Fachzeitschrift für den Garten- und Landschaftsbau

Was für eine gelungene Verbindung zwischen historischer Villa, parkähnlichem Garten und Landschaft. Der „Baumeister der Bergstraße“, Heinrich Metzendorf (1866 – 1923), hätte sicher seine helle Freude daran gehabt. Der Architekt und Steinmetz, bekannt für seine landschaftsprägenden Villen an der Bergstraße, hatte dieses Landhaus aus rotem Sandstein, weißen Fensterrahmen und Odenwälder Holzschindeln einst im Stil des Historismus gebaut.

Klar definierte Räume mit unterschiedlichen Atmosphären: Der höher gelegene Gartenbereich beherbergt einen unter Denkmalschutz stehenden Laubengang, der mit Blauregen bepflanzt ist.

Das Biotop als Übergangsbereich zwischen gestaltetem Garten und Wald.

Viktorianisches Gewächshaus und alte emaillierte Badewanne mit Blick ins Tal (ganz rechts im Bild) – nur schwindelfrei sollte man fürs Bad sein. (Fotos: Feldmann Gartenarchitektur)

Feldmann Gartenarchitektur

Die Kunst, große Bäume umzupflanzen und sehr geschickt in Bestehendes einzufügen, praktizierte erstmals Hermann Fürst von Pückler-Muskau. Dass so etwas auch gut 200 Jahre später perfekt gelingen kann, zeigt uns Gartenarchitekt Christoph Feldmann mit seinem Team. Die neu gepflanzten Gehölze entsprechen sowohl in ihrer Größe als auch in ihrem Alter dem vorhandenen Baumbestand und fügen sich wunderbar in den Garten ein. Terrassierung durch hervorragend gebaute Trockenmauern, Raumbildung durch eben diese großen, geschickt platzierten Bäume und eine durchdachte Anordnung von Wasserflächen und Sitzflächen sind die Zutaten, die es braucht, um unterschiedlich nutzbare Lebensräume zu schaffen.

In höchster Ausführungsqualität ist hier ein Landhausgarten entstanden, der einen wirklichen Gegenpol zum Leben in einer Metropole darstellt – fernab von einer durch Beton, Straßen und Autos geprägten digitalen Welt. Die Planung und der Bau eines solchen „Gegenpols“ war der große Wunsch der Gartenbesitzer an den Gartenarchitekten. Diesen Wunsch hat Christoph Feldmann mit seinem Ausführungsteam von Landschaftsgärtnern hervorragend erfüllt.

Das Wohnhaus, welches dem Garten aus der Sicht eines Gärtners als Kulisse dient, besitzt eine eigene interessante Geschichte. Hier sei nur so viel verraten, dass ein sehr bekannter Architekt dieses Haus zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts geplant und nach dessen Fertigstellung auch bewohnt hat.

Die natürlichen Baumaterialien des Hauses, wie Sandstein und Eichenholz, finden wir auch im Garten wieder, obwohl zwischen der Erstellung des Hauses und dem Bau des Gartens in seiner jetzigen Form gut einhundert Jahre vergangen sind. Gerade die Auswahl der verwendeten Materialien schafft die Harmonie zwischen Garten und Haus und zeigt dazu noch einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren wertvollen Ressourcen. So bleibt mir am Schluss nur festzustellen, dass die Jury die richtige Entscheidung getroffen hat, diesen Garten zum Garten des Jahres 2023 auszuwählen.

Herzlichen Glückwunsch an Christoph Feldmann und die Landschaftsgärtner der Feldmann Gartenarchitektur!

