für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr abgenommen. Aktuellen Zahlen des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) zufolge wurden im Jahr 2020 pro Tag rund 5,7 Hektar für Siedlung und Verkehr neu in Anspruch genommen, ein deutlicher Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. 2019 lag der Flächenverbrauch noch bei 8,1 Hektar pro Tag, bzw. im Durchschnitt der Jahre 2006 bis 2015 sogar bei 11,2 Hektar pro Tag. Wohlbemerkt ist der Flächenverbrauch in der Statistik nicht mit einer Flächenversiegelung gleichzusetzen, da zu den Siedlungsflächen auch unversiegelte Bereiche, wie Gärten und Parkflächen, zählen. Effektiv sind etwa 50 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen vollständig versiegelt.

Gärten werden kleiner, Gebäude grüner

Der VGL NRW stellt fest, dass seit einigen Jahren in Neubaugebieten tendenziell eher kleinere Gärten geplant werden. Leonhards: „Dies ist natürlich eine Folge der hohen Baukosten und auch der Tatsache, dass die Investoren und Bauträger die Flächen optimal vermarkten müssen." Aber man sehe eben auch, dass verstärkt mit Dach- und Fassadenbegrünung gebaut werde. Neben den verschiedenen Förderprogrammen des Bundes im Zuge der Städtebauförderung habe auch das Land NRW zusätzliche Förderprogramme aufgelegt, die zu einer Ausweitung beim Gebäudegrün führen. Diese Einschätzung bestätigt auch Dr. Gunter Mann, Präsident des Bundesverband Gebäudegrün (BuGG) e.V., der in diesen Tagen den Marktbericht 2021 für das Grün ‚drin, dran, drauf' vorgelegt hat. Dr. Mann: „Im Bundesvergleich zeigt sich ein ganz deutlicher Schwerpunkt in NRW - hier gibt es mit Abstand die meisten kommunalen Förderprogramme und demzufolge überdurchschnittlich viele Dach- und Fassadenbegrünungs-Projekte!" Mehr unter (siehe 1. Link unten)

Neu: Leitfaden ‚Begrüntes Wohnen'

Gemeinsam mit dem Verband der Wohnungswirtschaft Rheinland Westfalen und dem BuGG sowie der in Neuss ansässigen Deutschlandvertretung der Firma Greenpass hat der VGL NRW einen speziellen Leitfaden für die Dach- und Fassadenbegrünung erarbeitet. Dieser bietet einen ersten Überblick über die Bausteine und Prozesse für eine nachhaltige Gebäude- und Quartiersentwicklung sowie mögliche Maßnahmen der Begrünung im Quartier oder an Dach und Fassade. Dazu gehört ein Anhang mit Übersichtstabellen für die Dach- und Fassadenbegrünung und dient als Hilfestellung für Unternehmen und Genossenschaften bei der Entwicklung nachhaltiger Projekte in der Wohnungswirtschaft. Mehr unter (siehe 2.Link unten).

Gründachkataster NRW

Seit dem Sommer 2021 liegt in NRW ein flächendeckendes Potenzialkataster für Dachbegrünungen vor, das für nahezu jede Dachfläche Informationen liefert, ob sie für eine Gründach-Nachrüstung geeignet ist, welche Vorteile damit verbunden sind und welche ungefähren Kosten ein Gründach verursachen würde. Die Zahlen sind mehr als eindrucksvoll: Von den rund 11,3 Millionen Gebäuden in NRW mit einer gesamten Dachfläche von ca. 1.380 Quadratkilometern sind insgesamt etwa 440 Quadratkilometer Dachfläche potenziell sehr ‚gut geeignet‘ bis ‚noch geeignet‘. Diese Einstufung erfolgt anhand der Dachneigung und der Exposition der Dachflächen. Leonhards: „Wir empfehlen Hausbesitzern - privaten wie gewerblichen - unbedingt, dieses Potenzialkataster des Landes zu nutzen, um abschätzen zu können, ob das eigene Dach einen Beitrag zu Klimaanpassung und zum Klimaschutz leisten kann." Mehr unter (siehe 3.Link unten).

Allianzen für grüne Stadtentwicklung

Im Dezember 2021 beginnt mit der Ampel-Koalition in Berlin eine Zeit, in der die bereits vorgezeichnete Klimaneutralität für Deutschland noch stärker in den Fokus genommen werden. Christoph Lau, Geschäftsführer des VGL NRW, stellt fest: „Es besteht inzwischen in allen politischen Lagern Konsens darüber, dass es kein ‚Weiter so‘ geben kann. Um aus der Klimakrise herauszukommen, bedarf es großer Entschlossenheit bei allen Beteiligten, das eigene Handeln auf den Prüfstand zu stellen. Wir als grüne Branche sehen hier nicht nur große Aufgaben, sondern auch große Chancen für das Land.

Der Garten- und Landschaftsbau in NRW bietet den Städten und Gemeinden mit seiner Expertise neue Allianzen und Kooperationen an, um den Herausforderungen unserer Zeit gerecht zu werden." Nicht zuletzt die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre mit der Corona-Pandemie hätten bewiesen, wie wichtig der Freiraum in den Städten ist und welche Bedeutung eine hohe Aufenthaltsqualität für das soziale Miteinander hat. Dass Investitionen in die grün-blaue Infrastruktur gleichzeitig wirksame Beiträge für mehr Klimaschutz und Klimaanpassung sind, macht deutlich, in welche Richtung heute Stadtentwicklung gehen müsse, so die klare Position des VGL NRW. Mehr unter (siehe 4. Link unten).

 

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