Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Im Zuge des 1990 erstellen Stadterneuerungsprogramms der Altstadt Wismar wurden neben der Aufarbeitung von denkmalgeschützten und städtebaulich bedeutsamen Gebäuden auch die Straßen, Wege, Plätze und Grünflächen einer umfangreichen Sanierung unterzogen. Mit Hilfe der Beteiligung von Bund und Land sowie Mitteln aus dem städtischen Haushalt als auch von privaten Eigentümern und Investoren konnte das Stadtbild grundlegend verbessert werden.

Als Jüngling steht der Pflasterklinker einem der ältesten Bauwerke der Stadt gegenüber. (Fotos: Ulrich Hoppe)

Ein besonderes Augenmerk fällt dabei auf die Gestaltung der Fußwege durch den Pflasterklinker der Bockhorner Privatziegelei, der durch seinen individuellen Brand die Straßenzüge in ihrer Besonderheit hervorhebt. Durch die konsequente Umsetzung und Fortschreibung des städtebaulichen Rahmenplans wurde Wismar 2002 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

Der städtebauliche Rahmenplan definiert das grundsätzliche Ziel, die Ästhetik des Stadtbildes unter Berücksichtigung der Funktionalität wiederherzustellen und so die Einzigartigkeit des historischen Stadtbildes darzustellen und zu erhalten. Um diesem übergeordneten Ziel gerecht zu werden, besteht ein inhaltlicher Schwerpunkt darin, den schlechten Zustand der Verkehrsflächen, insbesondere der Fußwege, zu erneuern und an die alten Stadtstrukturen, in Anlehnung an die historischen Oberflächen, wiederherzustellen. In diesem Zuge wird auch die überholte Infrastruktur im unterirdischen Raum an den heutigen Stand der Technik angepasst. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege werden Lösungen gefunden, die sowohl den denkmalpflegerischen Anforderungen als auch den Ansprüchen der Versorgungsträger und der Verkehrsplanungen entsprechen.

Die erste urkundliche Erwähnung Wismars erfolgte im Jahr 1229. In den folgenden Jahren wuchs Wismar zu einer Stadt mit großer wirtschaftlicher Bedeutung heran. Geprägt durch die Mitgliedschaft in der Hanse vom 14. bis zum 16. Jahrhundert waren insbesondere die Wirtschaftszweige Brauerei und Bierexport sowie die Wollweberei hierfür verantwortlich. In dieser Hansezeit entwickelten sich zentrale Merkmale des bis heute bestehenden Stadtgrundrisses und dem damit verbundenem Straßennetz. Für die Handelsstadt war der Straßenbelag, der mutmaßlich schon vor rund 300 Jahren in Form von Pflasterklinkern aus Bockhorn Einzug ins Stadtbild hielt, im Einklang mit der Gliederung der Hausvorfelder ein Aushängeschild und Zeugnis ihres Reichtums. Um dieser historischen Bedeutung mehr Ausdruck zu verleihen, hat sich die Stadt Wismar im Zuge ihres Stadterneuerungsprogramms darum bemüht, einen Pflasterstein zu wählen, der mit seiner Farbigkeit die bogenförmig angelegten Straßenzüge optisch verstärkt. Mit der „Bunt Sortierung“ aus der Bockhorner Ziegelei gelang diese Intensivierung. Wie ein ausgerollter, roter Teppich mit bunten Akzentuierungen erstreckt sich der Pflasterklinker entlang der seit dem 13. Jahrhundert bestehenden Konturen der Altstadt Wismar. Die noch ablesbare mittelalterliche Bebauungsstruktur mit den geschlossenen Baufluchtlinien unterstreicht der Pflasterklinker und zeigt eine deutliche Trennung zwischen dem öffentlichem Straßenraum und den einzelnen Blöcken. Insgesamt zeichnet sich die historisch gewachsene Altstadt durch ihre Kleinteiligkeit, die Parzellen- und Blockstruktur aus.

Für die Stadt Wismar wurde ein Pflasterklinker im Format 220 x 108 x 52 Millimeter ohne Fase genutzt. Auf Grund von unterschiedlichen Beanspruchungen ist der Pflasterklinker in seiner Stärke auf 62 und 72 Millimeter nachgerüstet worden. Dieses Format ist größtenteils im Läuferverband mit einheitlichem Fugenbild flach verlegt worden. Das Pflastermuster hat sowohl gestalterische als auch praktische Anforderungen zu erfüllen. Zuwegungen werden durch einen Wechsel im Läuferverband von flach auf hochkant baulich kenntlich gemacht. Zusätzlich zu dieser optischen Wirkung werden die erhöhten Lasten der verkehrlichen Beanspruchung aufgefangen.

Die historische Überlieferung beschreibt eine Dreiteiligkeit der Straßen mit Dachprofil und beidseitig verlaufenden Gehwegen. Grundsätzlich folgt die Gestaltung der Gehwege einer klaren Hierarchie. Zwischen Hauswand und Bordstein verläuft der rote Pflasterklinker, gerahmt von graufarbenem Kleinpflaster aus Granit. Als Vorgabe vom Denkmalpflegeamt ist die Rixdorfer Granitborde als beidseitiger Abschluss zur Straßenführung zum Einsatz gekommen.

Im Zuge der Attraktivierung der Altstadt konnten bisher 37 Straßen denkmalgerecht und bautechnisch saniert werden. Die Durchgängigkeit im Erscheinungsbild ist durch die konsequente Weitergabe der Aufgaben deutlich zu erkennen. Die farblich einheitliche Pflasterfläche fasst die Gebäude sichtbar ein und bindet so die Altstadt zu einem Gesamtensemble zusammen. Da neben klassizistischen Gebäuden größtenteils einfache Wohnhäuser das Erscheinungsbild der Straßenzüge prägen, bildet der rote Pflasterklinker einen angenehm warmen Kontrast zur zurückhaltenden Putzornamentik der historischen Bauten.

Wie jede Straße als Einzelfall mit Besonderheiten zu betrachten ist, stellt auch jeder einzelne Stein in seiner Farbigkeit ein Unikat dar und führt zu einem einzigartigen Farbspiel der Oberflächen. Der Bockhorner Pflasterklinker weist alle Rotschattierungen bis hin zu Blautönen auf. Diese unregelmäßige Oberflächenfärbung wird nicht nur durch den Brand verstärkt, auch Sonnenlicht ebenso wie Feuchtigkeit lassen die Farbigkeit des Pflasterklinkers in einem immer neuen Licht erstrahlen.

 

Weitere Informationen erhalten Sie hier:

Bockhorner Klinkerziegelei Uhlhorn GmbH & Co.KG

Hauptstr. 34
26345 Bockhorn-Grabstede
Deutschland

Tel.: +49 (0)4452/9128-0
Fax: +49 (0)4452/9128-28

Email:
Web: http://www.bockhorner.de

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