Haus und Garten liegen eingebettet am Hang zwischen einem kleinen Laubwäldchen und einem märchenhaften Eibenwald, die beide zum Grundstück gehören. Die Region ist klimatisch begünstigt, entsprechend sind die umliegenden Hänge dicht an dicht mit Weinreben besetzt. Es ist ein besonderer Ort, das spürt man sofort. Daher ist es für Landschaftsarchitekt Christoph Feldmann auch ein Anliegen, diesen besonderen Genius Loci herauszuarbeiten. Der Zauber dieses Ortes, seine Lage und die Entstehungsgeschichte der Villa, die mit natürlichen Baustoffen und erstklassigem Handwerk assoziiert ist – das alles soll sich im Garten widerspiegeln. „Kein protziger, durchgestylter Garten kam hier infrage, sondern vom Gefühl her eher ein Landhausgarten, der sich in die umliegende Landschaft integriert“, betont Christoph Feldmann. Was diese Einschätzung anbelangt, liegen der Landschaftsarchitekt und die kunstsinnige Familie, die das Grundstück erworben hatte, sofort auf einer Wellenlänge.

Außer den Terrassenflächen am Haus und einem denkmalgeschützten Laubengang, einer mit Blauregen bewachsenen Stahlkonstruktion, ist wenig vorhanden, auf das Christoph Feldmann zurückgreifen kann. Um die stark geböschte, große Rasenfläche in nutzbare Ebenen zu verwandeln, werden 200 m² Trockenmauern in reiner Handarbeit errichtet – aus Grauwacke wegen ihres lebendigen Farbenspiels in Rotbraun bis Grau. „Der Stein lässt sich gut integrieren und wirkt natürlicher als der rote Odenwälder Sandstein. Patina ist erwünscht, lässt den Garten würdevoll altern und verbindet Alt mit Neu“, erklärt der Landschaftsarchitekt die Materialwahl.

Es entstehen klar definierte Räume mit unterschiedlichen Atmosphären, die den Garten erlebbar machen. Nichts darin ist reine Dekoration – es ist ein Garten, den man mit allen Sinnen erleben kann. Jeder Lebensraum besitzt seine eigene atmosphärische Identität. „Unterschiedliche Gartensituationen sollen Raum und Zeit für Individualität bieten, sodass man Momente eigenständig gestalten kann“, sagt Christoph Feldmann. Solche Orte sind z. B. die Terrassenebene mit Gewächshaus und Hochbeeten oder der Weinberg (Wingert) oberhalb des Eibenwaldes, der von Hand in den Hang modelliert wurde. Oder der verschwiegene Sitzplatz unter alten Birnbäumen, die ursprünglich aus einer Obstplantage stammen und hier in aller Ruhe altern dürfen.

So wie es Orte des Rückzugs gibt, gibt es auch solche für Geselligkeit: etwa der Pool mit Rasenplateau, der Platz mit Feuerring oder der große Holztisch mit Bänken vor dem Holzofen in der Trockenmauer. Den Pool umgibt ein Wiesengarten nach dem Vorbild eines englischen Meadow Garden.

Die Beete dort sind als Matrixpflanzung gestaltet: Duftendes Tautropfengras (Sporobolus heterolepsis) im sonnigen Bereich und Herbst-Kopfgras (Sesleria autumnalis) in absonnigen Lagen, bilden die Gräsermatrix. Dort eingestreut sind zarte Blühstauden wie Purpur-Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis 'Tanna'), Prachtkerze (Gaura lindheimeri), Purpur- Witwenblume (Knautia macedonia) und Patagonisches Eisenkraut (Verbena bonariensis). Raumbildner und Strukturgeber für die einzelnen Gartenbereiche sind der vorhandene Baumbestand und ausgewählte Solitäre, Großbäume mit Charakter, nicht zu perfekt in ihrem Aufbau, damit sie sich nicht zu sehr vom alten Baumbestand unterscheiden. Über Trittplatten geht es schließlich von der Gartenin die Waldwelt. Mittler zwischen den beiden Welten: ein kleines Biotop, entstanden auf ausdrücklichen Wunsch der Gartenbesitzer. „Die Planung war ein gemeinsamer dynamischer Prozess, was zu einer besonderen Beziehung zwischen den Gartenbesitzern und ihrem Garten geführt hat“, resümiert Christoph Feldmann.

 

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