Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Der erste Boller Baumtag fand am 14.7.2022 in der Evangelischen Tagungstätte in Bad Boll statt. Veranstalter waren das im nahegelegenen Gammelshausen angesiedelte Sachverständigenbüro Peter Klug zusammen mit INOVAGIS oHG aus Kassel. Das Schwerpunktthema des Seminars waren Bäume im Siedlungsbereich. An die 140 Teilnehmer aus ganz Deutschland waren angereist, um Fachvorträge anerkannter Baumexperten zu hören.

(Fotos: Arbus)

Bad Bolls Bürgermeister Hans-Rudi Bührle eröffnete die Tagung schwungvoll mit einer Lobeshymne über die Qualitäten der Evangelischen Akademie nebst ausgedehntem Park mit wertvollem Altbaumbestand als Tagungsort. Am Ende des Tages waren sich viele Teilnehmer einig, dass dieser Tagungsort bzgl. der räumlichen Ausstattung, des Parks und der exzellenten Verpflegung definitiv zur „Mercedes Klasse“ zu zählen ist.

Den Eröffnungsvortrag zum Thema Bäume im Lebenszyklus hielt der auch als Veranstalter agierende ö.b.v. Sachverständige Peter Klug. Bäume wiesen entsprechend ihrer Entwicklungsphase ein unterschiedliches Wachstumsverhalten und physiologische Eigenarten auf. Daher sei es erforderlich, Baumpflegemaßnahmen der jeweiligen Entwicklungsphase entsprechend differenziert anzuwenden. Beim Jungbaum sei das primäre Ziel die erfolgreiche Etablierung am Standort. Eine fachgerechte Baumpflege in der Jugendphase fördere primär das Anwachsen des Baumes und passe diesen an räumliche Gegebenheiten an. Auch während der weiteren Entwicklungen eines Baumes sollte eine Baumpflege das primäre Ziel erfüllen, den Baum zu fördern, damit dieser an seinem jeweiligen Standort seine Funktion als vitaler, stabiler und ästhetisch ansprechender Baum erfüllen kann. Die Biologin Stefanie Weigelmeier betonte in ihrem Referat die Bedeutung des Arten- und Habitatschutzes im Rahmen eines Baummanagements. Da Artenschutz und Verkehrssicherheit rechtlich auf gleicher Höhe stünden, müssten auch bei allen Baumpflegemaßnahmen beide Belange gleichwertig berücksichtigt werden.

Der ö.b.v. Sachverständige Roland Schindler begeisterte die Zuhörer durch seine bewusst leicht verständliche Darstellung der Grundlagen der Baumstatik. Es folgten Kurzbeiträge über die Problematik des mehrfach festgestellten Kippversagens bei Ulmenhybriden vor allem der Sorte ‘Dodoens‘. Dies sei primär darauf zurückzuführen, dass Unterlage und veredelte Hybridform unterschiedlich starkes Wachstum aufwiesen. Dabei erläuterte der Baumschulmeister M. Holzheuer, Mitarbeiter des Sachverständigenbüros P. Klug, die Problematik bei Veredelungen und wies auch auf die in der Praxis häufig zu beobachtende zu tiefe Pflanzung von Jungbäumen hin.

Der Jurist Rainer Hilsberg erörterte die Möglichkeiten des Baumschutzes im Rahmen eines Bebauungsplanes. Ein Fazit seiner Ausführungen war, dass der Bebauungsplan insbesondere geeignet sei, vorhandenen (Alt-)Baumbestand bei geplanten Nachverdichtungen zu schützen. Dabei sei aber zu berücksichtigen, dass Bebauungspläne im Gegensatz zu kommunalen Baumschutzsatzungen immer nur räumliche Teilbereiche eines Gemeindegebietes abdeckten.

Der Landschaftsarchitekt Tobias Buschbacher vom Freiraumplanungsbüro Sigmund-Freiraumarchitekten GmbH betonte in seinem Vortrag die Bedeutung der richtigen Auswahl von Gehölzen und der Schaffung eines geeigneten Standortes für eine erfolgreiche Entwicklung eines Baumes. Die Anforderungen und Bedürfnisse von Bäumen im städtischen Umfeld würden in der Praxis häufig zu wenig berücksichtigt. Anforderungen und Möglichkeiten eines modernen Baummanagements wurden von INOVAGIS Geschäftsführer Moritz Wurm erläutert. Zeitgemäß seien Cloud-Lösungen, die orts- und zeitunabhängige Zugriffe aller Akteure praktisch von jedem Gerät mit Internetverbindung ermöglichen. Als Weiterentwicklung des seit vielen Jahren in Betrieb befindlichen Katastersystems Arbokat soll 2023 die Cloud-Lösung Arbonet auf den Markt kommen.

Praxisvorführungen wie eine Schallmessung während der Pause und ein Zugversuch am Ende des Tages waren Teil der Tagung. Den Abschluss des Tages bildete Peter Klugs Vortrag über Baumdenkmale und ihre Überlebensstrategien. Der Beitrag war überschrieben mit der Aufforderung: „Zum Bestaunen“. Es folgten zahlreiche wunderschöne Bilder von Baumveteranen und ungewöhnlichen Baumgestalten des ambitionierten Hobbyfotografen. Der 138 Seiten umfassende und reich bebilderte Tagungsband kann beim Arbus Verlag bezogen werden. Text: Martina Lewald-Brudi, Dipl. Ing. Landespflege (TU), ö.b.v. Sachverständige für Baumpflege und Verkehrssicherheit von Bäumen Fotos: Arbus

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Sachverständigenbüro Peter Klug

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