Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Investitionsstark, Treiber des technischen Fortschritts und in der Summe eine oft unterschätzte Branche – so sehen sich die gewerblichen Lohnunternehmer für die Landwirtschaft in Deutschland. „Mit 6.000 Unternehmen, rund 40.000 Mitarbeitern, einem Branchenumsatz von mehr als vier Milliarden Euro und einem jährlichen Investitionsvolumen von rund einer Milliarde Euro sind wir ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Landwirtschaft, für den ländlichen Raum und immer mehr auch für Kommunen.“

(v.l.n.r.): Dr. Martin Wesenberg, Geschäftsführer BLU e.V., Klaus Pentzlin, Präsident BLU e.V., Dr. Hartmut Matthes, Geschäftsführer BLU e.V. (Foto: BLU Bundesverband Lohnunternehmen e.V..)

Das stellte Klaus Pentzlin, Präsident des Bundesverband Lohnunternehmen e.V. (BLU), am 7. Dezember im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Branchenveranstaltung DeLuTa Bremen 2022 im Bremer Congress-Centrum heraus.

Hoher Marktanteil in der Ernte

Große Bedeutung haben die gewerblich tätigen Lohnunternehmen vor allem in der Ernte landwirtschaftlicher Produkte: Ihr Marktanteil liegt in der Maisernte bei über 90 %, in der Getreideernte bei 50 % und bei Zuckerrüben und Kartoffeln bei rund 30 %. Der Grund sind die sehr teuren Spezialmaschinen, die in dem oft sehr kurzen Zeitraum der Ernte eine hohe Flächenauslastung erfordern, um rentabel arbeiten zu können. Dies könne der einzelne landwirtschaftliche Betrieb so meist nicht darstellen. Das gelte besonders für die jeweils neuesten Maschinengenerationen für den Ackerbau und die Grünlandbewirtschaftung, erläuterte der BLU-Präsident weiter.

Den Strukturwandel der Landwirtschaft entschleunigen

„Die Lohnunternehmer entschleunigen so den Strukturwandel in der Landwirtschaft: Sie sorgen dafür, dass auch Familienbetriebe unabhängig von ihrer Betriebsgröße modernste Maschinen und Methoden der digitalen Präzisionslandwirtschaft einsetzen können“, so BLU-Geschäftsführer Dr. Hartmut Matthes. Dadurch könnten die Landwirte die Vorteile der neuesten Technik hinsichtlich Schlagkraft, Arbeitserleichterung und Umweltentlastung sowie der möglichen Verbesserungen bei Effizienz, Genauigkeit und Dokumentation aller betrieblichen Abläufe nutzen.

„Die Qualität der Arbeiten beispielsweise in der Aussaat, der Düngung und dem Pflanzenschutz sowie bei der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern wird so auf ein neues Niveau gehoben“, bilanziert der Landtechnikspezialist.

Familienbetriebe können sich auf Kernaufgaben konzentrieren

Für die Kunden der Lohnunternehmen habe das große Mehrwerte: „Die landwirtschaftliche Familie kann sich so auf die wirklich nötigen Investitionen und auf die Kernarbeiten im Betrieb konzentrieren. Das nimmt viel Druck raus und fördert zugleich den betrieblichen Erfolg“, so Dr. Matthes weiter. Dabei würden die Möglichkeiten des technischen Fortschritts in der Landtechnik längst noch nicht ausgeschöpft: „Das technologische Potenzial in der Landtechnik für eine höhere Effizienz und Nachhaltigkeit ist immer noch enorm. Die Digitalisierung treibt den technischen Fortschritt und damit den Wandel auf dem Acker weiter an. Und die Lohnunternehmen bringen diesen Fortschritt auf die Höfe.“

Innovationstreiber und Schrittmacher der Digitalisierung

„Wir sind die Innovationstreiber, die Schrittmacher der Modernisierung und Digitalisierung des Ackerbaus und der Grünfutterernte. Die neueste Technik findet meist über die Lohnunternehmen ihren Ersteinsatz in der Landwirtschaft“, bestätigte BLU-Präsident Pentzlin die Einschätzung und beschrieb die Mission des Verbandes: „Wir Lohnunternehmer sehen es als unsere Aufgabe, die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Landwirtschaft auch mittel- bis langfristig zu sichern.“

