Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Mehr als 110 Preisträger aus 17 Ländern haben seit 2010 mit einer Auszeichnung durch den Europäischen Gartenpreis das Gütesiegel für herausragende Leistungen zeitgenössischer Gartenkunst oder des Managements und der Entwicklung von Kulturlandschaften bzw. des gartenkulturellen Erbes erhalten. Der Europäische Gartenpreis 2022 steht im Zeichen aktueller Entwicklungen. Gezielt wurden „Maßnahmen der Klimaanpassung in historischen Parks oder Gärten“ als Kategorie aufgenommen. Spontan hat die Jury auf den Krieg in der Ukraine reagiert und einen Sonderpreis vergeben.

Schlossgarten Schwetzingen (Foto: SSG Achim Mende)

Die diesjährigen Auszeichnungen, die am Nachmittag des 24. Juni 2022 in Schloss Dyck verliehen wurden, gingen in sieben europäische Länder. Es freuten sich Gewinner aus Estland, Dänemark, Großbritannien, Deutschland und Frankreich über die Auszeichnung mit 1. Preisen. Die vier 2. Preise gingen nach Italien, Dänemark, Großbritannien und in die Tschechische Republik. 

In der neuen Kategorie zum Thema Klimaanpassung wurde der Enghaveparken in Kopenhagen mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Das Projekt überzeugt durch die Aufwertung und Modernisierung eines innerstädtischen, denkmalgeschützten Parks, die zugleich dazu beitragen wird, Überschwemmungen, von denen die Stadt mehrfach nach Starkregenereignissen betroffen war, in Zukunft zu vermeiden. 

Die Jury vergab einen Sonderpreis für die "Gärten des Friedens" mit denen Landschaftsarchitekten aus den am Ersten Weltkrieg beteiligten Nationen, Möglichkeiten der Reflexion über eine Welt bieten, die von wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Umwälzungen geprägt ist. Die Zahl der beteiligten Länder und der Gärten nimmt seit der Initiative durch art & jardins in Frankreich ständig zu. 

Mit dem 1. Preis in der Kategorie „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ wurde der Schlossgarten Schwetzingen ausgezeichnet. Er verbindet idealtypisch verschiedene Epochen und Elemente europäischer Gartenkunst und lässt beispielhafte Rekonstruktionsprojekte und Maßnahmen der Klimaanpassung erleben. Auch der Schlossgarten Frederiksborg in Dänemark als Gewinner eines 2. Preises erfährt wegen seiner Rekonstruktion in den 1990er Jahren, seiner fortlaufenden Weiterentwicklung und innovativer Pflegekonzepte internationale Anerkennung und hohes Besucherinteresse. Ein Mekka für Gartenliebhaber und Pflanzenexperten sind die Gärten von Great Dixter in Südengland. Dem Great Dixter Charitable Trust und dem gelungenen Genrationswechsel zwischen dem Gartengründer Christopher Lloyd und dem jetzigen Chefgärtner Fergus Garrett sind eine einzigartige Vielfalt und Attraktivität zu verdanken. Great Dixter erhält daher einen mehr als verdienten 2.Preis. 

In der Kategorie „Schutz oder Entwicklung einer Kulturlandschaft“ wurden in diesem Jahr wegen der beiden zusätzlichen Kategorie keine 2. Preise vergeben. Der Gewinner des 1. Preises ist das Projekt URBANCOWS im estnischen Pärnu. URBANCOWS ist eines der seltenen Beispiele für eine an Wohn- und Freizeitgebiete angrenzende Kulturlandschaftsentwicklung, bei der der Naturschutz im Vordergrund steht, aber auch neue Angebote für Besucher geschaffen werden. Der Projektname bringt die herausragende Rolle, die Kühe in diesem Projekt übernommen haben, zum Ausdruck. 

In der Kategorie „Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“ ging der 1. Preis nach Großbritannien. Die Royal Horticultural Society hat im Jahr 2021 den Garten RHS Bridgewater im Großraum Manchester eröffnet, dessen modernes Design im Kontext einer alten Kulturlandschaft Gartenliebhaber anspricht und zugleich Ressourcen für vielfältige Bildungsangebote bereithält. 

"La Pista 500" in Turin hat die Teststrecke auf dem Dach der Architekturikone Lingotto, dem historischen Sitz von FIAT, in eine nachhaltige und frei zugängliche Oase mit fast 40.000 Bäumen, Sträuchern und Stauden verwandelt. Dafür gab es ebenso einen zweiten Preis wie für die neue Promenade am Rand des Stadtgartens in Pardubice. Das Design- und Beleuchtungskonzept, die Schaffung neuer Angebote für Spiel und Gastronomie und die Verbindung der Stadt mit dem alten Park, der Burg und der Uferlandschaft, können weit über Tschechien hinaus als beispielhaft gelten. 

Detaillierte Angaben zu allen Preisträgern: siehe Link

 

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