Bundesumweltministerin Steffi Lemke übereichte heute am 22. Februar zusammen mit Vertretern der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt die Urkunde für die verlängerte Förderung eines der Leuchtturmprojekte des NABU, des Naturschutzgroßprojektes „Untere Havelniederung“ zwischen Pritzerbe und Gnevsdorf. Die feierliche Übergabe fand an Bord eines Havelschiffes statt.
Seit 2010 renaturiert der NABU einen rund 90 Kilometer langen Flussabschnitt. Der NABU erhält nun weitere Fördermittel in Höhe von rund 29 Millionen Euro und wird die Renaturierung der Unteren Havel bis zum Jahr 2033 verlängern. Damit erreicht Europas größte Flussrenaturierung noch einmal größere Ausmaße. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) im Programm „chance.natur - Bundesförderung Naturschutz“ sowie von den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt gefördert und vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) fachlich begleitet.
Die Förderung ermöglicht eine deutliche Erhöhung des bisher bewilligten Maßnahmenumfangs. Zusätzlich möglich werden unter anderem der Anschluss von zehn Flutrinnen und acht Altarmen, die Absenkung von Uferverwallungen in zwölf Abschnitten, die Initialisierung von 86 Hektar Auenwald und der Wiederanschluss von 157 Hektar Aue. Im Zusammenspiel bringen diese Maßnahmen wirksame Verbesserungen für die Natur, zum Beispiel eine steigende Wasserqualität, neue Lebensräume für erhöhte Artenvielfalt, natürlichen Hochwasserschutz und die Verbesserung der Klima-Resilienz.
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: „Hier an der Havel wird weiterhin Naturschutzgeschichte geschrieben. Auf das bisher Erreichte sind wir als NABU sehr stolz und blicken mit großer Freude auf die nächsten zehn Jahre. Mit der Aufstockung der Förderung sichern wir noch mehr dieser besonderen Flusslandschaft und festigen ihren Status als internationales Renaturierungsvorbild. Gemeinsam mit den Fördergebern zeigen wir an der Havel eindrucksvoll, dass die Renaturierung unserer Flüsse im Einklang mit vielfältigen Anliegerinteressen möglich ist.“
Brandenburgs Umweltstaatssekretärin Anja Boudon: „Das bundesweit beispielhafte Projekt trägt durch eine intensive Vernetzung von Fluss und Aue dazu bei, den Rückgang der noch vorhandenen Vielfalt wildlebender Arten in einem der größten binnenländischen Feuchtgebiete aufzuhalten. Damit wird die Situation gefährdeter Arten und Biotope verbessert und überlebensfähige Populationen von Arten gesichert, für die Brandenburg eine besondere Verantwortung trägt. Das Projekt steht so ganz im Zeichen der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und leistet gleichzeitig einen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz, indem unter anderem bis Projektende 175 Hektar Auenwald gepflanzt werden.“
Sachsen-Anhalts Umweltstaatssekretär Dr. Steffen Eichner betont: „Die Erfolgsgeschichte zur Renaturierung der Unteren Havelniederung wird fortgesetzt. Die Verlängerung dieses wichtigen Naturschutzgroßprojektes bis 2033 bei gleichzeitig erhöhten Fördermitteln ist ein starkes Signal und eine Bestätigung der bislang erfolgreichen Arbeit. Im engen Schulterschluss mit dem NABU stellen der Bund sowie die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt die Weichen für mehr Naturschutz und natürlichen Hochwasserschutz in diesem bedeutenden Flussgebiet.“
Hintergrund
Die Untere Havelniederung ist das größte und bedeutsamste Feuchtgebiet im Binnenland Mitteleuropas. Allerdings verursachten Flussausbaumaßnahmen ab Ende des 19. Jahrhunderts weitreichende ökologische Schäden. Zwischen 2005 und 2009 plante der NABU das umfassende Renaturierungsprojekt; seit 2010 finden die Rück- und Umbauten statt, um den Fluss wieder so naturnah wie möglich zu gestalten. Die Dimensionen des Projekts sind immens, es ist das größte seiner Art in Europa. Beide Projektphasen sind dank der finanziellen Unterstützung des Bundes im Förderprogramm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ sowie der Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt möglich. Die Erfolge der Renaturierung sind heutzutage schon deutlich sichtbar: Die Untere Havel ist wieder ein Naturparadies und Lebensraum für zahlreiche, teilweise seltene Arten wie zum Beispiel den Kampfläufer, Aal und die Sumpfdotterblume. Seit Beginn der Baumaßnahmen 2010 konnten insgesamt 24 Kilometer Uferdeckwerk zurückgebaut, 36 Flutrinnen und acht Altarme an den Fluss angeschlossen werden. Es wurden Uferverwallungen abgesenkt, damit sich natürlicher Auenwald entwickelt. Außerdem wurden 50 Hektar Auenwald initialisiert und 746 Hektar Überflutungsgebiet zurückgewonnen.
Mehr zum Projekt: siehe Link