Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Faire Arbeit statt prekäre Jobs: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt davor, ukrainische Kriegsflüchtlinge in Deutschland als günstige Arbeitskräfte auszunutzen.

Robert Feiger (© IG BAU, Alexander Paul Englert)

„Auf dem Bau, in der Landwirtschaft und in der Gebäudereinigung suchen Firmen händeringend nach Personal. Manche Chefs wollen die oft gut qualifizierten Geflüchteten lieber heute als morgen einstellen – aber oft zu schlechten Bedingungen. Wer etwa als Saisonkraft in der Landwirtschaft arbeitet, hat bis zu 70 Tage lang keinen Sozial- und Krankenversicherungsschutz. Nachdem die Arbeitgeberverbände den tariflichen Bau‑Mindestlohn gekippt haben, droht den Beschäftigten in der Branche aktuell ein Einkommen auf dem Niveau des gesetzlichen Mindestlohns. Für 9,82 Euro pro Stunde sollte sich aber keiner die fordernde Arbeit auf dem Bau gefallen lassen“, sagt IG BAU-Bundesvorsitzender Robert Feiger. 

Kein Unternehmen dürfe jetzt die Lage der Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, ausnutzen – ob auf der Baustelle, auf dem Spargelfeld oder in der Reinigungsfirma. „Beschäftigte zweiter Klasse darf es nicht geben“, betont Feiger. Wer vor dem Krieg nach Deutschland geflohen sei und einen Job suche, solle sich über Arbeitsbedingungen, Bezahlung und die eigenen Rechte genau informieren und auf die Gewerkschaft zugehen. Hilfe böten außerdem die DGB-Beratungsstellen „Faire Mobilität“ – auch in ukrainischer Sprache. 

Zwar wisse niemand, wie lange der Krieg in der Ukraine noch dauere. Doch selbst wenn nur ein kleiner Teil der bislang über 340.000 nach Deutschland geflüchteten Ukrainer im Land bleibe, müssten jetzt die Weichen für eine „echte Integration am Arbeitsmarkt“ gestellt werden, so der Gewerkschaftschef. Eine wichtige Voraussetzung dafür sei die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse. „Hier ist vor allem der Staat gefragt. Berufsqualifikationen aus der Heimat dürfen in Deutschland nicht wertlos werden“, sagt Feiger. Entscheidend sei zudem, dass die Behörden den Zugang zu Sprachkursen vereinfachten.

 

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