Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Markus Wollweber hat sich 1989 nach einer Ausbildung im Zierpflanzenbau und Gehilfenzeit im Garten- und Landschaftsbau selbstständig gemacht. Seit 1995 ist er Geschäftsführer der Firma Crämer & Wollweber mit Sitz in Königswinter-Oberpleis. Das Unternehmen ist erfolgreich als Fach- und Ausbildungsbetrieb mit Schwerpunkt auf der Gestaltung von Außenanlagen und Naturräumen, insbesondere von Privatgärten. Eine besondere Expertise besteht in der Planung, Anlage und Pflege von naturnahen Gärten.

"Die Kundenwünsche entwickeln sich deutlich zu mehr Ökologie und es gibt ein wachsendes Bewusstsein für die Potenziale von Gärten", so Markus Wollweber. "Ich glaube sogar, private Gärten sind der Schlüssel für den Erhalt und Ausbau von Lebensräumen."

Zu den wesentlichen Merkmalen eines naturnahen Gartens gehören in erster Linie die Pflanzenauswahl und -kombination. Aber auch die Aspekte Stein und Wasser sind wichtig.

Seit 1995 ist Markus Wollweber Geschäftsführer der Firma Crämer . (Fotos: BGL/Wollweber)

Was sind für Sie wesentliche Merkmale eines naturnahen Gartens?

Wollweber: Das ist natürlich in erster Linie eine Frage der Auswahl der Pflanzen und ihrer Kombination, umfasst aber auch die Aspekte Stein und Wasser. Ein naturnaher Garten sollte möglichst vielfältig sein, damit er für Insekten und Vögel ganzjährig Lebensraum und Futterquellen bietet. Das bedeutet nicht, dass der Garten insgesamt wie ein Ausschnitt der freien Natur aussehen muss - aber zumindest Teile jedes Gartens können eben naturnah gestaltet sein. Dazu gehören beispielsweise ein Stück Magerrasen bzw. Wildblumenwiese statt Golfrasen, eine Natursteinmauer an geeigneter Stelle, ein Kompost- und/oder Totholzhaufen und möglichst auch Wasser als kleiner Gartenteich. Aufgrund der Veränderungen durch den Klimawandel muss auch die Pflanzenauswahl angepasst werden. Hitze- und trockenheitstolerante Pflanzen, die aber auch Winterfröste aushalten, sind heute gefragt, das müssen nicht zwingend nur heimische Gehölze, Stauden und Gräser sein.

Was bedeutet das für die Gartenplanung und Ausführung?

Wollweber: Das Wichtigste ist nach meiner Erfahrung, im ersten Schritt die Besonderheiten des Standorts aufzunehmen und die Erwartungen und Nutzungswünsche der Gartenbesitzer zu erfassen. Dann gehen wir in der Beratung und konkreten Planung natürlich auch auf ökologische Themen ein. Dazu gehört heute auch die Frage, ob eine Zisterne eingebaut wird, um Wasser zu speichern und zur Nutzung im eigenen Garten zu sichern.

Sehen Sie so etwas wie einen Trend zu mehr Naturnähe im Privatgarten?

Wollweber: Ja, absolut. Die Kundenwünsche entwickeln sich deutlich zu mehr Ökologie und es gibt ein wachsendes Bewusstsein für die Potenziale von Gärten. Ich glaube sogar, private Gärten sind der Schlüssel für den Erhalt und Ausbau von Lebensräume n. Aufgrund der vergleichsweisen Kleinteiligkeit und damit verbundenen Vielfalt von Pflanzen ist im besiedelten Raum der Städte und Dörfer heute die Biodiversität an Insekten und Vögeln deutlich größer als in den Monokulturen der freien Land(wirt)schaft. Und wenngleich das Wissen um Naturzusammenhänge bei Gartenbesitzern heute meist noch wenig ausgeprägt ist, ist das allgemeine Interesse an diesen Themen sehr groß.

Gibt es auch Aufträge, die Sie ablehnen würden?

Wollweber: Ich bin überzeugt davon, dass ein GaLaBau-Betrieb sich in dem großen Spektrum der Arbeitsgebiete unserer Branche spezialisieren sollte und vor allem daran arbeiten muss, ein stringentes Profil zu entwickeln. Bei uns ist das in erster Linie die langjährige Erfahrung und Expertise im Bereich naturnaher Gärten. Wir haben beispielsweise für ein Arboretum einen Hirschkäfermeiler gebaut, für Kommunen Ersatzhabitate und -quartiere für Vögel und Fledermäuse und Reproduktionsgewässer für Amphibien geplant und realisiert. Das heißt nicht, dass wir ausschließlich naturnahe Gärten planen und bauen, aber mit Sicherheit würden wir niemals eine Schotterwüste anlegen oder Kunstrasen verwenden.

Welche Bedeutung hat nach Ihrer Erfahrung die Pflanzenkenntnis im GaLaBau?

Wollweber: Die Pflanzenkenntnis sowie Wissen und Erfahrung in der Pflanzenverwendung sind meines Erachtens die Basis für unseren Beruf. Natürlich arbeiten wir mit allen Materialien, Beton und Naturstein, Holz, Glas etc. Aber es sind die Pflanzen, die den Garten erst zum Garten machen. Eine solide Pflanzenkenntnis macht es überhaupt möglich, den Garten individuell und dabei standortgerecht zu bauen. Welche Exposition hat der Garten, welche Bodenqualität, wie ist die Wasserverfügbarkeit, gibt es Besonderheiten wie eine Hanglage oder starke Windeinflüsse ...? Diese Standortfaktoren gilt es zu verstehen und dann in eine stimmige Planung umzusetzen. Was will der Kunde, was nützt der Natur, welchen Beitrag könnte der jeweilige Garten als Lebensraum für Insekten, Vögel, Wildtiere bieten? Diese und weitere Fragen sind ebenfalls nur mit einer guten Pflanzenkenntnis zu beantworten. Deshalb würde ich mir wünschen, dass schon in der Ausbildung junger Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner die Zusammenhänge von Gärten und Naturschutz stärker integriert wären, beispielsweise mit entsprechenden überbetrieblichen Angeboten.

 

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