Ökolandbau braucht teure Technik

Dies gelte uneingeschränkt auch für die landwirtschaftlichen Betriebe, die auf den Ökolandbau umgestellt haben. „Die Methoden des ökologischen Landbaus und die dafür nötige Technik wie neueste, digitale Hackgeräte für den mechanischen Pflanzenschutz werden immer stärker nachgefragt. Für die klassische Handhacke fehlt den Betrieben inzwischen das Personal fast gänzlich. Unsere Betriebe investieren hier massiv“, berichtete der BLU-Geschäftsführer. „Leider ist es auch bei dieser Technik so, dass sie für die Eigenmechanisierung von Familienbetrieben oft nicht rentabel einzusetzen ist. Diese Herausforderung lösen die Lohnunternehmer dann.“

Wachsendes Potenzial für kommunale Aufgaben

Ein wachsendes Kunden- und Auftragspotenzial sieht der Bundesverband der Lohnunternehmen bei den Kommunen im ländlichen Raum. Pentzlin stellte fest: „Der Fachkräftemangel und das Auslastungsproblem von Technik und Mitarbeitern stellt sich inzwischen auch für immer mehr Bauhöfe und Straßenmeistereien, gleichzeitig werden die entsprechenden Budgets in den kommunalen Haushalten knapper. Unsere Mitgliedsbetriebe können auch hier als Problemlöser agieren und Aufgaben mit neuester Technik und erfahrenen Fachkräften übernehmen, beispielsweise bei der Landschaftspflege und im Tiefbau.“ Er werde deshalb seine Mitglieder im Rahmen der DeLuTa auffordern, ihre Dienstleistungen bei den Kommunen und den gewerblichen Kunden im ländlichen Raum noch aktiver anzubieten.

Energiewende bringt neue Aufgaben

Ein wachsendes Potenzial bringe auch die Energiewende mit sich: „Die hoch gesteckten Ziele der Energiewende erfordern den Aufbau einer energiewirtschaftlichen Infrastruktur in der Fläche in einem Ausmaß, das Vielen noch gar nicht klar ist. Das wird sehr arbeitsaufwändig – erst beim Aufbau, dann bei der laufenden Pflege. So müssen beispielsweise bei der Freiflächen-Photovoltaik nicht nur Anlagen aufgebaut und Kabel verlegt werden. Diese Solarparks müssen anschließend auch regelmäßig gepflegt, also gereinigt und gemäht werden.“

Ausblick: Farm-to-Fork auch als Chance sehen

BLU-Präsident Klaus Pentzlin stellte in seinem Fazit klar, dass sein Verband veränderte Rahmenbedingungen und Ansprüche von Politik und Gesellschaft nicht ablehne, sondern als Herausforderung sehe: „Der Green Deal und Farm-to-Fork werden sicherlich erhebliche Herausforderungen für die Landwirte mit sich bringen, sie können aber auch neue Chancen bieten. Die Landwirtschaft wird angesichts des Klimawandels immer mehr auf Nachhaltigkeit und Umweltschonung ausgerichtet und die Landnutzungssysteme werden sich entsprechend ändern müssen. Für uns heißt das: Es gibt eine neue Landwirtschaft. Wir sind darauf eingestellt und wir werden unsere Kunden bei der Bewältigung der neuen Herausforderungen optimal unterstützen.“

10. DeLuTa Bremen 2022

Rund 12.000 Besucher aus ganz Deutschland werden heute und morgen zur 10. DeLuTa (Deutsche Lohnunternehmer Tage), der im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindenden Branchenveranstaltung der landwirtschaftlichen Lohnunternehmen, im Bremer Congress-Centrum erwartet. Nach dem Pandemie-bedingten Ausfall der DeLuTa 2020 gastiert die Veranstaltung zum dritten Mal in Bremen. Ausrichter ist der Bundesverband der Lohnunternehmen (BLU) e.V., dessen rund 2.000 Mitglieder mit bundesweit 30.000 Mitarbeitenden in 12 Landesverbänden organisiert sind. Neben rund 60 Fachvorträgen, Foren und Diskussionsrunden bieten auch die 260 Aussteller in vier Hallen auf insgesamt 28.000 Quadratmetern neueste Maschinen, Informationen und Inspirationen für die Branche an.

 

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