Leise rieselnder Schnee, frostige Kristalle an den Fenstern und eine glatte Eisschicht bedeckt den Teich - so sieht die Traumvorstellung vieler vom Winter aus. Doch immer häufiger gestaltet sich die Realität anders. Denn der Klimawandel beschert uns im Schnitt mildere Temperaturen, also eher nasskalte Tage als ein stimmungsvolles „Winterwonderland". Umso wichtiger, den Garten so zu gestalten, dass er auch ohne schmückende Schneeschicht und vom Sofa aus verzaubert.
Den Blick gelenkt
Der Winter ist die einzige Jahreszeit, in der im Garten die architektonischen Elemente die Hauptrolle spielen. Von Frühling bis in den Herbst halten die Pflanzen das Zepter in der Hand. Sie bestimmen Stimmung, Farbgebung und auch den Stil des Gesamtbilds. Doch wenn die Bäume kein Laub mehr tragen, die Blüten der Stauden vertrocknet und alle Zwiebelblumen eingezogen sind, kommen die baulichen Komponenten der Gestaltung wunderbar zur Geltung: Ein Pavillon im hinteren Bereich, eine Pergola, die die Terrasse einrahmt und auch eine terrassierende Mauer wirken mit ihrer Form, Struktur und dem Material nun wie eindrucksvolle Kunstwerke.
„Auch Wege haben im Winter ihren großen Auftritt - als gekonnt inszenierte Sichtachsen", weiß Thomas Büchner vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL). „Geschickt angelegt, lenken sie den Blick, schaffen ein Gefühl von Weite oder rücken ein besonderes Objekt in den Mittelpunkt." Führt ein Weg dagegen schwungvoll über das Grundstück, verschwindet mal hinter einer immergrünen Hecke und taucht an anderer Stelle wieder auf, entstehen Spannung und Dynamik im sonst eher ruhigen winterlichen Garten. Wenn gewünscht, können Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner mit einem besonderen Verlegemuster aus unterschiedlichen Steinarten oder -farben zusätzlich optische Highlights schaffen.
Immergrüne bringen Farbe
Neben baulichen Elementen sind Immergrüne die Stars im Wintergarten. Denn sie trotzen Wind und Wetter und verleihen dem Grundstück während des eher tristen Winters frische Farbe. „Vor allem eine formale Anordnung der Gehölze kann nun ihre volle Wirkung entfalten", so Thomas Büchner vom BGL. „Dazu gehören zum Beispiel paarweise Pflanzungen gleicher Arten oder bewusste Wiederholungen auf dem Grundstück." Als Solitäre inszeniert und prachtvoll geformt werden Immergrüne jetzt zu zentralen gestalterischen Hinguckern. In Reih und Glied gepflanzt, bringen sie Struktur ins Gesamtkonzept und sorgen für Privatsphäre. Gerade im Winter, wenn viele Gewächse ohne Laub dastehen und kaum vor neugierigen Blicken schützen, sind dichte Hecken viel wert.
Neben den Immergrünen können in der vierten Jahreszeit auch andere Gehölze punkten. Zwar nicht mit frisch-grünem Laub, aber mit interessantem Wuchs, farbiger Rinde oder knalligen Früchten. Korkenzieher-Hasel und Korkenzieher-Weide beispielsweise verblüffen mit gedrehten Zweigen. Verschiedene Hartriegel-Sorten (Cornus) offenbaren ohne Blattwerk auffallend rote oder gelbe Äste, der Ranunkelstrauch (Kerria japonica) setzt mit seinen Ruten auch ohne Laub grüne Akzente und die Schönfrucht (Callicarpa bodinieri) schmückt sich bis in den Winter hinein mit lilafarbenen Perlen.
Licht ins Dunkel - am besten „smart"
Im Winter sind die Nächte lang und Dunkelheit bestimmt sogar schon am Nachmittag das Leben draußen. Viele Gartenbesitzerinnen und -besitzer wünschen sich daher etwas Beleuchtung auf dem Grundstück. Das hat längst nicht nur gestalterische Gründe, auch wenn sich mit Licht wunderschöne Effekte erzielen lassen. „Beleuchtung ist auch für ein Gefühl von Sicherheit wesentlich", weiß Thomas Büchner vom BGL. „Wenn der abendliche Blick durch das Fenster nicht in einem schwarzen Loch, sondern in einem Garten landet, der mit bewusst gesetzten Lichtquellen hier und da stimmungsvoll akzentuiert wird, fühlt man sich in seinem eigenen Heim viel wohler und kann das Draußen von drinnen aus genießen."
In Zeiten von hohen Energiekosten und einem stärker werdenden Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge (konkret: der sogenannten Lichtverschmutzung) raten Landschaftsgärtnerinnen und -gärtner von stundenlanger, starker Beleuchtung ab. Vielmehr empfehlen sie ein Smart Lightning Konzept, also eine intelligente, sparsame Beleuchtung, die auf ihre Umgebung reagiert, zum Beispiel mit gut eingerichteten Bewegungsmeldern oder Sensoren. „Es ist wichtig, die Nacht auch Nacht sein zu lassen, denn Tiere brauchen die Dunkelheit ebenso wie wir Menschen", betont Thomas Büchner. „Das richtige Lichtkonzept verbindet daher gestalterische Wünsche gekonnt mit Umweltverträglichkeit."