Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der Ukrainekrieg belastet auch die grüne Branche – und dämpft die Erwartungen an die Zukunft trotz aktuell guter Auftragslage deutlich. Das zeigen die Ergebnisse der Frühjahrskonjunkturumfrage 2022 des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL).

"Jetzt erst recht!": BGL-Präsident Lutze von Wurmb zum Engagement des BGL für mehr grün-blaue Infrastruktur und für die Interessen der Mitgliedsbetriebe in Krisenzeiten. (Foto: Paul-Phillipp Braun/BGL)

Fast 88 Prozent der Befragten bewerten die Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr mit „gleich“ oder „besser“ (2021: 94 Prozent), davon sagen nur 25 Prozent „besser“ (2021: 35 Prozent), aber über 12 Prozent „schlechter“ (2021: knapp 8 Prozent).

An der BGL-Frühjahrsumfrage nahmen rund 400 Betriebe teil, die 9 Prozent der Mitglieder repräsentieren. 53 Prozent davon sagen, dass die aktuellen Erträge ihren Erwartungen entsprechen (2021: 70 Prozent). Dagegen bewerten sie aktuell fast die Hälfte (47 Prozent) als „unbefriedigend“ und „verbesserungsfähig“. Im Frühjahr 2021 sagten dies nur 30 Prozent. Gleichzeitig erzielt die Mehrheit der befragten Betriebe flächendeckend höhere Preise:

• im Privatgarten: knapp 82 Prozent (2021: 68 Prozent),
• bei Gewerbe- und Industrie-Aufträgen: 65 Prozent (2021: 35 Prozent),
• beim öffentlichen Grün: 62 Prozent (33,5 Prozent).

„Zahlungsziel pünktlich eingehalten“: Die Zahlungsmoral der Kunden verbesserte sich ein weiteres Jahr in Folge leicht auf 95,5 Prozent (2021: knapp 94 Prozent).

SCHLECHTE NOTEN FÜR LANGFRISTIGE AUSSICHTEN

Kurzfristig schätzen die Befragten die Situation von Branche und eigenem Betrieb ähnlich wie 2021 ein. Doch langfristig ergibt sich ein anderes Bild. Besonders deutlich wird dies bei der Frage nach den Aussichten für die nächsten fünf Jahre
• für die Branche: Nur noch rund 46 Prozent der Befragten vergeben hier die Schulnoten 1 oder 2 (2021: 64 Prozent), 38 Prozent eine 3 (2021: 28 Prozent). Immerhin fast 16 Prozent vergeben hier sogar die Schulnoten 4 bis 6 (2021: knapp 8 Prozent).

• für den eigenen Betrieb: Fast 59 Prozent vergeben eine 1 oder 2 (2021: fast 70 Prozent), knapp 32 Prozent eine 3 (2021: 25 Prozent). Die Schulnoten 4 bis 6 vergaben in diesem Frühjahr 9,5 Prozent (2021: 5 Prozent).
Auffallend: Für den eigenen Betrieb sehen die Befragten langfristig deutlich bessere Aussichten als für die gesamte GaLaBau-Branche. Stabil bleibt die Auslastung der Betriebe: So sind die befragten Betriebe bei der Pflege durchschnittlich 19 Wochen vollbeschäftigt ausgebucht (2021: 18) und beim Neubau sogar 25 Wochen (2021: 23).

„JETZT ERST RECHT!“: MEHR GRÜN-BLAUE INFRASTRUKTUR

„Angesichts der Schrecken des Ukrainekriegs, der steigenden Energie- und Materialpreise und der Nachrichten zu Inflation, Ressourcenknappheit und Zinsentwicklung teile ich die Sorgen meiner Kolleginnen und Kollegen“, so BGL-Präsident Lutze von Wurmb. „Gleichzeitig beeindruckt es mich, dass ein großer Teil von ihnen zuversichtlich bleibt, gerade mit Blick auf den eigenen Betrieb – zu Recht! Denn die Jahrhundertaufgabe Klimawandel, die dringend nötige, grün-blaue Umgestaltung unserer Städte und Landschaften und die wachsende Sehnsucht der Menschen nach mehr gepflegtem Grün und Artenvielfalt im Privatgarten und öffentlichen Raum – das alles birgt auch künftig große Chancen für uns Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner. Deshalb setzt der BGL sein Engagement für mehr grün-blaue Infrastruktur im Interesse der Mitgliedsbetriebe auch in diesen Zeiten kontinuierlich fort: Jetzt erst recht!“

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