Kommt der Winter noch, oder geht der gefühlte Herbst nahtlos in das Frühjahr über? Immerhin haben schon im Januar, früher als sonst, die Haselnüsse geblüht, hier und da sprießen die ersten Zwiebelblumen und manche Gehölze zeigen bereits schwellende Knospen. Ein Blick in die Wetterstatistiken zeigt, dass die Wintermonate der letzten acht Jahre allesamt zu warm waren.
Nun ist inzwischen allgemein bekannt, dass das Wetter durchaus Überraschungen bieten kann, aber auch, dass der sich immer deutlicher abzeichnende Klimawandel sich eben auch auf das Wetter auswirkt. Diese Veränderungen beeinflussen längst die Entwicklung von Städten und Gemeinden und das gilt in besonderem Maß für das Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Grün-blaue Infrastruktur stärken
Ursula Heinen-Esser ist Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: „Angesicht der großen Aufgaben, die von den Städten und Gemeinden bei der Anpassung an den Klimawandel zu bewältigen sind, macht es Mut, dass sich viele Maßnahmen auf kleinräumiger Ebene gut umsetzen lassen und unmittelbar vor Ort Wirkung zeigen. So bieten sich für den Ausbau der grünen und blauen Infrastruktur im Siedlungsbereich zahlreiche Instrumente an." Den Städten und Gemeinden stehen verschiedene Förderprogramme des Bundes und des Landes zur Verfügung, um Anpassungs- bzw. Umbaumaßnahmen zu finanzieren.
Josef Mennigmann, Präsidiumsmitglied im Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL) e.V. sieht hier große Aufgaben für die grüne Branche: „Wenn es darum geht, innerstädtischen Hitze-Inseln vorzubeugen und starke Niederschläge zu puffern, sind begrünte Dächer und Fassaden, entsiegelte Flächen, Pflanzen und Bäume, Frischluftschneisen und Gewässer die Mittel der Wahl." Früher seien die positiven Nebenwirkungen von Investitionen in die grüne Infrastruktur oft nicht gesehen worden, aber heute wüssten die Ansprechpartner in den Kommunalverwaltungen, dass der Freiraum ein zentrales Instrument zur Resilienzsteigerung von Städten und Gemeinden ist.
Großer Handlungsbedarf
Für den Städte- und Gemeindebund NRW sind die vielen Maßnahmen, die die Städte und Gemeinden im Zuge der Klimafolgenanpassung durchführen, Teil der Daseinsvorsorge. So gibt es beispielsweise in vielen Kommunen eigene Beratungsstellen für Starkregenvorsorge und Überflutungsschutz. Diese sind zentrale Ansprechpartner in kommunalen Projekten aber auch für Bürgerinnen und Bürger. Dr. Peter Queitsch, Geschäftsführer der Kommunal Agentur NRW: „Nicht nur die Städte und Gemeinden sind zum Tätigwerden aufgefordert, sondern auch die Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer, denn auch mit Eigen- und Objektschutzmaßnahmen am eigenen Haus und auf dem eigenen Grundstück können etwa durch die Nichtanlegung von Stein- und Schottergärten sowie die Wiederanlegung von Blumenbeeten und Rasen Überflutungsschäden vorgebeugt werden."
Je nach örtlicher Situation und Lage bieten sich eine Vielzahl möglicher Aktionsfelder. Mennigmann: „Das Element Wasser steht zentral bei vielen Maßnahmen im Freiraum. Es gilt, möglichst viele Retentionsflächen zu schaffen, also Möglichkeiten, Wasser zu speichern. In jüngster Zeit hat sich der Begriff der Schwammstadt etabliert, der plastisch beschreibt, worum es geht: Wasser soll nicht mehr über die Kanalisation entsorgt, sondern genutzt werden!"
Die grüne Stadt der Zukunft
Im Neubaubereich seien heute Dach- und Fassadenbegrünung sowie grün gestaltete Außenbereiche so gut wie Standard, die große Herausforderung liege im Bestand, stellt Mennigmann fest. In vielen kommunalen Gremien werde die Debatte zum strategischen Umbau des öffentlichen Raums und auch der gebäudenahen Freiräume geführt. Zentral steht, dass damit eine Reihe von Zusatzwirkungen erreicht werden, die den Kommunen und ihren Bürgerinnen und Bürgern direkt nutzen und das Leben in Städten und Gemeinden sicherer, gesünder und angenehmer machen.